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ANACHORET – Syndrom (2022)
(7.615) Patty (9,4/10) Atmospheric Black Metal
Label: Folter Records
VÖ: 12.02.2022
Stil: Atmospheric Black Metal
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Ganze 55 Minuten knallen uns ANACHORET bei ihrem Debütalbum „Syndrom“ um die Ohren. Doch lasst euch nicht von dem Wort Debütalbum fehlleiten, bereits 2009 wurde das Soloprojekt von Macher K.C. ins Leben gerufen, darauf folgte 2011 die erste Demo „Am Rande aller Lichter“ und 2015 die EP „Horizont“. Bevor das Projekt dann erstmal ruhte folgte 2017 ein Split Album mit IDISENFLUCH und ein weiteres mit URGEWALT. 2019 begannen dann die ersten Grundstrukturen, die K.C. in den letzten Jahren festigte und intensivierte.
Untypisch für Atmospheric Black Metal bietet uns der Opener „Chasing the Night Sky“ kein minutenlanges Intro, nach bereits 8 Sekunden werfen uns schleppende Riffs in die Grundstimmung von „Syndrom“. Der später einsetzende Krächzgesang, teilweise klagend, legt sich perfekt in die Melancholie. Mit „Home“ legt das Album zumindest vom Schlagzeug her noch eine Schippe drauf, die Stimmung wird etwas düsterer, kraftvoller und wütender. Akustikgitarren leiten den ersten deutschen Titel „Das Meer in deinen Augen“ ein und entschuldigt die Wortwahl aber „Scheiße, ist das geil“! Welches Gefühl dieser Song in mir auslöst, ist kaum zu beschreiben. Heftige Riffs und leidlich kraftvoller Gesang lassen einen spüren, wieviel Gefühl K.C. in sein Werk steckt. Der unerwartete Cleangesang setzt dem Ganzen das i-Tüpfelchen drauf und Gänsehaut macht sich breit. Ein Song der sich in den Gehörgang manifestiert und dort verweilt. Ganz starkes Stück. „Syndrom“ als Gesamtwerk befasst sich übrigens mit dem eigenen Kampf der Gefühle und der Vergänglichkeit des Lebens. Ebenso ist die Natur in all Ihrer Schönheit und Beständigkeit ein wichtiges Element. Wie sehr K.C. aus Traunstein diese Thematik lebt und beschäftigt, fühlt man in jeder Faser der 55 Minuten. Die Zerstörung der Natur durch unsere Spezies und die damit einhergehende Wut und Machtlosigkeit jener, die sich mit der Natur verbunden fühlen spiegelt sich in „Grace of Decay“ wieder. Es wird auf wunderschön musikalischer Ebene gelitten und zeitgleich angeklagt. Der letzte und auch längste Track „Freiheit“ vereint in 14(!) Minuten alle Titel und setzt einen würdigen Schlusspunkt. Wehmütige Riffs, Trommelgewitter aber auch ruhige Akustikparts begleiten die klagenden, wütenden Vocals. Der besonders melodiöse Part kurz vor Ende sticht mit dem gelungenen Cleanvocals abermals heraus.
Die Scheibe füllt die Melancholie, es beschwert die Trauer aber holt einen zeitgleich mit lebensbejahenden Parts aus eben diesem Loch wieder heraus. „Syndrom“ schmeißt mich in Sphären jenseits vom hier und jetzt und spätestens bei „Das Meer in deinen Augen“ hat ANACHORET mit mir einen neuen Fan gewonnen. Absolute Empfehlung!
Bewertung: 9,4 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Chasing the Night Sky
02. Home
03. Das Meer in deinen Augen
04. Grace of Decay
05. Winter
06. Freiheit