So langsam regt sich in mir die Einsicht, dass sich aus dem einstigen Projekt von Tom Angelripper und Alex Kraft eine richtige, gute und mehr als partykompatible Band gemausert hat, denn das insgesamt vierte Album der Dezperadoz namens „Dead man’s hand“ hört sich mehr nach „Band“ als nach „Projekt“ an. Hier sind vier ernsthafte Musiker am Werk, die mit ihrer Symbiose aus rotzigen Hard Rock’n’Roll und Western Mucke die Szene aufrollen wollen. Werden sie es auch schaffen?
Ja…obwohl ich keinerlei Vergleichswerte haben, denn bislang sind die Jungs aus’m Pott, die mir zwar namentlich bekannt waren, gänzlich an mir vorbeigerauscht, doch aufgrund der Affinität meiner Freundin zu The BossHoss und ihrer Ersteinschätzung, dass die Dezperadoz „Tausendmal geiler klingen“, wagte ich mich doch an die vierte Platte der Jungs und ich muss leider sagen: Schande auf mein Haupt, da hab ich was verpasst…doch bevor Alex die Winchester zückt sei ihm gesagt: Ich finde „Dead man’s hand“ saustark! Und im Gegensatz zum weitaus populäreren Pondon aus der Haupstatdt kann der Vierer in Punkto Härte, Ideenreichtum und Abwechslung in den wichtigsten Kategorien Zähler gutmachen. Songs wie der tolle Opener „Under the gun“, das ziemlich doomige „Badlands“ (bester Song) oder „Showdown“, der mit seinem früheren Compadre Tom Angelripper sangestechnisch veredelt wurde, sind beste Garanten für gute Laune. Lediglich der wirklich sehr Country-mäßige Zwischenpart von Song 5 bis 9 ist konzeptionell zwar durchaus vertretbar, für mich allerdings ziemlich zähflüssig geraten. Doch wenn man danach mit dem Titletrack erneut eine so schön rotzige Granate raushaut, ist alles wieder vergessen.
Die Dezperadoz haben den perfekten Soundtrack für den gerade beginnenden Frühling auf Polycarbonat gebrannt. Das Teil verleitet zu Sehnenscheidentzündungen im Ellbogen, wenn man das Gelenk beim Fahren lässig aus dem Autofenster hält. Wo Onkel Tom Spaß ist, sind die Dezperadoz Ernst. Ich zieh mal heute Nachmittag meine alten Cowboystiefel an, sattel mein Pferd und reite in den Sonnenuntergang. I’m a lonesome cowboy….
Bewertung: galoppierende 8,1 von 10 Punkten
Trackliste:
01. Deadwood
02. Under the gun
03. Yippieh ya yeah! „More than one good reason”
04. Badlands
05. Bullet with my name
06. Just like cowboyzz do
07. Last man standing
08. My ol’ rebel heart
09. Saloon No.10
10. Dead man’s hand
11. Showdown
12. Train of souls
13. Wild horses
14. My gun and me (Southern pride version)