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AT THE PLATES – Omnivore (2024)
(8.696) Maik (8,2/10) Death Metal
Label: DIY
VÖ: 05.01.2024
Stil: Death Metal
Schaut man sich Bandnamen und Logo an, argwöhnt man schon, daß hier eine Parodie auf AT THE GATES stattfindet. Ein Blick auf Songtitel wie „Kitchen Gone“ und „Terminal Filet Disease“ verstärkt diesen Eindruck, und daß es bei all dem irgendwie ums Essen geht, fällt auch sofort ins Auge. Genaugenommen geht es hierbei um gesunde Ernährung und dergleichen, aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern eher mit einem Augenzwinkern. Eher verarbeitet Chef de Cuisine Tony hier eher seine Erfahrungen, als er aus gesundheitlichen Gründen seine Ernährung umstellen mußte.
Ursprünglich als Alleinunterhalterprojekt von besagtem Tony R alias Anthony Rouse geführt, hat sich letztes Jahr die Band zu einem flotten Dreier mit Axtmann Tyler McCarthy und Schreihals Mario Pareja-Lecaros formiert. Und wer jetzt denkt, viele Köche verderben den Brei, sollte sich schleunigst die Speisekarte des Trios reinziehen.
Denn wie man hört, fahren AT THE PLATES ein recht opulentes Menü auf, welches keinesfalls albern, parodistisch oder irgendwie funcombomäßig den Clown frühstückt. Denn im Grunde zelebrieren die Virginier eine ziemlich brutale Mucke, die sich nicht scheut, Grenzen zu überschreiten. Dabei halten sie sich auch nicht an irgendwelche starren Rezepte aus Omas Zeiten, sondern schauen auch mal, was so in anderen Töpfen vor sich hinköchelt.
Natürlich, der Bandname, bzw. die darin parodierte Band, zeigt als Hauptspeise schon mal ein ordentliches Melodeath- Steak aus der göteborgschen Schlachterei an, welches auch gut abgehangen, und medium geröstet, den Melotötergaumen verwöhnt. Doch fahren AT THE PLATES auch andere Leckerbissen auf. Das geht schon mal von finsterem Schwarzwurzelgemüse über flachgethrashtes Schnitzel bis hin zu grindigem Hackbraten a la CARCASSone.
Dazu kommt noch eine Schlachtplatte amerikanischer Todesbleizüchtung und teilweise modern dissonantes Pulled Pork. Abgerundet wird alles mit harmonisch komponierten Saucen und raffiniert zubereiteten Beilagen. Der Titelsong selber, ein instrumentales Zwischenstück, kommt da wie ein den Magen beruhigender Digestiv daher und mach Lust auf weitere Gänge, die AT THE PLATES auch prompt servieren. Das alles auf höchstem technischen Niveau. Die drei Sterneköche braten, köcheln, grillen und rühren virtuos in den verschiedensten Death Metal- Töpfen herum und präsentieren ein Mahl, bei dem nicht nur die Lefzen der Melodeather triefen.
Gewürzt wird das alles mit Humor und dezenten Anspielungen. Und nicht nur AT THE GATES bekommen dabei ihr Bratfett ab, siehe Songtitel wie „Roastwell 47“ oder „Incarnated Syrup Abuse“.
Wie gesagt, sind AT THE PLATES aber in keinster Weise eine Spaßband, denn was sie an Mucke produzieren, knallt und ist brutal und durchaus enstzunehmen. Die ironischen Seitenhiebe auf Songtitel inspirierender Bands wirkt hier auch nicht albern oder klamaukig, sondern nehmen den teils schon irgendwie ernst gemeinten Texten den Belehrungsfaktor. Dazu gibt es abwechslungsreiche Mucke, die ordentlich knallt, aber auch mit Melodien nicht geizt.
AT THE PLATES bieten hier also kein musikalisches Fastfood, sondern verwöhnen den todesmetallischen Gourmet mit einer ausgewogenen Reihe abwechslungsreicher Gänge. Ab und an erscheint einem das eine oder andere Gewürz eventuell etwas zu stark vorzuschmecken, und manche hätten wohl auch auf die eine oder andere Zutat verzichten können. Dennoch ein annehmbares Menü, was die drei Küchenbullen hier zubereitet haben.
Anspieltipp: „With Their Cutlets, He’ll Marinate“ und „Terminal Filet Disease“
Bewertung: 8,2 von 10 Punkten
TRACKLIST:
01. With Their Cutlets, He’ll Marinate
02. Kitchen Gone
03. Punish My Waistline
04. Terminal Filet Disease
05. Omnivore
06. Roastwell 47
07. Open Buffet Surgery
08. Incarnated Syrup Abuse
09. Into Everlasting Fryer
10. Northern Frites