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MRTVI – Omniscient Hallucinating Delusion (2020)
(6.611) Maik (1,0/10) Experimental Black Noise
Label: Transcending Obscurity Records
VÖ: 06.11.2020
Stil : Experimental Black Noise
Ach, ich weiß nicht. Bisher fand ich die Releases von Transcending Obscurity eigentlich immer recht cool. Keine Mega-Überflieger, aber doch immer irgendwie hörbar. Was allerdings das Label geritten hat, dieses Projekt hier unter seine Fittiche zu nehmen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Maximal das Ausloten aller Extreme. Auch wenn sie extrem nervig sind.
MRTVI ist das Projekt des serbischen Musikers Damjan Stefanovic, und hat wohl mal als experimenteller Black Metal angefangen. Mittlerweile ist aber nur das „experimentell“ übrig geblieben, und bei dem Wort – und der dazugehörigen Mucke im Ohr - sehe ich unweigerlich das klassische Bild des verrückten Wissenschaftlers vor Augen, der ohne Rücksicht auf die Folgen eine ebenso geniale, wie furchtbare Erfindung auf die Welt losläßt. Genie und Wahnsinn tänzeln ja oftmals gemeinsam über einen schmalen Grat, doch hier scheint mir der Wahnsinn letztlich die Überhand gewonnen zu haben.
Das erste Stück , „Cosmic Sadness – Living In Repetition“, beginnt mit fast loungemäßigem Sound , in den sich immer mehr dissonante Gitarren und auch ein grauslich-knärziger blackmetalähnlicher Gesang einfügen. Das Ganze klingt ein wenig, als würde jemand NECROPHAGIA und VOIVOD gleichzeitig rückwärts abspielen, und ich habe schon ein ganz mieses Gefühl bei der Sache. Selbiges wird dann auch gleich mit dem zweiten Track „Cosmic Sadness – Mass Hallucination“ bestätigt, und ich spüre regelrecht, wie Millionen vor Angst aufschreien und schließlich verstummen. Denn was mir nun in meine armen alten Ohren hämmert, ist ein vollkommen krankes Gemisch aus Dissonanzen, unnachvollziehbaren Breaks und einem Gekreische und Gebrüll, daß es selbst dem hartgesottensten Blackmetaller, der morgens mit Rasierklingen gurgelt und sich anschließend mit Wikingeräxten rasiert, den Angstschweiß durchs Corpsepaint drückt.
Zwischen all diesem Krach blitzen dann ab und an sogar mal riffähnliche Gebilde auf, die aber nur dazu diesen, den nächsten Hörsturz vorzubereiten. Und ab und an klingen MRTVI wie die schlechteren Songs von GORGOROTH, allerdings ebenfalls rückwärts gespielt, und alle auf einmal. Zwischen diesen Hörganggemetzeln gibt es auch immer mal elektronische Spielereien und anderweitigen ambientmäßigen Klimbim, der das Ganze zwar etwas auflockert, allerdings auch nicht wirklich zum Hörgenuß beiträgt. Schrieb ich gerade „Hörgenuß“? Was ich mir hier antun muß, hat mit diesem Wort ebensoviel gemein wie eine betäubungslose Wurzelbehandlung mit erotischer Massage. Und hat auch eine ähnliche Wirkung.
Nachdem ich mir das Ding einmal am Stück angehört habe, konnte ich die folgenden Durchläufe nur etappenweise ertragen. Da waren die namentlich ähnlich klingenden MRT- Termine, die ich in letzter Zeit über mich ergehen lassen mußte, akkustisch angenehmer anzuhören. Mir ist nicht einmal wirklich klar, was der Musiker hier eigentlich darzustellen versucht; oder, besser ausgedrückt, ich möchte keine der bekannten Musikrichtungen derart diskreditieren, daß ich sie mit dem Zeug hier in Verbindung bringe. Ich finde dieses atonale Verbrechen an der Musik dieser Welt einfach nur widerlich, nervig und abartig.
Wahrscheinlich läuft das Ganze unter Kunst, und stellt womöglich das akkustische Pendant zu Joseph-Beuys-Skulpturen dar. Doch ebenso wenig, wie ich jemandem raten würde, sich eine beuyssche Fettskulpur ins heimische Wohnzimmer zu stellen, kann ich diese Manifestation krankhafter Harmonieverweigerung hier irgendjemandem empfehlen. Mag sein, daß es Menschen gibt, denen sowas hier gefällt, aber die möchte ich besser nicht kennenlernen. Ist das jetzt Kunst oder kann das weg?
Anspieltipp: definitiv nichts
Bewertung: 1,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Cosmic Sadness – Living In Repetition
02. Cosmic Sadness – Mass Hallucination
03. Cosmic Sadness – Cycles Of Suffering
04. Condemned To Life – Invisible Scars
05. Condemned To Life – Self Slaughtering
06. Condemned To Life – Exercise In Mistakes
07. Condemned To Life – Chains Of Illusion
08. There Is No Hope – Slave Mentality
09. There Is No Hope – Terminal Ignorance
10. There Is No Hope – Cosmocide
11. View Of Denial – Perceived Entirety
12. View Of Denial – Obcured Reality