Label: Edel
VÖ: 07.04.2017
Stil: Rock/Blues
Wie soll man ein frisches Album einer Band beurteilen, die maßgeblich das ganze Rock-Genre mit- erfunden, geprägt und veredelt hat und die mindestens eine Handvoll waschechter Klassiker auf der Bank liegen hat. Dazu kommt das mittlerweile nahezu biblische Alter einiger der Beteiligten...
„Goddamn respect“ gilt nicht nur singulär im Hardcore, sondern gerade bei einem Review einer Platte von Deep Purple; Anzeichen verdichten sich zudem, dass es gar die letzte Scheibe ihrer Art von Purple sein soll. Oder verhält es sich doch ganz anders und man geht lieber ganz unbefangen an die Sache als wäre dies das Debüt-Album einer neuen Band ?!
NOPE!
Man kann nicht unbefangen an so eine Platte gehen. Die geliebten Klassiker um Lord und Blackmore allzeit im Kopf gibt der Rezensent gerne zu, dass er insbesondere die nicht mehr ganz so kurze Phase seit Steve Morse´Einstieg nicht sattelfest runterbeten kann und ihm demnach einige Referenzpunkte – so ab „Purpendicular“ ungefähr - als Maßstab fehlen.
Das Album könnte eigentlich nicht viel besser beginnen als mit „Time for Bedlam“: ein spannendes Intro, ein flotter Song mit catchy hookline und ein schmissiges Solo mittendrin. Das sehr bluesige „Hip Boots“ kann da nicht ganz mithalten, macht aber immer noch genug Spass, was ebenso und ungelogen für „All I got is you“ und „One night in Vegas“ gilt.
Die Songs wirken sehr gestrafft und kompakt und kommen ziemlich auf den Punkt. Vorbei die Zeiten des quasi-improvisierten 4-Minuten Mittelteils und auch der Morse´schen Jazz-Einlagen, die mir nie so recht geschmeckt haben. Ich hatte da öfter mal das Gefühl, dass hier die Gitarre einfach zu sehr gefühllos und technisch über die restliche Musik hinwegfegte. „Get me outta here“ ist dann der erste Song, der leichte filler-Qualitäten hat. Irgendwie eine etwas unmotivierte Impro-Nummer. „The Surprising“ ist hingegen ein sehr stimmungsvoller Track, der insbesondere ducrch die omnipräsenten Qualitäten von Ian Gillan´s Stimme lebt bevor ein retro-Soloteil den Song veredelt. Absolute Klasse !
Ohne jetzte alle Songs im Einzelnen durchzuhecheln, ist der Eindruck eines stimmigen, in sich geschlossenen Albums entstanden, welches ohne weiteres als endgültiges Denkmal und Alterswerk bestehen kann. Jeder picke sich bitte seinen Favoriten aus diesem Album heraus, welches den Spagat zwischen Blues, Rock und Progressive-Anteilen spielerisch meistert.
Ach ja: Ian Paice sagte an anderer Stelle in etwa, dass er mindestens 5 Songs des neuen Albums gut fände und den Rest wenigstens ok. Das ist für eine Band, die stets an wahnwitzigen selbst auferlegten Maßstäben gemessen wird und die in den letzten Jahren einige Tiefen qualitativer Art durchschritten hat, ein gutes bis sehr gutes Zeugnis, weches man nach dem Hören von „Infinite“ auch genauso unterschreiben kann.
Bewertung: 7,9 von 10 Punkten
Tracklist:
1. Time for Bedlam
2. Hip Boots
3. All I Got Is You
4. One Night in Vegas
5. Get Me Outta Here
6. The Surprising
7. Johnny's Band
8. On Top of the World
9. Birds of Prey
10. Roadhouse Blues