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AMARANTHE – Manifest (2020)

(6.536) Maik (5,5/10) Pop Metal


Label: Nuclear Blast Records
VÖ: 02.10.2020
Stil: Pop Metal

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Es gibt so Momente im Leben, da sieht man das Verhängnis schon am Horizont herandräuen und ignoriert es dennoch. Selbiges geschah mir, als ich die Band AMARANTHE auf dem aktuellen Nuclear-Blast-Katalog prangen sah, und ich dachte, die kriege ich bestimmt zum Rezensieren. Denselben Gedanken hatte ich, als ich den Bandnamen auf unserer „To Do“- Liste sah. Und wiederum ignorierte ich die Gefahr, und dachte, das Schicksal wird mich sicher verschonen. Ich Narr! Und was geschah? Richtig. Als ob ich zur Zielgruppe gehören würde! Obwohl sich die Zielgruppe auch schwer bestimmen lässt, denn was AMARANTHE hier zelebrieren, ist ein recht eigenwilliges Gemisch.

Da treffen Popmusik und Melodic Death/Metalcore aufeinander, so als würden ABBA mal eben mit IN FLAMES ein Bandprojekt starten, und dazu noch ein bisschen RAMMSTEIN- Atmosphäre hinzufügen. Omnipräsent sind Synthetikklänge und ein ab und an recht progressives bzw. kalt wirkendes Drumming. Wir haben also einerseits ein recht arg in der Popmusik wilderndes Konglomerat, welches sich teilweise an der harten Metalcore-Front versucht. Das wechselt manchmal im Sekundentakt, und man ist die ganze Zeit am Fragen, was das jetzt eigentlich soll. Ganz extrem ist das beim Song „Scream My Name“, der einen wegen dem ständigen Hin -und-Her zwischen den Stilen regelrecht fuchsig macht. Die Mucke ist hart genug, um nicht im Mainstreamradio gespielt zu werden, andererseits ist sie auch zu poppig, um dem gestandenen Metalfreak den nötigen Kick zu verschaffen. Ergo ist diese Produktion ein marketingtechnisch recht ausgeklügeltes Konstrukt. Das beginnt schon beim Aussehen der Bandmitglieder.

Da haben wir den Glen-Benton-Lookalike und das Chris Barnes- Double (beide in jüngeren Jahren), den Legolas-mäßigen Elf- Mann, den Bikertypen, den sympathischen Mittelalterfan und die sexy Frau. Genauso mutet die Musik an. Irgendwie klingt es einerseits interessant arrangiert, andererseits schwabert der ganze Kram nach spätestens dem sechsten Song so gleichförmig an einem vorbei, wie der Wetterbericht von Archangelsk. Denn trotz allem Abwechlungswillen sind die Songs doch alle nach einem ähnlichen Schema gestrickt: harte Riffs und aggressiver Gesang in den Strophen, tanzbare und liedhafte Melodien in den Refrains. Man wandelt ständig zwischen Schwülstigkeit und partiell eingestreuter Aggressivität hin und her. „Archangel“ (sic!) beginnt recht RAMMSTEIN- mäßig, und trifft sich dann doch irgendwo mit ABBA oder ROXETTE. Tiefpunkt ist der Track „BOOM!“, der metalcorig/NU-metallischer nicht mehr sein könnte. Doch auch hier doch eher seichte Klänge im Refrain. Allerdings insgesamt der härteste Song des Albums. Doch so langsam wünsche ich mir irgendwie eine Zeitmaschine, mit der ich in die Epoche zurückreisen kann, als der Nuclear-Blast-Katalog noch aus zusammengetackerten Fotokopien bestand. Dann würde ich den Jungs dieses Album vorspielen, und sagen: „Sowas werdet Ihr in dreißig Jahren veröffentlichen!“. Auf die Gesichter wäre ich gespannt.

Letztlich fühle ich mich bei dieser Geschichte hier wie einer, der auf einer Schaukel sitzt. Auf der einen Seite des Schwungs befinden sich ABBA, ROXETTE und neuere Pop-Outfits wie RIHANNA und Co., auf der anderen Seite finden wir BRING ME THE HORIZON und IN FLAMES und CHILDREN OF BODOM und in der Mitte hockt RAMMSTEIN. Dieses Konglomerat mag zwar verkaufstechnisch gut einschlagen, aber meinereiner möchte das ab sofort nie wieder hören. Will sagen, es ist keine schlechte Musik, fast perfekt konstruiert, aber eben irgendwie, naja, nervig. Das ständige Synthiegepimper und die poppigen Rhythmen beißen sich meines Erachtens mit den Metalcoreriffs und den aggressiven Gesangparts. Und trotz des musikalischen Könnens der Bandmitglieder ärgert mich das Album auf ganzer Länge.  Die Punktewertung, die ich hier abgebe, bezieht sich auf das musikalische Können der Musiker, nicht auf das, was sie daraus gemacht haben. Ich weiß nicht, ich habe die plakativeren Texte von MANOWAR immer etwas lächerlich gefunden, aber hier fällt mir nur ein:“Death To False Metal!“

Anspieltipp: „Archangel“ und „BOOM!“


Bewertung: 5,5 von 10 Punkten


Tracklist:
01. Fearless
02. Make It Better
03. Scream My Name
04. Viral
05. Adrenaline
06. Strong
07. The Game
08. Crystalline
09. Archangel
10. BOOM!
11. Die And Wake Up
12. Do Or Die




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