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ATOMWINTER - Sakrileg (2023)
(8.178) Olaf (9,0/10) Death Metal
Label: Trollzorn
VÖ: 10.02.2023
Stil: Death Metal
Exakt fünf Jahre und einen Tag haben uns die todesbleiernden Göttinger auf neue Schandtaten warten lassen, um dann einmal mehr mit einem Album um die Ecke zu biegen, welches mir mit einem gezielten Hieb den Skalp vom Schädel riss. Und ja, dieses Album ist nach Definition ein Sakrileg, denn hier wird definitiv Personen, Gegenständen und Stätten, denen eine religiöse Verehrung entgegengebracht wird, mit Frevel begegnet. Unheilig, rotzig, brachial und finster wie eh und je.
Atomwinter fühlen sich in ihrer Nische mehr als wohl, wollen nichts auf Hochglanz poliertes unters Volk bringen, sondern rotzen sich ungeniert durch den tiefen Sumpf ihres hauseigenen, anachronistischen Death Metal und versprühen dabei seit Jahr und Tag eine herrliche Unbekümmertheit, die ihre Musik unter hunderten von anderen Bands so wiedererkennbar macht.
Ja, das hat mir damals wie heute immer viel Freude bereitet und das gilt auch für das vierte Album der Niedersachsen, die mit einer immens wichtigen Personalentscheidung erstmals durch die Anlage schießen, hat man sich doch von Olle Holzschneider getrennt und mit Burden of Grief Goldkehlchen Florian Bauer nach 2014 vokaltechnisches Neuland betreten. Und ja, der Mann fügt sich nahtlos in das nihilistische Gesamtbild der grummeligen Riffmonster ein und steht seinen beiden Vorgängern am Mikro in Nichts nach.
Natürlich gibt es auf den neun Songs (das Intro lassen wir mal außen vor) in althergebrachter Tradition mächtig was auf die Nuss, wobei ich Atomwinter allerdings einmal mehr am stärksten finde, wenn sie etwas gemächlicher meucheln, wie auf dem überragenden Titeltrack, denn hier treten die überragenden Riffs am besten aus der brutalen Soundwand hervor. Ebenso verleitet der Midtempopart bei „Cryptic death“ zum ausufernden Schütteln des Haupthaares, sofern noch vorhanden.
Witzig finde ich den Umstand, dass es der Vierer sogar schafft, Ohrwürmer zu kreieren, denn der Refrain bei „Until the loss ov god“ ging mir tagelang nicht aus dem Kopf, denn neben exorbitanter Härte scheinen sich die Jungs ebenfalls darauf zu konzentrieren, nachvollziehbare und die Zeit überdauernde Songs zu schreiben, die trotz der selbstgewählten Rotzigkeit einfach grandios sind. Wie kann man aber der ungeübten Hörerschaft am besten die Mugge der Bande erklären?
Schwierig, denn trotz ganz klarer Death Metal Referenzen sind es die Breaks, die Tempiwechsel in den Songs, die keinerlei Langeweile aufkommen lassen. Vielleicht kann man der älteren Hörerschaft so ein wenig Hypocrisys Zweitwerk „Osculum obscenum“ als Vergleich heranziehen, wobei ich klar sagen muss, dass ich die Mannen aus Göttingen weitaus besser finde.
Atomwinter sind gereift wie ein guter Wein, haben sich von Album zu Album stetig weiterentwickelt und ich hoffe inständig, dass mit „Sakrileg“ das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Für mich der bisherige Höhepunkt in der 13jährigen Bandgeschichte, auch wenn mir da einige Leute in der Redaktion widersprechen werden, war für sie doch „Catacombs“ das Maß aller Dinge. Das empfinde ich persönlich schon irgendwie als…äääh…Sakrileg.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Intro
02. Ov blood and flesh
03. The lungs ov hell
04. Brutal scriptures
05. Catatonic pathway
06. The dark void
07. Sakrileg
08. Cryptic death
09. Until the loss ov god
10. Born into iron coffins