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FATES WARNING

Awaken the guardian (1986)



Im Angesicht des einzigartigen Reunion Konzerts von Fates Warning, beim Keep It True Festival am 30.04.2016 in der Tauberfrankenhalle, in Lauda-Königshofen, wird dieses Review geschrieben. An diesem magischen Datum wird die Band, in der Originalbesetzung von 1986 und mit John Arch(!!!), das komplette „Awaken the guardian“ zum 30. Jubiläum dieser Platte spielen.

Awaken the guardian“ wurde am 14. November 1986 veröffentlicht, über Metal Blade Records, als 3. Album von Fates Warning und wurde vom Labelchef Brian Slagel höchstpersönlich produziert. Für das ausdrucksstarke, fantasy-mäßige Cover wurde wieder der griechischen Künstler Ioannis beauftragt, der auch schon das Cover der Vorgängerplatte entwarf. „Awaken the Guardian” gilt als eines der wichtigsten und wegweisenden Progressiv Metal Alben, das zur damaligen Zeit neue Maßstäbe an Komplexität und Detail-Verliebtheit im Metal Sound setzte. Es war auch zugleich Frank Aresti´s erste Platte, der Victor Arduini an der zweiten Gitarre ersetzte.

Der Metal hatte sich anno 1986 bereits etabliert und war seinem Nischendasein entsprungen. Bands wie Iron Maiden, Judas Priest hatten schon bahnbrechende Alben veröffentlicht. Man denke nur an „Powerslave“ und „Defenders of the faith“, oder an damals noch unbekanntere Bands wie Queensryche oder Savatage, die mit „The Warning“, bzw. „Sirens“, bereits für Aufsehen in der Szene gesorgt hatten. Selbst unzugänglichere Subgenres wie Speed und Thrash Metal waren dank Metallica und Slayer bereits in aller Munde. „Master of puppets“ setzte Maststäbe in eingängiger Komplexität, im harten Soundgewand, das war neu! Aber so richtig komplexe Songstrukturen, die anspruchsvoll gespielt wurden, kannte man bis dato nur von Bands wie Rush oder Deep Purple und all den anderen 70er Jahre Bands des Hardrock Sektors.

Fates Warning hingegen starten ihre Karriere 1983 und waren von all den genannten Einflüssen inspiriert. Während „Night on bröcken“ (1984) sich noch sehr am Vorbild von Iron Maiden orientierte, offenbarte schon ihr zweiter Output „The spectre within“, die hohe Eigenständigkeit von Fates Warning, auf der alle Trademarks der Band zum Tragen kamen und neben „Awaken the guardian“ als weiterer Genreklassiker gilt.

Was dann Jim Mathoes (git.), John Arch (voc.), Frank Aresti (git.), John DiBiase (bass), sowie Steve Zimmermann (drums) auf „Awaken the guardian“ festgehalten haben, ist nicht von dieser Welt. Angefangen bei dem engelsgleichen, hohen Gesang von John Arch, der einzigartige Melodiebögen kreiert, über das hoch anspruchsvolle und technisch versierte Spiel der vier Mitmusiker, erzeugt die Gesamtheit der Musik eine emotionale Achterbahnfahrt, welche die Metal-Welt bis dato noch nicht gehört hatte.

The sorceress“ startet mit einem Akustik-Intro, das für mich wie ein Trigger wirkt und bei mir sofort Gänsehaut erzeugt. Nicht nur die wahnsinnig guten Gitarrenläufe von Mattheos/Aresti erzeugen bei mir ständig eine gefühlsmäßig tiefe Atmosphäre, sondern gerade John Arch läuft hier zu seiner Höchstform auf. Sein melodiös vielschichtiger Gesang lädt ein zum Träumen. Es folgen die verschobenen Gitarrenläufe zur Strophe, hier mal ein 6/4 Takt, dort ein 7/8 Takt, gefolgt von einem Refrain zum Niederknien: „The dead of night parts the sky, the Salem witch, hunting eyes Malifica spells…“! Ich fühle mich wie hypnotisiert – Hammer!

Etwas schneller zur Sache geht es bei „Valley of the dolls“, bedingt durch ein paar Double Bass Parts und dem allgemein schnelleren Riffing. Auch dieser Song wird wieder getragen von John Archs abgefahrenen Gesangarien, dem die Gitarren regelrecht hinterher hecheln.

Fata Morgana“ hat einen spannungsgeladenen Anfang, welcher in eine melodiöse Strophe überleitet, bevor es in den träumerischen Pre-Chorus übergeht, der bei mir erneut Gänsehaut hervorruft. Der Refrain lebt von einer faszinierenden Gesangsmelodie und zum kurzen Mittelteil gibt es schöne Double Bass Parts zu den Gitarrensolos. Vor dem letzten Refrain und zum Ende des Songs, steigert Mr. Arch sich zu ungeahnten Gesanghöhen – Wahnsinn!

Dann kommt der Über-Hammer-Song „Guardian“, bei dessen akustischen Intro ich sofort wieder auf die Knie falle. Es treibt mir regelrecht Tränen in die Augen, vor purer Ergriffenheit, welche im darauffolgenden Girtarren-Solo Auftakt, ihren ersten Höhepunkt findet, bevor es wieder mystisch und ruhiger in die Strophe übergeht. Kaum steigert sich die Strophe wieder zum kurzen, sich intensivierenden Pre-Chorus, der umgehend zum Refrain führt, trifft mich John Arch Gesangs wieder emotional unfassbar tief, dass mir schlicht die Worte fehlen… Das ist pure Magie! Ganz zu schweigen vom weiteren Songaufbau, der mich nur noch weg beamt, in ein träumerisches Paralleluniversum, fern, fern von unserer Welt.

Es bleibt keine Zeit zum Zurückkehren ins Hier und Jetzt, denn es folgt „Prelude to ruin“. Abermals haut mich dieser instrumentale Anfangsteil aus den Socken, nur um wenig später von John Archs Choralgesang wieder auf die Erde zurückgeholt zu werden. Es folgen einmal mehr verschobene und unregelmäßige Rhythmen zur Strophe, die jedoch wunderbar zum progressiven Mitbangen einladen. Über allem thronen wieder John Archs, zum Teil wirren, Gesangslinien. Auch der anschließende Refrain verleitet mich wieder zum wilden gestikulieren, da die Refrain Melodie erneut sehr ergreifend ist. Ertappt ihr euch auch dabei, wie ihr die Gitrarren- und Gesangparts im Mittelteil mit summt und mitsingt? Sehr abgefahren!

Giant´s lore (heart of winter)“ ist ein weiteres vertracktes, melodisches Musikwunderwerk. So oft ich auch übe, ich bekomme die Gesangslinien der Strophe, oder auch des Mittelteils, nicht in meinen Kopf, da sie einfach zu komplex sind! Dazu gibt es erneut schmissige Gitarrenläufe und Tempi-Wechsel, die durch die sechs Minuten des Songs führen und zu keiner Sekunde Langeweile aufkommen lassen.

Vor dem letzten Song „Exodus“ gibt es noch eine Art Zwischenspiel mit Namen „Time long past“, das von Akustikgitarren getragen wird und zu denen es diverse verzerrte Gitarrensolos gibt. Dann kommt mit „Exodus“ das große Finale der Platte und ist zugleich der längste Song mit 8 ½ Minuten. Kaum ist der Anfangsteil gespielt, gibt es wieder ein wunderschönes Solozwischenteil, bevor John Arch zum letzten Mal auf der Platte seine mystisch-utopischen Textpassagen präsentiert. Auch hier strotzt der Mittelteil nur so von Erhabenheit, mit seinen verspielten Rhythmusparts und den wiederholt choralen Gesängen von John Arch. Zum Ende des Songs wird die Musik immer leiser und man hört das Flugobjekt des „Guardians“ auf Arcana landen, um sich zu transformieren – Over and Out!

Keine Band versteht es so gut wie Fates Warning, äußerst vertracktes Songwriting, mit solch angefahren Gesangslinien, wie es nur ein John Arch zelebrieren kann, zu kombinieren. Die einzigartigen Melodien der Instrumente und des Gesangs verschmelzen förmlich zu einer Einheit und zelebrieren auf den 47 Minuten Gesamtspielzeit eine Blaupause sondergleichen. Der Gesang und die Musik sind so unfassbar schön, dass sie aus einer anderen Dimension entsprungen sein müssen. „Awaken the guardian“ ist für mich pure Meditation und befördert mich immer noch und immer wieder in eine Traumwelt, sobald ich die Scheibe auflege. Nach nunmehr 30 Jahren ist dieses Meisterwerk immer noch unerreicht und einzig und allein ihm gebührt der Thron, der besten Metalplatten ever. „Awaken the guardian“ ist für mich die beste Metal Scheibe aller Zeiten und ich bin mir sicher, dass man diese Götterdämmerung einer Platte auch noch in weiteren 30 Jahren huldigen wird, wenn nicht gar darüber hinaus!




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