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DEFECT DESIGNER – Chitin (2024)
(8.797) Maik (8,0/10) Surreal Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
VÖ: 14.03.2024
Stil: Surreal Death Metal
Wenn ich mich nur daran erinnern könnte, welche stachelbesetze Horrorbestie in meinem Kopf mich dazu bewogen hat, die Platte von DEFECT DESIGNER besprechen zu wollen, denn der Grund dafür wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Vielleicht finde ich es ja selbst heraus, während ich versuche, meine Eindrücke mit halbwegs passenden Worten niederzuschreiben. Zum ersten stellt sich mir die Frage, was denn ein DEFECT DESIGNER ist. Ein Designer, der kaputt ist? Oder einer, der Defekte ersinnt. Das könnte der Typ sein, der dafür sorgt, dass Drucker, beispielsweise, zwei Wochen nach Ablauf der Garantie ihren Geist aufgeben. Fragen über Fragen.
DEFECT DESIGNER stammen ursprünglich aus Novosibirsk, Mastermind ist ein gewisser Dmitry Sukhinin, der schon ordentlich Bandmembers verschlissen hat. Später ist er dann nach Oslo übergesiedelt und agiert nun in Zusammenarbeit mit Martin Storm-Olsen, der früher mal unter dem Pseudonym „Psychotroll“ bei TROLLFEST gespielt hat. „Chitin“ heißt das neue Machwerk von DEFECT DESIGNER und diese Scheibe setzt dem Hörer eine ordentlich gefüllte Schale harter Nüsse zum Knacken vor. Ich bin immer noch am Rätseln, wie man die Mucke nennen könnte, denn das von Metal Archives vorgeschlagene ‚Death Metal‘ erscheint mir doch in hohem Grade ungenügend.
Gibt es den Begriff ‚Surreal Death Metal‘ schon? Wenn nicht, melde ich hiermit Urheberschaft an. Hä Hä. Denn genau das ist es irgendwie. Mir fallen da zuerst mal DISHARMONIC ORCHESTRA ein, die ja ein ähnlich surreales Gesamtbild erschufen. Schräge Elemente und diverse Dissonanzen lassen auch einige Erinnerung an VOÏVOD zu. Das Ganze wird dann noch mit Blastbeat- Parts aufgebrettert, gelegentlich kommt auch mal ein thrashiges Riff zum Einsatz oder verzerrte atmosphärische Elemente werden eingebaut. Dann wird wieder mal technisch herumgefrickelt und auch das Thema Uffta Uffta Groove wird des Öfteren aus der Schublade geholt. Dazwischen wird auch gern mal völlig dissonant herumgeschraddelt
Diese ganzen Dinge spielen sich oftmals in einem einzigen Song ab und geben sich derart vehement die Klinke in die Hand, dass eine Drehtür sicher angebrachter wäre. Die Tatsache, dass die Gitarren, untypisch für die Death Metal- Sparte, extrem höhenlastig rüberkommen, macht gerade die dissonanten oder auch technischen Parts geradezu körperlich schmerzhaft, während die eingängigen Teile, so rar sie auch gesät sind, leicht in Richtung Black Metal schielen.
Wem das, was ich hier zusammengetippt habe, nun als Beschreibung eines völlig kruden Soundkonglomerartes empfindet, hat womöglich recht. Denn wenn vielleicht nicht gerade krude, so ist die Mucke definitiv obskur, paradox, surreal und so nachvollziehbar wie die Finanzplanung der Bundesregierung. Und ihr könnt mich jetzt steinigen, teeren und federn, mit Stechkakteen bewerfen oder mich endlos mit Trällerelsenmucke foltern. Irgendwie finde ich die Mucke cool. Abgedreht, verrückt, schräg, fern jeglicher nachvollziehbarer Struktur, aber cool.
Gerade die Tatsache, dass mich jeder Hördurchgang ratloser zurücklässt als der vorangegangene, scheint eine völlig verborgene, von mir vehement unterdrückte Stelle in meiner ollen Omme zu triggern. Wahrscheinlich ist es der surreale Ansatz, dem ich bisher mehr im visuellen oder lyrischen Bereich gefrönt habe. Diese Begeisterung bedienen DEFECT DESIGNER natürlich ebenfalls. Das sehr detailreiche Covergemälde zum einen, die Songtitel zum anderen. „Gaudi Colors From Your Plastic Bag“ oder „Uglification Spell“ sagen da wohl alles. Und ob mit „Nu, Pogodi!“ der Ausruf des Wolfes aus den russischen Hase-und-Wolf-Trickfilmen herrührt, weiß auch nur Dmitry „Mr. Scavenger“.
Und ich weiß immer noch nicht, ist die Mucke jetzt genial oder völlig bescheuert. Wahnsinn und Genie scheinen hier nicht nur eng beieinander zu sein, sondern miteinander zu tanzen.
Anspieltipp: „Uglification Spell“ und „Certainty After The Kafkaesque Twist“