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ATROCITY - Okkult (2023)
(8.138) Maik (9,3/10) Death Metal
Label: Massacre Records
VÖ: 23.01.2023
Stil: Death Metal
Auch das todesmetallische Urgestein ATROCITY beehrt uns mit einem neuen Album und läutet das neue Jahr stilgerecht ein. „Okkult III“ heißt das Werk, kommt wie nicht anders zu erwarten über Massacre Records heraus und dürfte den Status der Band angemessen untermauern.
Man kann ja geteilter Meinung sein, was einige Veröffentlichungen der Formation um Alexander Krull angeht. An mir zum Beispiel sind die „Werk 80“- Sachen völlig vorbeigegangen, was allerdings hauptsächlich daran liegt, dass ich den Originalsongs schon nicht viel abgewinnen konnte/kann. In den Achtzigern war ich eben schon voll metallisiert. Was man allerdings nie sagen konnte, war, dass ATROCITY irgendwelchen Trends nachgerannt sind. Vielmehr haben sie Trends gesetzt.
Denn kann sich jemand an ein derart technisches Death Metal- Album vor „Hallucinations“ erinnern? Oder deutschsprachige Lyrics vor „Todessehnsucht“? Genau.
Freunden dieser beiden Alben kann ich nun verkünden, dass „Okkult II“ irgendwo dazwischen liegt, aber auch wieder nicht. Denn ATROCITY haben ihren eigenen Weg des Death Metal kultiviert, der sich weder am amerikanischen, noch am schwedischen Death Metal orientiert, was ja in der momentanen Retrowelle gang und gäbe ist.
Das Album beginnt mystisch mit Pianoklängen und orchestralem Einsatz, der an die Filmmusik von „Das Omen“ erinnert, und das Album passend zum Namen einleitet, bevor „Desecration Of God“ so richtig loslegt. Und wie. Denn trotz dezenter Syntheinsätze kommt die Mucke mordsbrutal rüber. Das liegt vor allem an Krulles Gesang, der an Evilness den meisten Schwarzmetallvokalisten die Salami vom Weckla zieht.
Zum anderen rudert der Gitarrensound oft nah am Grindcore vorbei. Technische Spielereien gibt es natürlich auch, aber songorientiert eingesetzt. Teilweise fühlt man sich ein ganz klein wenig an MORBID ANGEL erinnert, besonders „Fire Ignites“ hat in Ansätzen ein ähnliches Feeling.
Interessant zu hören, dass gelegentliche Melodien, elektronische Einlagen, ab und an female Vocals, oder auch mal preußische Marschmusik (genau!) zu keiner Zeit die Brachialität aus dem Album nehmen, sondern erfrischende Auflockerungen darstellen, damit einem die brachiale Soundwand nicht die ganze Zeit die Synapsen glattschmirgelt. Das gilt insbesondre für den Track „Maliciouis Succubus“, der wieder filmreif theatralisch eingeleitet wird und dann ich ein fast thrashkompatibles Riffing mündet. Teilweise kommt ein gewisser CRADLE OF FILTH- Flair auf, jedoch um einiges brutaler und auch düsterer.
Obwohl das Album nun scheinbar ziemlich hart und treibend durchs Lauschgebälk brät, vermeiden ATROCITY allzu anbiedernde Eingängigkeit, und warten immer mal wieder mit überraschenden Riffwechseln auf. Gitarrensoli, deren sich auch ein Trey Azagthoth und ein Kerry King nicht schämen müssten, treffen den Nerv solcher Bagaluten wie meinereiner mit erschreckender Präzision und killen zusätzlich.
Natürlich hat Meister Krull wieder persönlich Hand angelegt, was die Produktion von „Okkult III“ angeht, und hat dem Album damit genau den Sound verpasst, der am effektivsten die Hirnhaut weichklopft. Die Produktion ist derart kompakt und dicht, dass man sich teilweise richtig überrollt fühlt.
Als Bonus- CD gibt es die Songs noch in rein instrumentaler Version, da kann dann jeder seine persönliche „Okkult III“- Karaokeshow machen und sich die Stimmbänder zu Maultaschenfüllung verarbeiten.
ATROCITY setzte zu Beginn dieses Jahres die Messlatte recht hoch, was Death Metal angeht, und die Bands, die sich dieses Jahr noch in diesem Metier präsentieren wollen, müssen nun sehr weit Anlauf nehmen. Wer nun Blut geleckt hat, dem sei auch der Hinweis auf „Tales From The Hard Side Vol. 37“ gegeben, da gibt Alex Krull höchstselbst unserem Olaf Rede und Antwort.
Anspieltipp: „Priest Of Plague“ und „Malicious Succubus“
Bewertung: 9,3 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Desecration of god
02. Fire ignites
03. Born to kill
04. Bleeding for blasphemy
05. Priest of plague
06. Malicious Sukkubus (Feat. Elina Siirala & Zoë Marie Federoff)
07. Lycanthropia
08. Faces from beyond
09. Cypka
10. Teufelsmarsch (Feat. Robse Dahn & Misstiq)