Label: Massacre Records
VÖ: 19.06.2020
Stil: Black/Gothic Metal
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Ach ja EISREGEN... wohl kaum eine andere Band der deutschsprachigen Metalszene schafft es so konstant die Gemüter zu spalten. Ich persönlich stand der Thüringer Metal-Institution schon immer recht zwiegespalten gegenüber. Auch wenn dies sicher mit einer gewissen Frustration gegenüber Teilen ihrer Fanbase zu tun hat, die sich gerne nach dem Motto „Höhö, die haben drei Alben auf dem Index“ daran aufgeilen, wie extrem doch die Texte seien, ohne dabei auch nur einen Gedanken an die Qualität der eigentlichen Musik zu verschwenden, erschien mir EISREGEN doch immer nur als eine poppigere Version der um Längen besseren BETHLEHEM. Dementsprechend war „Schlangensonne“ von 2010 auch das letzte EISREGEN-Album das ich mir bewusst zu Gemüte geführt habe. Nach mehrmaligem Anhören ihres neuen Machwerks „Leblos“ muss ich mir aber eingestehen, dass diese Sichtweise ein wenig zu simplistisch ist. Zumindest auf der technischen Seite hat sich im Hause EISREGEN viel getan in den letzten zehn Jahren. Vor allem Frontmann Michael Roth stellt auf „Leblos“ eine bemerkenswert große Reichweite an verschiedenen Vocal-Styles zur Schau, die ich so nicht in Erinnerung hatte.
Dies führt doch immer wieder zu erfreulichen Überraschungen, wie den „Klingt-so-wie-halb-tot“-Vocals (keine Ahnung wie ich es sonst ausdrücken soll) auf dem exzellenten Closer „Drauß' Vom Häuten Komm' Ich Her“, die sehr an Sänger wie Onielar oder Niklas Kvaforth erinnern. Auch songschreiberisch finden sich durchaus einige Lichtblicke hier. Neben dem bereits erwähnten Titel stechen vor allem „Pechschwarz“ und „Erstschlag“ positiv hervor, die das Album mit treibendem Black Metal-Gerumpel vielversprechend beginnen. Doch schon bei der Vampir-Ballade „1000 Jahre Nacht“ verschenken EISREGEN allen guten Willen, den sie bis dahin eingefahren haben. In der Mitte des Albums rücken nun die Gitarren zunehmend in den Hintergrund, die Songstrukturen werden einfacher und ein Übermaß an Piano-Gedudel und kitschigen Fake-Streichern dominiert nun die Titel.
Erst zum Ende hin bewegen sich EISREGEN wieder weg von diesen mittelmäßigen Gefilden. „Aber die Texte...“ kann ich schon fast die EISREGEN-Fans raunen hören, und ja, die sind so extrem wie eh und jeh und auch weiterhin kompetent verfasst. Doch das Problem liegt an der Diskrepanz zwischen den Lyrics und der Musik die diese transportiert. Ich weiß nicht, aber wenn man sich in seinen Texten als super harter Hund gibt und über nekrophile Serienkiller singt, dann sollte die Musik dazu doch genauso räudig klingen und nicht wie UNHEILIG mit Black Metal-Anstrich. So wirkt das alles nur wie ein zynischer Versuch, sehr mittelmäßige Mucke mittels Schockfaktor an dumme Teenager-Edgelords zu verkaufen.
Naja, zumindest werden wir auf dem eigentlichen Album diesmal mit „lustigen“ Titeln à la „Schnäuz Den Kasper“ verschont. Diese wurden stattdessen auf die Bonus-CD mit dem eingängigen Titel „Die Räudigen Rennsteig-Rebellen“ verbannt. Dort findet sich dann eine kleine Sammlung extrem stumpfer Sauflieder, die überhaupt nicht zum sonst so bösen Konzept der Band passen, aber bei Teenager-Edgelords bestimmt genauso gut ankommen. Allen anderen sei geraten, die Bonus-CD gekonnt zu ignorieren. Wenn ich recht überlege, vielleicht sogar das ganze zutiefts mediokre Album.
Bewertung: 5,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Ruhet Sanft
02. Pechschwarz
03. Erstschlag
04. 1000 Jahre Nacht
05. Leblos
06. Schlachtraum
07. Atme Asche
08. Mein Leichenwerk
09. Wangenrot
10. Mutter Schneidet
11. Drauß' Vom Häuten Komm' Ich Her
CD 2 (Die Räudigen Rennsteig-Rebellen)
01. Deutsches Bierlied
02. Grünes Herz
03. Wenn Es Draußen Dunkel Wird
04. Zeit Zu Saufen