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ATAVISTIA – Cosmic Warfare (2023)
(8.339) Maik (8,1/10) Sinfonic Death Metal
Label: Blood Blast Distribution
VÖ: 21.04.2023
Stil: Sinfonic Death Metal
Mit dem Begriff Sinfonic Death Metal ist die Musik, die die Kanadier von ATAVISTIA hier auf ihrem dritten Album „Cosmic Warfare“ präsentieren, wirklich nur unzureichend klassifiziert. Man müsste vielleicht das Wortungetüm Melodic Sinfonic Progressive Death Metal prägen, und alle wären so schlau wie vorher.
Das Album beginnt mit einem soundtrackverdächtigen Intro, die schon mal die Ohren auf folgende epische Schlachten im All vorbereiten. Doch schon bricht mit dem Titeltrack das Inferno los. Mit rasendem Tempo und harschem Gesang startet das Starship ATAVISTIA den ersten Angriff. Episch hymnische Keyboardteppiche untermalen die Attacke, und diverse Einschübe und sogar Klargesangseinlagen vermögen es, während den über sieben Minuten keine Langweile aufkommen zu lassen.
Nach dieser ersten furiosen Angriffswelle wird nun etwas das Gas weggenommen, und der „Ethereal Wanderer“ zieht seine Bahnen. Anklänge an melodischen Black Metal kommen zum Tragen, immer natürlich untermalt von bombastischen Synthklängen und Chören, die allerdings hier keineswegs weichspülend wirken, sondern der komplexen Musik von ATAVISTIA eine unglaubliche Tiefe verleihen. Stark progressive Elemente und sogar getragene Celloklänge sorgen wieder für die nötige Abwechslung, und orchestrale Untermalung vervollständigt das furiose Gesamtbild.
Nun, der eben erwähnte Song ist mit über neun Minuten vielleicht etwas ausufernd, aber der nächste ist noch länger. So eine „Spectral Rebirth“ ist eben nicht so fix zu erledigen. Auch hier herrscht fast Orffsche Opulenz und Theatralik, und das ist auch der Moment, wo meine Aufmerksamkeitsspanne sich so langsam in Wohlgefallen auflösen möchte. Der Song an sich ist wieder perfekt arrangiert und stellt eine enorme Vielfalt ein, aber irgendwie kommt mir nun das alte Sprichwort:‘ Weniger ist manchmal mehr!‘ in den Sinn.
Gerade die getragenen Klargesangsparts scheinen mir dann doch ausufernd in die Länge gezogen. Und wenn dann mal der Wurm drin ist im alten Horchgebälk, lässt der auch nicht mehr locker. Und somit sind auch das über neunminütige „Divine Destruction“ und dass sogar die Zwölfermarke überschreitende „Forgotten Silence“ maximalst opulente Stücke, die wirklich alles ausloten, was man hier ausloten kann. Nur dürfte der unbedarfte Hörer, dem es einzig um musikalische Unterhaltung geht, hier ein wenig überfordert sein. Der ständige Spagat zwische hymnischer Epik und todesmetallischer Raserei wirkt anfangs reizvoll und interessant, wird aber auf Dauer, gerade bei derartig ausufernden Songs, zur mentalen Streckbank.
ATAVISTIA haben hier ein vielschichtiges, dichtes, opulentes Meisterwerk erschaffen, welches von Bombast und Abwechslungsreichtum nur so überströmt. Doch kann ich mir vorstellen, dass es vielen Hörern so geht wie mir, und es insgesamt einfach überfordert. Aber vielleicht bin ich auch nur zu doof. Die kosmische Kriegführung hat wirklich Soundtrack- Qualität und dürfte sogar einen John Williams, der die phantastische Musik für Star Wars geschrieben hat, mit den Ohren schlackern lassen.
Anspieltipp: „Cosmic Warfare“