Label: Independent / Metal Promotions
VÖ: 10.05.2019
Stil: Oriental Extreme-Metal
Die Münchener Extreme Metal Formation Eridu gründete sich 2017 und darf man der Info der Band glauben, so schlagen sie in neues Kapitel des orientalischen Extreme-Metal auf. Als musikalische Fortsetzung des Projektes Gilgamesh steht die Musik hier einmal mehr im Zeichen von uralten mesopotamischen Kulten und mystischer Epik. Sägender Black Metal paart sich mit stampfenden Death Metal und wird im Feinschliff von orientalischen Elementen durchwirkt.
So weit so gut, kennt man das nicht schon in Form der ägyptischen Mtyhologie von Größen wie Nile oder den in deutschen Landen auch bekannten Maat aus Berlin, klar und ja diese Bands (neben einigen Anderen) beeinflussen auch die Jungs aus München und ob es nur eine Kopie der beiden Truppen ist, werden wir in den nächsten Zeilen erfahren. Am 10. Mai 2019 veröffentlicht der bayrische Fünfer in Eigenregie das Debütalbum „Lugalbanda“ auf dem 10 Songs enthalten sein werden, deren Gesamtspielzeit eine knappe Dreiviertelstunde (Also eine viertel Stunde vor Voll :-P ) sein wird.
Eridu haben sich nicht der ägyptischen Mythologie verschrieben, nein – wir bewegen uns im Umfeld des Euphrat und Tigris, in Mesopothamien. Also - der Tigris ist ein 1900 Kilometer langer Fluss in Vorderasien. Er entsteht am Zusammenfluss von Maden Çay? und Dibni Çay?, die von der Dicle-Talsperre aufgestaut werden…… Stopp! Das wisst Ihr alle, sofern Ihr in der Schule aufmerksam gewesen seid!
Völlig unvoreingenommen lasse ich das Album durchlaufen und schon beim ersten „Nebenbeihören“ werde ich so oft hellhörig, dass das Ganze so nebenbei unmöglich ist, also nochmal von vorn und intensiv. So wird es eben ein „Track by Track Review“, denn eines kann und muss ich vorwegnehmen, was Eridu hier erschaffen haben, ist vielschichtig und lässt sich nicht in drei Sätzen abfertigen und bewerten.
In einer Welt, in der sich die Gesellschaft den rächenden Göttern unterwirft, tradiert „Lugalbanda“ die Epen des gleichnamigen Götterkönigs, Vater des Gilgamesh und durchwirkt die uralten Geschichten mit Black- und Death Metal. Dabei führen die 10 Songs den Zuhörer durch sagenumwobene Schlachten, obskure Zeremonien und mystische Götterkulte. So viel zur Thematik der Langrille
Die Platte startet mit einem kurzen orientalisch verspieltem Intro („Inanna's Favour“) und „Enmerkar“ gibt noch nicht so viel Einblicke in das, was da noch auf den Hörer zukommen wird. Der Titel ist eher modern anmutend, ich fühle mich fast an Machine Head erinnert, zum Ende jedoch wird Fahrt aufgenommen und so langsam ist die Stimmung da. „Slaves of Eridu“ startet dann richtig durch – der Song schon fieser und enthält schöne Death/Black Barts (Nile/Behemoth), die zum Helicopterbangen animieren, sehr gut umgesetzt, sowie auch das Gitarrensolo.
Weiter geht es mit „The Cavern“ der ruhig mit akustischem Gitarrenstart, aber nach einer guten Minuten einfach so aus sich herausbricht, das ist vorerst unerwartet, doch es kommt mit voller Wucht und Finesse, die Vocals tun ihr Übriges dazu. Die Gitarren- und Schlagzeugarbeit sind in diesem Song wunderbar aufeinander abgestimmt – mir bleibt nur zu sagen: Melodie, Melancholie, Brutalität und Atmosphäre - was für ein Song, die gesprochenen Worte im letzten Drittel, ergänzt mit den Midtempo Melodieläufen, werten diesen Song dazu noch mehr auf. Jetzt liegt die Messlatte aber sehr weit oben und mit „Herald of Heaven“ schallt der mit sieben Minuten längste Song aus den Boxen. Ein Titel mit Ecken und Kanten, hört rein und Ihr werdet wissen, was ich damit meine. Der anfänglich Aufbau einer Atmosphäre bei „Astral Warfare“ wandelt sich in kurzer Zeit in melodische Raserei, die von hymnenhaften Midtempoparts entschleunigt und aufgewertet wird, um dann genau dahin zurückzukehren, wo der Geschwindigkeitsregler nach oben zeigt. Nicht hektisch oder gehastet, einfach wunderbar umgesetzt.
Es folgt „The Siege of Aratta“, hier wird gefühlt ein wenig die Geschwindigkeit heruntergefahren, aber nur um akzentuiert Highlights zu setzen, was auch gelingt. Das Interlude „Hymn for Utu“ leitet dann das fesselnde Monster „The Bewitching of Sumer“ ein, was für eine Wand, die sich hier aufbaut und als die weiblichen Vocals zur Unterstützung hinzukommen, wird Emotion transportiert, sagte ich schon fesselnd? Im untenstehenden Video könnt Ihr Euch sofort davon überzeugen! Mit dem Titeltrack „Lugalbanda“ findet das Album einen würdigen Abschluss. Dieses Stück entpuppt sich als kleiner Fiesling im schwarzen Gewand, einfach zuhören und genießen, denn wenn so ein Song Live nicht zündet, welcher dann? Nach kurzer Ruhepause nach drei Minuten wird das letzte Drittel orientalisch eingeleitet, um dann nackenbrecherisch und ganz zum Ende episch zum Abschluss gebracht zu werden.
Mix und Master von „Lugalbanda" wurde Christoph Brandes aus den Iguana Studios anvertraut, dem unter anderem der Sound von Finsterforst, Imperium Dekadenz und des legendären „Epitaph“ Album von Necrophagist zuzuschreiben ist.
Was soll ich zusammenfassend schreiben? Eridu ist mit „Lugalbanda" ein grandioses Debüt gelungen, welches im Ganzen wirkt, vielschichtig ist und immer wieder zu überraschen weiß. Auch wenn hier in meinem Review so viele gestandene Bands genannt werden, geschah dies nur, um Euch genau diese Vielschichtigkeit näherzubringen, die in Symbiose mit der Eigenständigkeit von Eridu das Erfolgsrezept für dieses Album ist, wobei es mich arg wundert, warum da noch kein größeres Label angebissen hat. Schon jetzt ein Kandidat für die Top 5 für mich für 2019.
Ich ziehe den Hut vor den Jungs und kann den „Promotext“ absolut unterstrichen so stehen lassen: Düsteres Riffing trifft auf epische Soundwand. Verpackt im erzählerisch orientalischen Gewand steht Eridu für anspruchsvollen vielseitigen Extreme-Metal, der Genre-Grenzen fließend verschmelzen lässt. Liebhaber von Nile, Melechesh, Behemoth und Keep of Kalessin werden hier voll auf ihre Kosten kommen.
Am 10.05.2019 könnt Ihr Eridu auf dem Party-San WARM UP: Eridu (CD-Release) / Khaos / Ars Irae in München im Sunny Red erleben
https://www.facebook.com/events/276073856639479/
Anspieltipps: „ALLE“ und nochmal „ALLE“
Bewertung: 9,8 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Inanna's Favour
02. Enmerkar
03. Slaves of Eridu
04. The Cavern
05. Herald of Heaven
06. Astral Warfare
07. The Siege of Aratta
08. Hymn for Utu
09. The Bewitching of Sumer
10. Lugalbanda