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DAWN OF DESTINY - IX (2024)
(9.232) Olaf (8,4/10) Heavy Metal
Label: El Puerto Records
VÖ: 22.11.2024
Stil: Heavy Metal
„Müssen die das wirklich alles in ein Album packen?“ Genau dieser Gedanke schoss mir beim ersten Durchlauf von IX, dem neuesten Werk von Dawn of Destiny, durch den Kopf. Aber fangen wir von vorne an: Die Band aus Bochum, die 2005 von Mastermind Jens Faber gegründet wurde, steht seit jeher für symphonischen Power Metal mit einer progressiven Schlagseite und einem Hang zur Dramatik. Und seien wir ehrlich: Langweilig war bei denen noch nie etwas. Aber IX? Das ist ein akustischer Rundumschlag der Extraklasse – und zwar im positivsten und manchmal auch im anstrengendsten Sinne. Aber der Reihe nach.
Ein wenig Geschichtsunterricht
Dawn of Destiny haben sich seit ihrem Debüt ...Begins (2007) immer weiterentwickelt. Alben wie Rebellion in Heaven und F.E.A.R. zeigten eine Band, die gerne experimentiert und keine Scheu vor genreübergreifenden Elementen hat. Vor allem mit Jeanette Scherff, die seit 2010 am Mikro steht, hat die Band eine markante Stimme gefunden, die sowohl kraftvoll als auch emotional überzeugen kann. Doch Jens Faber und Philipp Bock zeigen, dass sie nicht nur bei Legion of the Night wissen, wie man den Bogen zwischen Bombast und Eingängigkeit spannt.
Opulenter Einstieg
IX startet mit einem Paukenschlag: „Mortem Vidi“ legt los wie ein sakrales Epos. Der nordisch anmutende Gesang zu Beginn lässt einen an epische Viking-Chöre denken, bevor der Song in rasantem Tempo Fahrt aufnimmt. Tempiwechsel sorgen für Spannung, wirken aber an manchen Stellen ein wenig abrupt – als hätte man ein komplexes Puzzle mit Gewalt zusammengesetzt. Dennoch: Der Auftakt beeindruckt und lässt keine Langeweile aufkommen.
„Crown of Creation“ steht dem in nichts nach. Mit einem gelungenen Wechsel zwischen klarem Gesang und Growls im Mittelteil zeigt die Band, dass sie die Balance zwischen Härte und Melodie perfekt beherrscht. Ein echter Highlight-Track! Und dann ist da noch „Abandoned“, das Helloween-Fans ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern dürfte – schnelle Riffs, melodischer Refrain, und ein mitreißendes Finale.
Eingängig, progressiv, und etwas zu viel des Guten
„A Child’s Hand“ zeigt eine weitere Stärke des Albums: den Wechselgesang zwischen Jens und Jeanette. Diese dynamische Kombination sorgt immer wieder für Gänsehautmomente. Doch so eingängig der Song ist, zeigt er auch, was IX über weite Strecken auszeichnet: Bombast, wohin das Ohr reicht. Dawn of Destiny schöpfen aus der vollen Heavy-Metal-Wundertüte – Pianos, progressive Strukturen, und Keyboards, die großzügig im Vordergrund stehen. Technisch ist das Ganze brillant umgesetzt, aber manchmal fragt man sich: Muss es wirklich alles sein? Ein bisschen mehr Fokus hätte das Album vielleicht zugänglicher gemacht, denn nach einigen Songs könnte sich der Hörer mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom durchaus erschlagen fühlen.
Schwächen im Endspurt
Das Album startet stark, verliert gegen Ende aber etwas an Fahrt. „Wings“ versucht sich als Ballade, die jedoch nicht so recht zünden will – eher etwas für gemütliche Grillabende, als für die große Metal-Bühne. „For All the Pain“ rauscht dagegen einfach vorbei, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Aber dann kommt die Schlussnummer: „You Won’t Be There“ – eine traumhafte Piano-Ballade, die mit Mut und emotionaler Wucht überzeugt. Dieser Song ist ein echtes Highlight und beweist, dass Dawn of Destiny auch in der Reduktion glänzen können. Und das man verdammt dicke Eier braucht, um mit so einem Song ein Album zu beednden, versteht sich, glaube ich, von selbst.
Hat es Ihnen geschmeckt? Ein Dessert vielleicht?
Mit IX liefern Dawn of Destiny ein monumentales Werk ab, das die Grenzen des Power Metals auslotet und mit progressiven Elementen, opulenten Arrangements und technischem Können beeindruckt. Gleichzeitig fordert das Album die Geduld des Hörers heraus: Nicht jeder hat die Zeit oder die Energie, sich auf 12 überbordene Tracks voller Ideen und Stilwechsel einzulassen. Dennoch bleibt festzuhalten: Langweilig wird es hier nie. Vielleicht hätte man mit ein wenig weniger Bombast ein griffigeres Album schaffen können, aber für Fans von epischem Metal ist IX ein Festmahl – wenn auch eines, bei dem man am Ende schnaufend und satt am Tisch sitzt und selbst das Minztäfelchen keinen Platz mehr findet.
Oder um es anders zu sagen: Dawn of Destiny haben uns hier nicht nur den ganzen Kuchen serviert, sondern auch noch die Sahne, die Kirsche und eine Schokoladenglasur obendrauf gepackt. Ob das zu viel des Guten ist? Entscheidet selbst!
Bewertung: 8,4 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Mortem Vidi
02. A Child’s Hand
03. Alive
04. Crown of Creation
05. Abandoned
06. Keep Fighting
07. Wings
08. Better hold me tight
09. For all the Pain
10. Through this Nightmare
11. I live for your Pain
12. You won’t be there