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BRODEQUIN – Harbinger of Woe (2024)
(8.796) Maik (8,0/10) Brutal Death Metal
Label: Seasons Of Mist
VÖ: 22.03.2024
Stil: Brutal Death Metal
Die Menschheit war ja immer schon sehr einfallsreich, wenn es um das Ersinnen von Gerätschaften ging, mit denen man andere Menschen aufs übelste quälen konnte. Und als wäre dies nicht schon makaber genug, bekamen diese Folter- und Mordinstrumente noch wohlklingende und teils sogar spöttische Bezeichnung wie Guillotine, Strappado und eben auch BRODEQUIN. Dabei war letzteres Wort zunächst recht unschuldig, bezeichnete es doch einen Schnürstiefel.
Das Foltergerät dieses Namens war dann allerdings weniger kleidsam und sorgte nachhaltig dafür, dass man nie wieder Stiefel benötigte. Derart brutale Namensgebung verheißt ähnlich brutale Musik, und hier bleiben uns die Knaben aus Knoxville, Tennessee namens BRODEQUIN nichts schuldig.
Nun, sie blieben es einige Zeit, denn nach ihrer letzten Full Length namens „Methods Of Execution“ haben die Jungs doch glatte zwanzig Jahre verstreichen lassen, bis sie die Menschheit mit einem neuen Exkurs in die makabre Seite menschlicher Zivilisation beglückten.
Das Ergebnis nennt sich „Harbinger Of Woe“, und kommt als Vorbote des Unheils ohne jede Einleitung direkt auf den Punkt. Denn hier wird, passend zum Bandnamen, keine Gnade gezeigt. Schnell, krachig, brutal aber eben auch präzise beginnen die Kollegen mit der hochnotpeinlichen Bearbeitung der Hörorgane.
Drummer Brennan Shackleford ist ein mörderisches Tier hinter der Schießbude und scheppert und blastet und donnert sich durch die zehn Tracks, dass dagegen KRISIUN wie eine Midtempoband wirken. Gerade an die brutaleren Seiten der Brasilianer erinnert die Mucke des Öfteren, allerdings auch an alte US- DM- Bands wie IMMOLATION oder sogar MORBID ANGEL. All dies natürlich mit der obligatorischen Brutalität, unter der atmosphärische Parts wie in „Of Pillars And Trees“ fast begraben werden.
Zur perfekten Ohrenmassage a la Todesblei gehört natürlich ein passend brutaler Gesang, den Jamie Bailey zwischen guttural, grollend und bis hin zum grindigen Schweinekäse (will sagen, viel ‚oiiiiiink‘ und viel ‚briiiieeeee‘) bis zum Exzess ausübt.
Bei all dieser musikalischen Gewaltorgie schaffen es BRODEQUIN allerdings, nicht in völligen Lärm und Chaos abzudriften, da die Riffs doch äußerst scharfkantig und präzise rüberkommen, das Schlagzeug trotz seines Tempos nicht poltert und der doch äußerst brutale Gesang nicht in stumpfes Gebrüll ausartet.
Nun sind BRODEQUIN, die sich stark am brutalen Death Metal bis hin zum Grindcore, beides der alten amerikanischen Machart, bewegen, sicher nicht jedermanns Sache. Auch ich habe mehrere Durchläufe benötigt, um die Feinheiten im Sound der drei Krawallmacher zu erkennen. Denn man wird von der Mucke auf „Harbinger Of Woe“ förmlich plattgewalzt, als würde ein BOLT THROWER- Panzer mit Schallgeschwindigkeit übers Schlachtfeld rasen.
Dass da am Ende nur noch rauchende Trümmer übrigbleiben, dürfte klar sein. „Harbinger Of Woe“ ist bestens geeignet, die Nachbarschaft aus den angrenzenden Wohnungen in die Flucht zu schlagen, auf das der Brutal- Death-Metal- Fan in Zukunft allein seiner musikalischen Beschallung frönen kann. Allerdings sollte man bei der Lautstärkeeinstellung darauf achten, dass von der Bausubstanz auch genug bewohnbare Teile übrigbleiben.
Der Death Metaller, der auch gern mal morbid modrige Atmosphäre in schleppend schleifender Machart goutiert, wird die Mucke von BRODEQUIN vielleicht zu eingleisig auf Krach, Brutalität und Geschwindigkeit reduziert sehen. Für den Brutalomaximalisten allerdings dürfte „Harbinger Of Woe“ dafür ein nettes Schmankerl darstellen.
Anspieltipp: „Of Pillars And Trees“ und Vii Nails“
Bewertung 8,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Diabolical Edict
02. Fall Of The Leaf
03. Theresiana
04. Of Pillars And Trees
05. Tenaillement
06. Maleficium
07. Vii Nails
08. Vredens Dag
09. Suffocation In Ash
10. Harbinger Of Woe