Lange habe ich gebrütet, habe das Album immer wieder angemacht, doch irgendwie kam ich immer wieder zur gleichen Erkenntnis. Musikalisch überragend, Songs zum niederknien, perfekte Instrumentalisierung…doch kein Vergleich zum Überalbum „Universal“. Borknagar sind wegweisend, genial, ein Phänomen und mit Sicherheit eine der innovativsten Bands dieser Galaxie, doch „Urd“, Album Nummer 9, entfaltet sich nicht so wie sein Vorgänger, den ich bis heute über alles liebe. OK, die Messlatte lag auch extrem hoch, doch mit der Rückkehr von Simen Hestneas (ICS Vortex-ex-Dimmu Borgir) sollte die Magie in der Musik der Norweger mit einer zusätzlichen, glockenhelle Stimme bereichert werden…doch da fußt schon eins der kleinen Probleme.
So genial ich Vortex‘ Organ bei Dimmu Borgir fand, so deplatziert wirkt der blonde Viersaiter teilweise neben dem erneut genial intonierenden Andreas „Vintersorg“ Hedlund, der die Songs mit seiner einzigartigen Stimme veredelt und somit für die Magie bei Borknagar sorgt. Über das Musikalische brauchen wir uns nicht zu unterhalten, das ist natürlich erneut meisterlich und inspirierend. Was Multiinstrumentalist Oystein G.Brun da auf Polycarbonat gebannt hat, sucht seinesgleichen. Auch interessant ist, wie sich Soulfly Schlagwerker David Kinkade in das Gesamtbild der Norweger einfügt, dem ich diese Aufgabe keineswegs zugetraut hatte. Ebenfalls genial ist erneut Keyboarder Lars A.Nedland, der mit seinen Hammond-Orgel Einlagen für einen tollen 70er Sound sorgt. Gerade das völlig begnadete und überragende „The beauty of dead cities“ ist das beste Beispiel für die musikalische Genialität und Vielfalt Borknagars. Ebenfalls geplättet war ich vom vortrefflichen Solo auf „The earthling. Ok, Vortex hat bei „Frostrite“ auch mal einen sahnetechnischen Auftritt, doch nun kommen auch mal ein paar Kritikpunkte. Der Sound ist irgendwie nicht mehr so organisch wie früher, vielmehr hört sich „Urd“ teilweise ziemlich steril an, was zu dieser Art von Musik keinesfalls passt. Ebenfalls bin ich als bekennender Hasser von Instrumentals sauer über die Tatsache, dass man mit „The plains of memories“ ein ebensolches mit draufgepackt hat, statt einem vollwertigen Song mit Gesang. Auch ist „The winter eclipse“ viel zu lang geraten, da sich die Band ab dem Mittelteil irgendwie in der Musik verliert.
Blablabla…“Urd“ ist natürlich geil geworden, wird aber in meinen Augen den selbstgesteckten Zielen Borknagars nicht ganz gerecht und kann auch, wie bereits mehrfach erwähnt, seinem Vorgänger niemals das Wasser reichen. Ich kann also nicht ganz in die überschwänglichen Lobeshymnen meiner Vielzahl an schreibenden Kollegen einfallen. Dennoch ist natürlich unbestritten, dass „Urd“ ein überragendes Album ist, allerdings halt nicht so überragend, wie ich es erhofft hatte. Schade…
Bewertung: etwas „enttäuschende“ 8,8 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Epochalypse
02. Roots
03. The beauty of dead cities
04. The earthling
05. The plains of memories
06. Mount regency
07. Frostrite
08. The winter eclipse
09. In a deeper world