Label: Nuclear Blast
VÖ: 07.07.2017
Stil: Death Metal
Die polnischen Deather Decapitated aus Krosno gründeten sich 1996 und haben sich in den letzten zwei Dekaden zu unumstrittenen Meistern ihres Handwerks entwickelt, wenn auch die Jungs für mich immer im Schatten der drei Exportschlager Vader, Behemoth oder Hate standen, aber das gilt allenfalls nur für mich. Über Nuclear Blast wird am 07.07.2017 das mittlerweile siebente Studioalbum auf den Markt herausgehauen. Die neue Langrille hat den Namen „Anticult“ bekommen, 8 neue Nummern auf einer Gesamtspielzeit von ca. 37 Minuten erwarten den Fan der Polen. Und dass die Band mit diesem Album ein neues Level erreichen kann, dass weitaus mehr als nur (Technical/Groove) Death Metal ist, welchen sie über Jahre dominiert haben, werden wir in den nächsten Zeilen erfahren.
Gestartet wird mit „Impulse“, welcher gediegen beginnt, dann aber durch seine moderne Art und vor allem auch durch die Blasts und die gelungene Abwechslung zu überzeugen weiß. Rafael Piotrowski schreit sich durch den ersten Titel, dass es kaum ein Morgen gibt, und man meine möchte, er wäre jetzt heiser und danach folgen Instrumentalstücke. „Deathvaluation“ folgt und hier werden diverse Groove-Elemente herausgeholt, die sehr gut mit dem Pogo-Beat harmonieren, die flächigen Gitarren und die durchaus schwedische Machart des Songs bringen gewisse Würze. Bei „Kill The Cult“ ist Matteschwingen angesagt, Death-Metal-Midtempo in Reinkultur gepaart mit einem Touch „Core“ erinnern den Hörer dann schon auch neuartige Bands.
Wer dachte, die Jungs haben jetzt die Zutaten-Elemente-Kiste geschlossen, der sollte sich den Fear Factory-artigen „One-Eyed Nation“ gönnen, welcher für mich den stärksten Song der Platte darstellt – Stakkato, Blasts, fettes Riffing – sehr gut.
„Anger Line” mutet dann doch im ersten Augenblick etwas traditioneller an, die gesangliche Aggressivität wird vom Drumming sehr gut unterstützt, lediglich die Gitarren scheinen sich hier etwas zurückzunehmen. „Earth Scar” schiebt dann auch wieder und die melodischen Elemente sind gut eingesetzt, gerade das Riffing am Schluss und der schlussendliche Wutausbruch lassen den Hörer aufhorchen. Dass sich Decapitated entwickelt haben, beweist der Song „Never“ – hier wird die typische Wut der Polen mit einer gewissen modernen Schärfe vorgetragen, dass es vor den Boxen nicht nur beim Kopfnicken bleibt, mit kleinen akzentuierten Breaks erwartet den Hörer hier sechs Minuten Vollgas-Aggression. Das Schlusswort ist dann (wie gern oft verwendet) „Amen“ und hier wird erstmal der Fuß vom Gaspedal genommen, fast getragen fies sind hier die Gitarren bzw. Akkordfolgen und das auf einem absoluten Low-Tempo, dass eine apokalyptische Grundstimmung in knappen drei Minuten das Album ausleitet.
Decapitated schaffen den Spagat zwischen Tradition und Moderne und das schaffen sie spielend. Hatte ich die Jungs vorher nicht so sehr auf dem Schirm, hat sich das somit schlagartig geändert. Die Songs wissen zu überzeugen und mischen verschiedenste Stile, dass eine genaue Bezeichnung des Stils dieses Albums allem anderen nicht gerecht werden kann. Auch die Herren Daniel Bergstrand & Lawrence Mackrory haben beim Mixing & Mastering ganze Arbeit geleistet – ein messerscharfer, klarer, dennoch druckvoller Sound verleihen diesem Werk den letzten und sehr geilen Schliff.
Bewertung: 9,3 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Impulse
02. Deathvaluation
03. Kill The Cult
04. One-Eyed Nation
05. Anger Line
06. Earth Scar
07. Never
08. Amen