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VANDEN PLAS - The Empyrean Equation of the long lost Things (2024)
(8.860) Olaf (9,5/10) Progressive Metal
Label: Frontiers Music s.r.l.
VÖ: 19.04.2024
Stil: Progressive Metal
Ich habe ein riesiges Problem mit Progressiven Metal, denn nach Watchtower und Dream Theaters „Images and Words“ hat mich aus dieser Sparte nie wieder so richtig was umgehauen. Threshold klammer ich da mal aus, weil das ist eher Prog Rock und bei denen küsse ich jeden Zentimeter Boden, auf dem sie wandeln. Woran liegt das also?
Höchstwahrscheinlich daran, dass ich keinen Bock habe, zum Lauschen der Musik ein Masterabschluss in Teilchenphysik vorweisen zu müssen, um das zu verstehen, was die Band mit ihrer Musik ausdrücken möchte. Der Olaf braucht es technisch etwas simpler und nachvollziehbarer und in diese Kerbe springen seit Jahren schon Vanden Plas, die allerdings auch einen großen Makel aufweisen: Ihre Herkunft, denn seit der 1.FC Kaiserslautern meine Hertha aus dem DFB-Pokal geworfen hat, ist mein Verhältnis zum Fritz-Walter-Country nachhaltig getrübt. Aber da können die Proggies aus der Pfalz nichts für, auch wenn sie mal vor Urzeiten einen Song für ebenjenen Verein geschrieben haben. Darüber versuche ich hier mal hinwegzusehen.
Seit 38 Jahren wandelt das Quintett schon über die Erde und schafft es irgendwie mit jedem Album, meine Aufmerksamkeit zu erregen, obwohl…siehe oben, denn trotz der hochgradig technischen Perfektion schaffen es Vanden Plas immer, ihre Songs so zu gestalten, dass auch ich denen folgen kann. Sprich, sie schaffen es, hochkomplexes Songwriting so zu verpacken, dass es simpel und eingängig klingt, sich aber jeder halbwegs anständige Musiker dabei die Finger verknoten würde. Und das ist eine Eigenschaft von Musikern, die ich schätze und bewundere.
Auf 11 Alben haben es die Mannen um Musical- und Ausnahmesänger Andy Kuntz mittlerweile gebracht und auch mit dem neuen namens „The empyrean Equation of the long lost things“ nicht einen Millimeter an Innovation und Ideenreichtum eingebüßt, obwohl hier ein weiteres Negativum des Prog-Metals zu Tage tritt: Die elendig langen Plattennamen. Doch auch daran soll es nicht scheitern, denn dieses Album ist eine weitere Steigerung im Backkatalog von Vanden Plas, die mich bereits mit ihrem Vorgänger „The Ghost Experiment: Illumination“ komplett abholten und begeisterten.
Hier liegt die Sachlage aber noch ein wenig anders, denn neben dem großartigen Songwriting und der herausragenden Technik haben es die Proggies ebenfalls geschafft, Ohrwürmer zu kreieren, die sofort haften bleiben und mir den Tag versüßen. Beste Beispiele hierfür sind zum einen die erste Single „My Icarian flight“ und vor allem „Sanctimonarium“, wobei gerade letztgenannter trotz seiner Länge von über 10 Minuten zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen lässt und vielmehr mit Artenreichtum per excellence aufwarten kann.
Das liegt vor allem am grandiosen Gitarrenspiel von Stephan Lill, der einem John Petrucci oder Karl Groom in wenig nachsteht und der sich mitreißende Duelle mit Neu-Keyboarder Alessandro Del Vecchio liefert, die mein Musikherz vor Freude hüpfen lassen. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass hier der für mich legitime Nachfolger der bereits oben erwähnten DT Scheibe aus dem Jahr 1992 vorliegt, da ich die Scheibe der Pfälzer ebenso aufsauge wie einst mein Top 5 Alltime Fave und das sollte als Qualitätsmerkmal durchaus ausreichen.
„The empyrean Equation of the long lost things“ ist ein herausragendes Prog-Metal Album, welches sich vor niemanden zu verstecken braucht. Vanden Plas beweisen hier erneut ihre Genialität und ihre Gabe, komplexe Songs eingängig, spannend und kurzweilig zu gestalten, so dass man zu jeder Zeit entspannt lauschen kann, ohne eine Professur in Astrophysik vorweisen zu müssen. Aber das erwähnte ich ja weiter oben schon. Absoluter Kaufbefehl!
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. The Empyrean Equation of the Long Lost Things
02. My Icarian Flight
03. Sanctimonarium
04. The Sacrilegious Mind Machine
05. They Call Me God
06. March of the Saints