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DEFEATED SANITY – Chronicles of Lunacy (2024)

(9.249) Olaf (7,0/10) Death Metal


Label: Season of Mist
VÖ: 22.11.2024
Stil: Death Metal






Berlin, die Stadt, die niemals stillsteht, ist nicht nur bekannt für ihre bunte Kulturszene und Currywurst, sondern auch für ihre Metalszene, die einige der kompromisslosesten Bands Deutschlands hervorgebracht hat. Defeated Sanity, gegründet 1993, gehören definitiv zu den technisch anspruchsvolleren Vertretern des Death Metal – brutal, progressiv und für viele die Speerspitze ihres Genres. Doch die Band hat auch ihre Wurzeln im klassischen Death Metal nie vergessen, was sie zu einer interessanten, wenn auch nicht immer leicht verdaulichen Truppe macht. Mit ihrem neuen Werk Chronicles of Lunacy setzen sie diesen Kurs konsequent fort. Aber wohin führt uns diese Reise?

Die Band hat sich seit ihrer Gründung einen Ruf als Meister technischer Präzision erarbeitet. Alben wie Psalms of the Moribund oder Passages into Deformity haben Standards gesetzt, was Geschwindigkeit, Komplexität und Härte betrifft. Gleichzeitig waren Defeated Sanity nie eine Band, die sich auf Gewohntem ausruht. Besonders das Split-Album Disposal of the Dead/Dharmata zeigte ihre Fähigkeit, sich auf völlig gegensätzliche stilistische Terrains zu begeben – von grindigen Grooves bis hin zu jazzigen Experimenten. Doch mit Chronicles of Lunacy kehren sie wieder zu einer brutaleren und zugleich chaotischeren Form zurück.

Schon beim ersten Hören wird klar: Hier haben wir es mit einer Band zu tun, die technisch in der absoluten Oberliga spielt. Riffs fliegen einem um die Ohren, als ob Gitarrist und Bassist in einem Wettbewerb um die meisten Noten pro Sekunde stünden. Das Schlagzeug zerhackt die Zeit wie ein hyperaktiver Metronom-Wahnsinniger, und das Growling könnte problemlos als Dämonenbeschwörung durchgehen.

Doch so beeindruckend die handwerkliche Leistung auch ist, wirkt das Ganze auf mich zuweilen wie eine überladene Achterbahnfahrt. Die Songstrukturen sind so verschachtelt und unvorhersehbar, dass es schwerfällt, einen klaren roten Faden zu erkennen. Wo andere Bands mit technischen Finessen Höhepunkte schaffen, wirken Defeated Sanity hier manchmal wie ein Mathematikseminar, das zu Musik vertont wurde – faszinierend, aber eben auch fordernd bis zur Erschöpfung.

Hinzu kommt der etwas blecherne Sound, der besonders die Becken des Schlagzeugs betrifft. Ob das Absicht war oder einfach der Produktion geschuldet ist, lässt sich schwer sagen. Fakt ist jedoch: Es nimmt der Musik etwas von ihrer Wucht und sorgt dafür, dass selbst Genre-Fans hier und da mit den Zähnen knirschen könnten.

Eines muss man Chronicles of Lunacy lassen: Es ist konsequent. Wer auf chaotisch-brutalen Death Metal steht, wird hier definitiv fündig. Die musikalische Perfektion, die Defeated Sanity an den Tag legen, ist unbestreitbar beeindruckend. Aber für jemanden wie mich, der gerne einen Hauch von Eingängigkeit und Struktur im Wahnsinn hat, ist das Album ein Nervenkitzel – allerdings einer, der mich mehr nervös als begeistert zurücklässt.

Mit Chronicles of Lunacy liefern Defeated Sanity genau das, was ihre Fans erwarten: technisch versierten, brutal-chaotischen Death Metal auf höchstem Niveau. Doch für den unbedarften Hörer bleibt das Album eine Herausforderung, die oft mehr anstrengt, als sie begeistert.

Am Ende bleibt der Respekt vor der handwerklichen Klasse, aber auch die Erkenntnis, dass das nicht für jeden ist. Die Berliner Jungs haben ihren Platz bei Season of Mist verdient, keine Frage – aber mich haben sie mit diesem Album eher in den Wahnsinn als in den Himmel getrieben. Ein technisch beeindruckender, aber emotional distanzierter Brocken.


TRACKLIST


Bewertung: 7,0 von 10 Punkten




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