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BRUCE DICKINSON - The Mandrake Project (2024)

(8.743) Jörn (8,5/10) Heavy Metal


Label: BMG
VÖ: 01.03.2024
Stil: Heavy Metal






Nicht vielen Musikern gelingt es, sich neben den eigentlichen Brötchengebern eine passable Solokarriere aufzubauen. Grund dafür ist oft, dass das eigene Material entweder das Gleiche in grün ist oder aber so dermaßen anders, dass sich die bisherigen Fans kopfschüttelnd abwenden und neue Hörer aufgrund der Verbindung zur bisher geschmähten Hauptband die Sachen nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würden.

Umso mehr muss man die Leistung von Bruce Dickinson wertschätzen. Denn neben seinem Engagement bei den eisernen Jungfrauen hat er unter seinem eigenen Namen bereits eine Reihe fantastischer Alben veröffentlicht, die nicht wenige den jeweiligen Maiden-Outputs zu jener Zeit insgeheim vorziehen. Wobei hierbei vor allem die letzten drei Werke, die allesamt in Zusammenarbeit mit Produzent und Gitarrist Roy Z entstanden sind, qualitativ hervorstechen.

Gut neunzehn Jahre nach der letzten Veröffentlichung haben sich die beiden nun wieder zusammengesetzt und mit „The Mandrake Project“ einen weiteren Eintrag für die Dickinson-Solodiskografie veröffentlicht. Diesmal will man es aber nicht nur bei einem neuen Album belassen, sondern kündigt obendrein noch ganze zwölf(!) Graphic Novels an, welche die Handlung der Songs begleiten und weiterführen sollen. Klingt ganz schön ambitioniert. Da stellt man sich schnell die Frage, ob das alles überhaupt gutgehen kann oder Herr Dickinson sich hier nicht doch etwas übernommen hat.

Die beruhigende Nachricht gleich vorweg: Es ist gutgegangen!

Zwar sorgten die beiden Vorab-Singles durchaus noch für ein paar Fragezeichen, da nicht ganz klar war, in welche Richtung das Album denn eigentlich gehen würde („Afterglow of Ragnarok“ kommt eher düster riffend daher, während „Rain On The Graves“ mit seinen Sprechgesang-Passagen durchaus Rock-Oper-Elemente aufweist). Sobald man sich allerdings den ersten Durchgang von „The Mandrake Project“ gegeben hat, macht sich Erleichterung breit. Denn im Gesamtkontext funktionieren die genannten Songs deutlich besser als mit voll darauf gerichtetem Spotlight.

Zugegeben, das Album ist nicht perfekt. Die Anordnung der Songs ist nicht gerade clever gewählt, da die ruhigsten und längsten Songs der Platte allesamt ans Ende gestellt wurden. Dadurch geht nach hinten raus schon etwas die Luft aus. Und auch der Sound ist ungewöhnlich erdig und roh, was gemessen an heutigen Hörgewohnheiten schon manchmal für Irritationen sorgt.

Allerdings bekommt man ansonsten viel fürs Geld geboten.

Besonders stark ist das neue Material immer dann, wenn Bruce sich stilistisch von seiner Hauptband wegbewegt und mit neuen Elementen experimentiert. So erinnert das coole „Many Doors To Hell“ zu Beginn mit der Orgel und seinem Groove fast schon an die Stadionrock-Momente von Alice Cooper, und bei „Resurrection Man“ wird ein stampfender Mittelteil von eigentümlichen Western-Vibes eingehüllt. Dazu werden mal mehr, mal weniger dezent Piano und Streicher eingesetzt, wie zum Beispiel bei „Fingers In The Wounds“. Spätestens die durchweg gutklassigen Refrains, die das gesamte Album durchziehen, fangen den Hörer aber jedes Mal wieder ein und halten alles gekonnt zusammen.

Und auch vertraute Klänge sind vorhanden. Das bärenstarke „Mistress Of Mercy“ verbeugt sich deutlich vor „Freak“ vom 1997er Album „Accident of Birth“. Außerdem ist mit „Eternity Has Failed“ noch eine neue Version des bekannten Maiden-Songs vertreten, die hier mit tribal-Sounds eingeleitet wird, ein paar abweichende Textzeilen spendiert bekommen hat und insgesamt ein bisschen kompakter wirkt als die Schwesterversion.

Also für wen ist „The Mandrake Project“ denn nun am besten geeignet? Für den gewöhnlichen Maiden-Fan? Ja. Für Maiden-Puristen? Joar. Für Fans der bisherigen Dickinson/Roy-Z-Kooperationen? Unbedingt! Denn eines muss man dem kreativen Duo lassen: Trotz der erwähnten Abzüge in der B-Note wirkt das Album durch die dargebotene Experimentierfreudigkeit extrem frisch und spannend, ohne jedoch jemals den roten Faden zu verlieren.

Und auch wenn Bruce die ganz hohe Sirene relativ oft im Werkzeugkasten lässt, kann man festhalten, dass das Songmaterial zweifellos stark genug ist, damit „The Mandrake Project“ auch ohne den ganzen Comic-Firlefanz für sich bestehen kann und sich gut in die vorangegangenen Dickinson-Großtaten einreiht. Die Termine der anstehenden Solo-Shows sind jedenfalls jetzt noch einmal dicker im Kalender angestrichen.


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Afterglow of Ragnarok
02. Many Doors to Hell
03. Rain on the Graves
04. Resurrection Men
05. Fingers in the Wounds
06. Eternity has failed
07. Mistress of Mercy
08. Face in the Mirror
09. Shadow of the Gods
10. Sonata (Immortal Beloved)


JÖRN

(Gastautor und Gitarrist von NECK CEMETERY)



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