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ERIDU - Enuma elish (2023)
(8.335) Olaf (10/10) Oriental Death Metal
Label: DIY
VÖ: 14.04.2023
Stil: Oriental Death Metal
Namensgeber dieser aus der bajuwarischen Landeshauptstadt stammenden Formation ist die älteste sumerischen Stadt, die in Süd-Mesopotamien lag und heute unter dem Tell-Schahrein im Süd Irak liegt. Und wer nun Eins und Eins zusammenzählt wird sich denken können, dass sich das Quintett ebenjenen Themen aus der alten Zeit verschrieben hat. Ja, ist nichts unbedingt Neues, wenn man Meleshesh, Nile oder Maat als Referenz heranzieht, doch der himmelweite Unterschied zu genannten Bands ist schnell und vor allem einfach erklärt: Eridu zerlegen mit diesem, ihrem zweiten Album, die veröffentlichungsfaulen Kollegen in ihre Einzelteile.
Bereits der Erstling „Lugalbanda“ löste innerhalb unserer Redaktion Sand…ääh…Jubelstürme aus und Teile hiervon gehören heute noch zu gern gesehenen Gästen in meinen Playlisten. Das wird sich mit „Enuma elish“ ändern, da ich dieses Album zur Gänze meinem mobilen Abspielgerät hinzufügte, um mir dieses Meisterwerk immer und immer wieder anhören zu können, egal wo ich mich gerade auf dieser Welt befinde.
Das Enuma Elish ist der babylonische Schöpfungsmythos, dessen etwa 1000 Zeilen in Keilschrift auf sieben Tontafeln niedergeschrieben wurde. Dieses Gedicht ist in Abschriften vom 9. bis 2.Jahrhundert v.Chr. (Christus, nicht Christian, wohlgemerkt…) heute noch fast vollständig erhalten und wurde in akkadischer Sprache verfasst. Dementsprechend viel Material steht den Münchnern zur Verfügung, um ein ganzes Album damit zu füllen. Spannende Geschichte, die ich mit den Jungs hoffentlich bald in einem Interview näher beleuchten kann.
Für mich ist aber in erster Linie die Musik wichtig, denn was nutzt dir das beste lyrische Konzept, wenn du dieses akustisch nicht umsetzen kannst. Eridu können und leben diese Mythen in ihrer Musik vollends aus. Tiamats Sohn Kingu wird hier ebenso besungen wie der böse Marduk, der Zweitgenannten tötet, nachdem Mutti den Sohnemann zum Gemahl auserkoren hatte. Aus dessen Blut und Lehm ist dem Enuma Elish nach der erste Mensch entstanden. Definitiv spannender als diese merkwürdige Apfelgeschichte in dem Buch, das Vielen so wichtig ist und nein, ich meine nicht den Hustler (Danke Jay…)
All das haben Eridu entsprechend musikalisch umgesetzt, mit vielen orientalischen Instrumenten untermalt, dazu mit einer brillanten, klaren und immer nachvollziehbaren Produktion versehen, bei der man der Musik zu jedem Zeitpunkt folgen kann, ohne Kopfsausen zu bekommen. Vor allem aber ist die ganze Schose immer noch eingängig und zuweilen finden sich auch Ohrwürmer wie das großartige „Let hem call on his name“ oder der Titeltrack, welcher mein absoluter Favorit auf diesem überragend geilen Album ist. Doch der größte Witz ist, dass diese Götterband (im wahrsten Sinne des Wortes) noch niemand unter Vertrag genommen hat. Welche A&R Deppen sitzen denn da in den Chefetagen? Hätte ich ein Label, die würden einen Blankovertrag bekommen.
Achja, was spielen Eridu eigentlich? War die gesamte Mucke auf dem Vorgänger noch ziemlich schwarz angehaucht, so haben sich die todesbleiernden Trademarks hier nun vollends durchgesetzt, wobei man aber davon ausgehen kann, dass die Band sich in kein Korsett pressen lassen wird, was ihre weitere musikalische Ausrichtung anbelangt, was das Piano Stück am Ende der Platte eindrucksvoll beweist. Künstlerische Freiheit per excellence, sowas finde ich nicht nur geil und lobenswert, sondern ist heutzutage leider verdammt selten geworden.
Auf „Enuma elish“ stimmt nahezu alles. Die Musik, das lyrische Thema, die Spannung, die Produktion, die musikalische Umsetzung, das stimmige Albumcover in dezenten Lehm-Tönen und wenn man all diese Faktoren zusammenmischt, erhält man eines der spannendsten und besten Alben innerhalb dieser Lesart der extremen Metals. Eridu haben ein Meisterwerk erschaffen, welches immer wieder neue Nuancen offenbart und niemals langweilig wird. Definitiv in meinen Top Ten am Ende des Jahres!