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CRYSTAL VIPER – Tales Of Fire And Ice (2019)

(5.891) Karsten (5/10) Heavy Metal / Power Metal

Label: AFM Records
VÖ: 22.11.2019
Stil: Heavy Metal / Power Metal

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Mit diesem Album hatte die Band einen unglücklichen Start: Das Artwort des neuen Albums musste nach Ablehnung durch die Fans (!) geändert werden – unter anderem weil die Gesichtszüge der Sängerin… sagen wir mal… verändert… wurden und sie darüber hinaus überflüssigerweise praktisch nackt dargestellt wurde. Das neue Artwork von Tim Tronckoe (Nightwish, Delain und Epica) wurde wenige Tage später aus dem Hut gezaubert und sieht doch gleich viel besser aus (auch wenn die erste Version besser zur Musik gepasst hätte). Warum nicht gleich so? Hoffentlich haben die Musiker sich bei der Mucke nicht auch so in die Nesseln gesetzt!

Also mal einen ersten Blick ins Video zu „Still Alive“ geworfen… Nanu, was ist da denn los? Macht Megan Fox nach seichter Kinoware jetzt „seichten Melo-Metal“? Die Sängerin hat eine Ähnlichkeit mit Megan Fox, die erst mal irritiert. Der Song plätschert so vor sich hin – nett, aber zumindest für mich leider auch nicht mehr. Das Video zu „Bright Lights“ bietet auch nur knapp 4 Minuten Haarwedelei der Sängerin in irgendeinem Kellerloch zu Durchschnittsklängen. Aber mal sehen was das Album insgesamt hergibt, so schnell gebe ich nicht auf: Die Tracks auf CD und Vinyl sind bis „Tears Of Arizona“ gleich, dann kommen je nach Version unterschiedliche Cover-Bonustracks (CD: „Dream Warrior“ (Original von Dokken), Vinyl: „Alone“ (Original von Heart)).

Das Intro zu „Bright Lights“ ist durchaus hörenswert, dann wird allerdings wieder Massenware geboten. „One Question“ und „Tomorrow Never Comes“ wecken den Hörer kurz auf, versanden dann aber im Hammerfall-Sound und bleiben trotz des zuerst überraschenden Up-Tempo-Riffs im üblichen Einerlei stecken. Es wirkt so als wenn die Band größtenteils das Konzept eines Songs immer wieder kopiert hat, was sich entsprechend schnell abnutzt. Das Intro zu „Tears Of Arizona“ gefällt dann wieder, der Song ist insgesamt eine gute Ballade und wirkt von allen Songs noch am ausgereiftesten und eigenständigsten. Für „Dream Warrior“ gilt dasselbe, das ist eine abwechslungsreiche Mid-Tempo-Ballade. Gern mehr davon und nicht die Massenware davor!

Unterm Strich haben wir hier ganz gute Riffs, ordentliche Soli und eine durchaus professionelle Produktion, aber das Ergebnis ist viel zu beliebig in seinen 0815-Songstrukturen. Diesen Sound haben zig andere Bands auch, die Band hat kein Alleinstellungsmerkmal und keinen herausragenden eigenen Stil. Die Musik tut aber auch niemandem weh und kann nebenher mal laufen. Insgesamt ist das alles poppiger Power Metal mit eingängigen Melodien, aber kaum Härte. Alles ist sehr gefällig glatt gebügelt und damit Radio- und TV-tauglich. War das das Ziel? Falls ja, war die Band erfolgreich. Falls nein, ist das Album für den durchschnittlichen Metaller wohl in Ordnung, aber für Fans der härteren Spielarten deutlich zu lasch. Wer Bombast will, hört mit Nightwish und Co. lieber gleich die Originale.

Mir unverständlich ist der mitgelieferte Begleittext vom Label, in dem davon die Rede ist, dass die neuen Songs „härter, intensiver, aber vor allem: melodischer“ sein sollen. Was denn nun? Härter oder melodischer? Intensiv ist da jedenfalls mal gar nichts außer dem Promotext. Und das Ganze soll „Dark Power Metal“ sein? Da hat der Marketing-Azubi wohl zu lange am Klebstoff geschnüffelt… Die Band spielte mit Songs wie „When The Sun Goes Down“, „The Witch Is Back“, „The Spell of Death“ oder „The Anvil of Hate“ mal waschechten Heavy Metal, bietet jetzt aber nur noch radiotauglichen „Power-Pop-Metal“ und schunkelt sich durchs Album, so dass die Kombo bei Top of the Pops nicht auffallen würde wenn es die Show-Serie noch geben würde. Was bei anderen Bands der Zwischenteil, also die Überleitung, ist, ist hier inzwischen das Gesamtkonzept. Für mich leider zu wenig, daher nur 5 von 10 Punkten. Durchaus gut produzierter Durchschnitt bleibt Durchschnitt und kann auch nur so bewertet werden. Fans werden es trotzdem kaufen und mögen – oder gleich zu den Originalen wie Avantasia, Battle Beast, Hammerfall oder Nightwish gehen… Vielleicht bin ich da auch eigen, aber bei der Band würde ich auf einem Festival zum Futterstand und Bier holen gehen, die Musik kann man ja auch nebenbei am Stand hören. Musikalisch ist die Band tief gefallen und wird hoffentlich wieder zu alter Stärke zurückfinden. Falls nicht, Ohren zu und weg!

Anspieltipps: Tears of Arizona, Dream Warrior

Bewertung: 5 von 10 Punkten

Tracklist:
01 – Prelude
02 - Still Alive
03 - Crystal Sphere
04 - Bright Lights
05 - Neverending Fire
06 – Interlude
07 - Under Ice
08 - One Question
09 - Tomorrow Never Comes (Dyatlov Pass)
10 - Tears Of Arizona
11 - Dream Warriors

Line-Up:
Marta Gabriel – Gesang / Gitarre
Andy Wave – Gitarre
Eric Juris - Gitarre
Blaze J. Grygiel - Bass
Tomek Danczak - Schlagzeug


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