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COMMANDER – Angstridden (2024)
(8.969) Maik (8,4/10) Death Metal
Label: MDD Records
VÖ: 27.06.2024
Stil: Death Metal
Obwohl schon seit 1999 unterwegs, haben sich COMMANDER aus der bajuwarischen Hauptstadt bisher unter meinem Radar bewegt. Als Olaf den Titelsong des neuen Albums „Angstridden“ in unserer Audioshow Tales From The Hard Side zum Besten gab, schalt ich mich selbst einen Ignoranten, diese Band bisher übersehen zu haben.
Um meine Saumseligkeit gediegen auszumerzen, kredenzte mir ebenjener Olaf das neue Scheibchen direkt als Willkommensgruß nach meinem Urlaub in den Ordner. Von der sonnigen Toskana in den düstersten Death Metal- Orkus geschleudert zu werden, birgt gewisse Gefahren, denen ich allerdings hohnlächelnd entgegenblickte.
Mittlerweile ist der Vierer bei MDD gelandet, über welches jenes Label nun der vierte Langspieler erscheint. Die Band hat sich sechs Jahre Zeit gelassen, aber Fließbandarbeiter wie CORROSIVE waren COMMANDER ja nie.
Nach einem schön spannungsaufbauenden Intro geht es auch gleich in die Vollen. „Angstridden“ zeigt die Gruppe sogleich in ihrer vollen Bandbreite. Von brutal blastend bis fies groovend, von Melodie bis Brachialität werden alle Register gezogen. Dabei orientieren sich COMMANDER sowohl am klassischen Death Metal, lassen aber auch modernere Einflüsse zu. Der Sound ist wuchtig, aber nicht überkandidelt und kommt schön knorrig bratzig aus den Boxen.
Die Songs wirken recht komplex, da COMMANDER auf Abwechslungsreichtum setzen und auch mal unvorhergesehene Wechsel einbauen, wie eben im eben genannten Titelsong. Dass auch in den ruhigeren Parts keine Gemütlichkeit aufkommt, dafür sorgt der finster grummelnd röhrende Gesang von Nick Kolar, der seine Performance gern mal mit einem herausgekotzten ‚Hiärch‘ würzt, was dezent zum Markenzeichen mutiert.
Herausstellen möchte ich noch den Song „Not My war“, der mit Akkustikgitarre beginnt (und auch endet), in den dann die Elektrische einstimmt, was mich ein wenig an frühe METALLICA erinnert hat. Jedoch bleibt es nicht so ruhig, denn nach knapp anderthalb Minuten wird brachial vorangebrezelt, das Tempo steigert sich zeitweise zur Raserei und wird nur von den langsamer agierenden Vocals im Zaum gehalten.
Freunde von BOLT THROWER werden bei „Worlds Upon Worlds“ oder bei „Scorched Earth“ feuchte Augen bekommen. COMMANDER kopieren die britische Legende zwar nicht, aber sind bei den Songs definitiv ein bisschen in deren Fahrwasser unterwegs.
Ungewöhnlich für Death Metal, beenden COMMANDER ihr Album mit einem zehneinhalb-Minuten-Monstrum namens „No Compulsion To Live“. Eher schleppend walzend als brutal voranpreschend schabt die Band hier fast am Death/Doom vorbei. Hier fährt die band noch mal alles auf an Brachialität und Wucht, sodaß der überlange Track zu keiner Zeit in den Bereich Gähntechnik verfällt. Naja, vielleicht das Ende wirkt ein klein wenig ausgewalzt. Sogar auf Klargesang und leicht orientalisch anmutende Gitarren/Drumklänge wird zurückgegriffen.
Ein bisschen Meckerei sollte dennoch erlaubt sein. Denn teilweise wirken die vielschichtigen Arrangements ein wenig sperrig und nehmen etwas den Drive raus, wie beim Song „Scaremongers“. Auch enden einige Songs ein wenig abrupt. Dafür ist ersichtlich, dass COMMANDER bestrebt sind, sich stilistisch wiedererkennbar zu machen, was heutzutage, auch angesichts der todesmetallischen Konkurrenz auch hier im eigenen Lande, nicht einfach ist.
„Angstridden“ ist ein recht vielschichtiges, trotz aller Finessen dennoch brachiales Album geworden, dem man allerdings dein einen oder anderen Durchlauf mehr gönnen sollte. Komplexer Death Metal, der aber nicht allzu verspielt einherkommt und noch genug Platz für Brutalität hat.
Anspieltipp: „Angstridden“ und „No Compulsion To Live“
Bewertung 8,4 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Dawn Of Fear
02. Angstridden
03. Astrayed
04. Deviate From Our Visions
05. Not My War
06. Worlds Upon Worlds
07. Scaremongers
08. Scorched Earth
09. Vanity Is The Death Of Decency
10. No Compulsion To Live