IRON ANGEL
Hellish crossfire (1985)
Eine braune BASF Kassette, Chrome, 90 Minuten mit der Nummer 86 beinhaltet bis heute, trotz späterer Anschaffung auf CD, eines meiner kleinen Highlights in der Metal History: Iron Angels Debütalbum „Hellish crossfire“ aus dem Jahre 1985. Klar gab es Anfang und Mitte der Achtziger genügend andere, qualitativ hochwertigere Bands als den Fünfer aus Hamburg, doch gerade der dumpfe rumpelige Sound von Knöpfchendreher Legende Horst Müller und die daraus resultierende Power machten dieses Album lange Jahre zu einem meiner absoluten Favoriten.
Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass man nur ein Jahr später mit „Winds of war“ einen Nachfolger präsentierte, der musikalisch in einer völlig andere Richtung ging, viele Fans daher tierisch vor den Kopf stieß und die Band durch den akustischen Sinneswandel zur Auflösung brachte. Doch darüber, liebe Gemeinde, decken wir mal das Mäntelchen des Schweigens, hier geht es einzig und alleine um „Hellish crossfire“.
Man markantesten ist ganz klar das Reibeisenorgan von Frontmann und Lockenkopf Dirk Schröder, der einen ziemlich lasziv mit seiner verspiegelten Pornobrille vom Backcover anstiert und sofort beim Opener „The metallian“ die Marschrichtung vorgibt. Nicht zu vergessen natürlich das Gitarrenduo Sven Strüven und den leider 2000 bei einem Autounfall verstorbenen Peter Wittke, die mit satten Riffs und Ohrwurm Melodien für das entscheidende Element auf dem Album sorgen. Auch die Rhythmusarbeit von Kesselflicker Mike Matthes und Viersaiter Thorsten Lohmann muss erwähnt werden, sind sie es doch, die dem düsteren Sound die diabolische Wucht verleihen.
Allein das Riffing und die atmosphärische Dichte bei meinem absoluten Lieblingssong „Black mass“ ist schädelspaltend und saufett. Allein diesem Song ist es zu verdanken, dass ich auf meiner Klassenfahrt in diesem Jahr mit einer Schülerin ins Gespräch kam, die vorher gar nichts von mir wissen wollte. Du lieber Himmel…ist das echt schon 27 Jahre her??? Zurück zum Thema. Die Reviewer (das Wort gab es damals noch gar nicht) waren sich damals nichts schlüssig, welche Richtung Iron Angel eigentlich gehen. Ich sage mal Brutal Power/Thrash Metal, denn neben einigen melodiösen Elementen und einer doppelläufigen Streitaxt bei „Hunter in chains“ gibt es unter anderem mit „The church of lost souls“ oder „Rush of power“ tierisch was auf die Nuss. Das war gerade das gewisse Etwas, was die Hanseaten auszeichnete und so eigenständig machte.
Klar sind solch textliche „Perlen“ wie „Heavy metal soldiers“, der allerdings ziemlich speedig durchs Unterholz pflügt oder das ebenfalls rasante „Wife of the devil“ der damaligen Zeit geschuldet und dementsprechend heute noch authentisch wie früher. Man kann hier einfach richtig den Spirit von früher hören und fühlen. Vor allem wenn es an allen Ecken und Enden knackt, wie bei meinem Vinyl, welches ich echt endlos rauf und runter gehört hatte.
Hätte, wollen, wäre, könnte…Iron angel wären heute ziemlich weit oben, wenn sie ihren Weg konsequent weitergegangen wären und nicht an den üblichen bandinternen Querelen über die weitere musikalische Ausrichtung gescheitert wären, doch es wäre müßig, dies alles nochmal aufzurollen. Mit „Hellish crossfire“ haben die Jungs jedenfalls ein ziemlich geiles Monument der damaligen germanischen Hartwurstszene abgeliefert, welches auch heute noch regelmäßig in meinen diversen Playern rotiert. Erwähnenswert wäre nur noch, dass das anvisierte Comeback mit einer durchaus hörenswerten EP namens „Back from hell“ 2007 ziemlich schief lief, worauf sich die letzten verbliebenen Urmitglieder Dirk und Mike einem scheinbar ghutbürgerlichen Leben hingaben. Dennoch…danke Jungs für diesen Meilenstein in meiner Metal Karriere.