Label: Redefining Darkness Records / Archaic Sound
VÖ: 11.11.2018
Stil: Blackened Doom Death Metal
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Da schaut man in den Ordner, welche Veröffentlichungen man reviewen möchte bzw. könnte und stößt natürlich in den vertrauten Gefilden des Death/Black Metals auf die 2014 gegründeten Blackened Doom Deather 1914 aus der Ukraine. Auch das Coverartwork war für mich sehr ansprechend, dass ich mir die Jungs doch gleich schnappen musste, ohne zu wissen, auf was ich mich hier einlasse. Aber das Gemisch „Blackened Doom Death Metal” versprach Einiges, jedoch bei weitem noch nicht das, was folgte und mich in seinen Bann zog und immer noch zieht. Vorab sei gesagt, dass wir mit Zephyrs Odem ja von politischen Anschuldigungen in der Vergangenheit nicht gefeit waren und ich bei Songnamen wie „Stoßtrupp“ doch gleich hellhörig wurde und Schlimmstes vermutete, aber durch meine Recherche legten sich diese Befürchtungen sofort wieder (äußerte sich doch die Band in Form von Dmytro Kumar wie folgt im Interview mit „Echoesanddust“: „Wir sind eine zu 100% unpolitische Band und wir wollen keinen Bezug zu dem ganzen Scheiß haben. ….. Ja, wir sind gegen diesen ganzen Bullshit wie Rassismus, Nazis, Komitees, Religionen, alle Arten von Diskriminierung und Totalitarismus oder jegliche Scheiße von Diktatoren. Meine einzige Politik ist zu leben, zu lieben und es anderen zu ermöglichen. Alle Ideologien, Politik, Subkulturen, die angeblich die Welt verändern, können sich selbst ficken.“ / all said!!!!). Auch Gespräche mit Kollegen und deren Meinungen und Recherchen ließen mich ruhigen Gewissens weiter arbeiten.
So,genug dem Vorgeplänkel, kommen wir nun zu dem, was wir alle lieben und wofür wir mit Zephyrs Odem stehen – der Metal Musik und deren Facetten. 1914 veröffentlichten 2015 mit „Eschatology of War“ ihr Debüt-Album und neben einigen anderen Veröffentlichungen folgte nun am 11.11.2018 mit „The Blind Leading The Blind“ der neue Output, dessen statistischen Werte 11 Songs auf guten 56 Minuten sind.
Mit dem Intro „War In“ startet die Reise in den ersten Weltkrieg (der hier weder gehyped noch glorifiziert wird), es ist, als habe man eine alte Schallplatte aufgelegt. Mit „Arrival. The Meuse-Argonne” geht’s dann richtig los und von Doom ist erstmal nicht viel zu spüren (bisher), ein furioser Start von 1914, Riffs, Melodien, ein Drumming und ein Arrangement, was einen sofort bindet.
„A7V Mephisto” beinhaltet dann den schwermütigen Doom, den ich erwartet habe. Die Vocals kommen messerscharf und in der zweiten Hälfte nimmt der A7V-blastbeatartige Fahrt auf, um dann doch zum Ende alles in Doom-Manier niederzuwalzen. Mit „High Wood. 75 Acres Of Hell” folgt ein Song, der zwischen Mid- und Uptempo pendelt und einen Chorus epischer Natur vorzuweisen hat, hört selbst! Dudelsack-Melodien eröffnen dann „Beat The Bastards”, der die anfängliche Dudelsackromatik maschinengewehrartig zerstört. Der Abschluss des Songs nach dem „Who the fuck are you?!“ lässt die Haare im Helikopter-Stil kreisen!
Nach dem zweieinhalbminütigen Sample „Hanging On The Barbed Wire“ folgt dann der anfangs schleppende „Passchenhell“, der zwischen tiefdunklem Doom und ausbrecherischen Blasts variiert, endet dann in einem bekannten Einspieler, den jeder kennt.
„Hello there soldiers, ready to kill more Germans?.......Carry on!“ – so beginnt “C'est Mon Dernier Pigeon”, der in die gleiche Kerbe zu schmettern scheint, wie die vorherigen Songs, nur mit einer pechschwarzen Note – (Marduk könnten das nicht besser machen!). Dem folgt dann „Stoßtrupp“, auch wieder garniert mit einem Einspieler. Ein Titel, der sich zu einem MidTempo-Beast entwickelt, fett und doch auch verspielt mitunter.
Kommen wir nun zu dem Song, bei dem der Schmerz und die Grausamkeit des Krieges quasi spürbar sind und es mir bei der Passage „Forgive me, forgive me, forgive me …….“ immer wieder kalt den Rücken runter läuft. Die ersten drei Minuten des Songs „The Hundred Days Offensive“ gehen ins Mark. Dann startet der Titel durch, wird wuchtig, behält aber die schmerzvolle Stimmung bei, technisch werden hier keine Bäume ausgerissen (müssen sie auch nicht, sie werden einfach platt gewalzt), aber bei diesem Song stimmt nahezu alles. Das sind 10 Minuten gekonntes Songwriting, schmerzvolle Atmosphäre, dunkle Stimmung und episch einprägsame Brachialität. Dieser Song traf mich in seiner vollen Wucht. Hat man sich dieser Stimmung erst ergeben, wirkt dann das Outro „War Out“ fast surreal, fügt sich aber irgendwie auch in das komplette Bild zum Ende der Schlachten.
1914 haben beim Songwriting, beim Inszenieren der Songs, beim Einsetzen der Samples und beim Kreieren von Stimmung auf „The Blind Leading The Blind“ alles richtig gemacht. Meine Fresse, dieses Album hat mich schwer getroffen. Hier passt alles wie der Arsch auf den Eimer.
Sound und Artwork reihen sich in das hohe Niveau ein und runden das Gesamtpaket ab. Dieses Album wird immer wieder den Weg in meinen Player finden.
Anspieltipps: „Alle“ und ganz besonders „The Hundred Days Offensive“
Bewertung: 9,1914 von 10 Punkten
Tracklist:
01. War In
02. Arrival. The Meuse-Argonne
03. A7V Mephisto
04. High Wood. 75 Acres Of Hell
05. Beat The Bastards
06. Hanging On The Barbed Wire
07. Passchenhell
08. C'est Mon Dernier Pigeon
09. Stoßtrupp
10. The Hundred Days Offensive
11. War Out