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CARCASS – Necroticism-Descanting the insalubrious


Label: Earache Records
VÖ: 30.10.1991
Stil: Grind/Death Metal


Was war das vor 30 Jahren für ein Kulturschock! Nach zwei wüsten Gewaltexzessen namens „Reek of putrefaction“, nachdem ich sogar meine erste Band benannte, und „Symphonies of sickness“ stießen Carcass mit ihrem dritten Album „Necroticism“ das Tor zum großen Erfolg weit auf, doch zu welchem Preis?

Viele der alten Fans wanden sich mit Grausen ab, was später bei „Swansong“ noch schlimmer werden sollte, doch davon reden wir heute mal nicht.

Wir konzentrieren uns auf das Album, mit dem die Briten ihren ureigenen Stil manifestierten und welches heute, am 30.10.2021, einen runden Geburtstag feiert.

Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, wie ich erstmal die Nadel auf die Rille legte und meinen Ohren nicht traute ob der Mucke, die mir da entgegenschlug. Carcass hatten plötzlich Struktur und man verstand den Gesang! Wo war das liebgewonnene Chaos der Vorgängeralben? Wo war die unfassbare Brutalität, welches teilweise in musikalischem Chaos mündete? Und warum war man plötzlich von einem Trio zu einem Quartett mutiert?

Ich legte die Scheibe für eine Weile beiseite und wandte mich anderer Musik zu. Nun standen aber diverse Auftritte an, eine Tournee zusammen mit Gorefest und einigen anderen Rabauken, also musste ich mich ja ein wenig vorbereiten…und urplötzlich zündete das Teil wie Hölle!

Gerade die Hinzunahme von Michael Amott erwies sich als Glücksfall für die Herren Steer, Walker und Owen, denn ihre bereits vorhandene Genialität (auch wenn sie viele vorher nicht erkannten) wurde durch die Leads und die Harmonien des Schweden auf ein neues Level gehoben.

Dazu Songs wie „Corporal Jigsore Quandary“ und vor allem „Incarnated solvent abuse” die bis heute einen festen Bestandteil im Liveset von Carcass ausmachen und ein Sound zum Niederknien, denn Carcass machten nicht den gleichen Fehler wie ihre Krachkollegen von Napalm Death, die sich durch ihre Aufnahmen im Morrissound Studio meilenweit von ihrem ursprünglichen Sound entfernten und erst viel später wieder zu ihren Wurzeln zurückfanden. Dad Quartett hingegen produzierte heimatnah im Amazon Studio im mittlerweile 151 Einwohner zählenden Simonswood, West Lancashire und landeten damit einen Volltreffer in jeglicher Hinsicht.

Auch wenn es unter den Fans bis zum heutigen Tag rege Diskussionsrunden darüber gibt, ob nun „Necroticism“, das weitaus kommerziellere „Heartwork“ oder doch „Swansong“ (ja, ich kenne da ein paar Spezialisten) das beste Album der Briten ist, so ist es für mich das eben hier besprochene und wird es auch für immer bleiben. Herzlichen Glückwunsch zum dreißigsten!


TRACKLIST

01. Inpropagation
02. Corporal Jigsore Quandary
03. Symposium of Sickness
04. Pedigree Butchery
05. Incarnated solvent abuse
06. Carneous Cacoffiny
07. Lavaging Expectorate of Lysergide Composition
08. Forensic Clinicism / The Sanguine Article



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