Label: eOne
VÖ: 27.09.2019
Stil: Death Metal
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Nein, die Texaner von Creeping Death haben immer noch nichts mit Metallica oder ähnlich gearteter Musik zu tun, auch wenn man es bei ihrem Bandnamen durchaus annehmen könnte. Die Bande aus Texas spielt mitreißenden Death Metal, der an manchen Stellen vielleicht nicht den Originalitätspokal gewinnen wird, dennoch zu jedem Zeitpunkt zu begeistern weiß. Nun endlich, nach zwei EPs, einer Single und einem Demo liegt mit „Wretched illusions“ endlich der erste Rundling vor, der eine Band präsentiert, die weniger nach Newcomer, als nach alten Hasen klingt.
Bereits auf dem in diesem Frühjahr veröffentlichten Mini Album, konnten die Amerikaner zeigen, was sie technisch und vor allem musikalisch draufhaben und gehen nun diesen Weg mehr als konsequent weiter. Gleich der der Opener „Ripping through flesh“ zeigt deutlich, wie man als junge Band die schwedischen und amerikanischen Todesblei Einflüsse zu einem eigenen mitreisenden Stil verbinden und dem geneigten Hörer somit fesseln kann. Schöne Tempiwechsel, von schleppend, über Midtempo, bis hin zu rasenden Blast Attacken ist alles drin, was das Death Metal Herz zum Schlagen bringt. Bei „Captivity“ allerdings haben mir die Kollegen ein wenig zu sehr in den Gefilden von Cannibal corpse gefischt und anscheinend zu oft "Scourge of iron" gehört. Das ist beileibe nicht schlecht, aber nicht besonders originell. Dafür ist „Bloodlust contamination“ wieder etwas abwechslungsreicher gestaltet und kann erneut mit einer brutalen Kompromisslosigkeit mehr als punkten. Leider ist „Sinner’s torch“ erneut ein ziemliches Corpse Plagiat, welches ebenfalls überzeugend dargeboten wird, den eigenen innovativen Ansprüchen der Band aber sicherlich nicht unbedingt gerecht wird.
Versteht mich bitte nicht falsch, es macht unglaublich Spaß, diesen blutgetränkten Geschossen sein Ohr zu leihen, doch Eigenständigkeit klingt ein wenig anders oder besser gesagt wie der bereits erwähnte Opener des Albums. Bei „Corroded from within“ verhält es sich wieder genau konträr zu dem vorherigen stück, denn hier spielen Creeping Death wieder ihre Stärken aus und beweisen bei diesem schleppenden Monster, welch ein großes musikalisches Potential in ihnen steckt. Das Riffing ist ultrabrutal und erinnert gerade in Mittelteil sehr an meine Favoriten Vomitory. Gleiches gilt für „Peeled from reality“ und „World decay“, wo erneut aufgrund der Drosselung der Geschwindigkeit das musikalische Aggressionspotential noch einmal deutlich gesteigert wird. Gerade die beim letztgenannten Song eingestreuten Crust Elemente geben der ganzen Schose noch einmal so richtig drive. Ganz starker Song. Der Titeltrack und „Dawn of time“ stehen da in nichts nach und sind brutale Blutgrätschen, wie sie früher Dieter Schlindwein beim FC St Pauli verteilt hat. Das abschließende „Consumed“ beschließt einen verbrannten Kornkreis, der weniger von Außerirdischen herrührt, sondern von den Scharen an Todesblei Fanatikern, die bei dieser exzellenten Tanzmusik im Pit wild ihre Runden drehten.
Wer auf einem Mucke zwischen Cannibal Corpse und Vomitory abfährt, sollte nicht nur mit dem Gedanken spielen, sich das Album zu kaufen, sondern muss sich diese akustische Landmine umgehend ins Regal wuchten. Wenn man mal davon absieht, dass die eigene Identität und der durchaus vorhandene Ideenreichtum ein wenig in den Hintergrund rückt, so macht das Album unbändigen Spaß und ist definitiv bis zum jetzigen Zeitpunkt eine der besten Death Metal Veröffentlichungen im laufenden Jahr.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Ripping through flesh
02. Captivity
03. Bloodlust contamination
04. Sinner’s torch
05. Corroded from within
06. Peeled from reality
07. World decay
08. Wretched illusions
09. Dawn of time
10. Consumed
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