Alben des Jahres 2023

DIE Alben DES MONATS (11/24)

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TAG 3

Während es Petrus am Freitag noch gut mit dem Festival gemeint hat, zeigt sich der alte Knacker am zweiten Tag von einer wankelmütigen und „unrunden“ Seite und lässt es immer wieder mal mehr oder weniger heftig über das Publikum regnen. Dazu kommen mehrfach heftige Sturmböen auf, weshalb im Laufe des Tages aus Sicherheitsgründen die beiden riesigen Banner an den Bühnen-Seiten eingefahren werden. Dass davon bei aller Gefahr, die eigentlich allgegenwärtig ist, dennoch kaum etwas auf das sich im Laufe des Tages gehörig „vermehrende“ Publikum überträgt, spricht für die Crew, die bis zum Ende alles im Griff hat und trotz teils widriger Umstände einen einwandfreien Ablauf gewährleistet. Respekt!

Den Startschuss in den Samstag liefern More, genauer gesagt More 2012, wie sich die Band seit ihrem Comeback nennt und wie auch auf dem Backdrop zu lesen ist. Sollte es etwas mit einem „Konzept“ oder einem „Versuch“ zu tun haben, anstelle einer unbekannten Formation auf einen zumindest einigermaßen bekannten Namen als Opener zu setzen, muss man dem Veranstalter zu dieser Entscheidung gratulieren, denn im Vergleich zu unzähligen anderen Festivals tummeln sich trotz düsterem, unwirtlichem Wetter (und noch unfreundlicheren Vorhersagen) – schon mehrere hundert Banger vor der Bühne um sich von den Songs der NWOBHM-Legende ein feines akustisches Frühstück servieren zu lassen. Dass die Herren nunmehr mit Chris Tsangarides sogar einen ganz großen Namen im Line-Up haben, lässt sich zwar hinsichtlich Promo und Marketing gut vermarkten, an der Tatsache, dass mit Bassist Baz Nichols lediglich ein einziger alter Recke mit von der Partie ist, ändert das jedoch nichts. An der gelungenen Umsetzung von erlesenem 80er Stoff wie dem vom Debüt “Warhead“ stammenden Ohrwurm “We Are The Band“ gibt es aber trotzdem nichts zu meckern und allen voran Sänger Mike Freeland weiß sich ordentlich ins Zeug zu schmeißen, sich aber auch immer wieder in Form eines typischen britischen Gentlemans zu bedanken. Mit dem PRIEST-Classic “Touch Of Evil“ kredenzt man zudem noch einen Cover-Song einer von Chris produzierten Formation, der sich perfekt einfügt und für zusätzliche Stimmung sorgt. Ein Einstieg nach Maß!

Mit einer deftigen Dosis Thrash Metal geht es danach weiter, wobei sich einmal mehr die Frage stellt, weshalb es Hirax nach all den Jahren immer noch nicht gelingen konnte, zu einer größeren Nummer zu werden. Der anwesenden Bangerschaft jedenfalls mundet der rohe und ungehobelte Vortrag des Quartetts auf jeden Fall und selbst bis dato kaum mit dem Material der Männer rund um Katon De Pena vertraute Zuseher wissen die hingebungsvolle Art und Weise des Vierers zu goutieren. Darüber hinaus muss einmal mehr festgehalten werden, dass die Band einen der begnadetsten Entertainer im Metal-Business überhaupt in ihren Reihen hat und Katon sich jeglichen Applaus durch seine wuselige, umtriebige Art die Zuseher anzuheizen auch redlich verdient. So kommt es, dass Hirax für ihren Auftritt, im Zuge dessen man sowohl Tracks des aktuellen Drehers “Immortal Legacy“ (“Black Smoke“ knallt live ohne Ende!), aber auch älteres Material (unter anderem: “Hostile Territory“ von “The New Age Of Terror“ aus dem Jahr 2004) mehr als nur wohlwollenden Applaus ernten dürfen. Zusätzliche Sympathie-Punkte können die Herren aber auch noch Stunden nach ihrem Auftritt einfahren, schließlich sieht man die Band immer wieder irgendwo im „Getümmel“ um sich bei Zusehern persönlich zu bedanken und für Small-Talk zur Verfügung zu stehen. Ihre offenbar noch vor Ort vereinbarte Verpflichtung für das 2015er-Festival hat sich diese Band wirklich verdient!

Den Stimmungslevel der quirligen Amis können Mad Max logischerweise nicht halten, dennoch zieht es nicht gerade wenige Zuseher vor die Bühne um Michael Voss und seiner Mannschaft zuzujubeln. Der Einstieg mit “Burning The Stage“ gelingt nach Maß und auch “Night Of Passion“ und “Rollin‘ Thunder“ kommen mit ordentlich Schmackes von den Brettern und sorgen nicht nur für beste Stimmung, sondern lassen uns auch das eigentliche Festival-Motto mit Nachdruck verspüren. Dennoch müssen Mad Max schon nach relativ kurzer Zeit eine regelrechte „Flucht“ der Zuschauer in Kauf nehmen. Schuld daran trägt jedoch keineswegs die Band, sondern plötzlich einsetzender Starkregen, der dafür sorgt, dass sowohl die Halle wie auch das Schattenzelt kurzfristig aus allen Nähten zu platzen drohen. Dadurch ist die Stimmung klarerweise futsch und kann von der engagiert agierenden Band leider erst zum Ende mit der SWEET-Cover “Fox On The Run“ wieder halbwegs erreicht werden. Schade für Michael Voss und Co., die sich deutlich mehr Zuspruch und Aufmerksamkeit verdienten hätten. Unbeantwortet und rätselhaft bleibt für mich einzig der Grund, warum Michael Voss auf einem Festival in Deutschland ausschließlich in englischer Sprache mit dem Publikum kommuniziert.

Nach dem perfekt zum Festival passenden traditionellen Hardrock der „Mäxe“ gibt es ein Experiment mit zu verfolgen. Ob der moderne Sound des ungarischen Thrash/Groove-Abriss-Kommandos EKTOMORF vom Publikum auch tatsächlich angenommen wird, konnte man nämlich einfach nicht voraussagen. Doch schon nach wenigen Tracks lässt sich ganz im Sinne von Doc Brown aus “Zurück in die Zukunft“ ein lautes „Es funktioniert!“ herausbrüllen, denn das Quartett schafft es für gehörigen Trubel am Gelände zu sorgen. Zwar darf man durchaus festhalten, dass die Wortwahl von Fronter Zoltan Farkas bei seinen Ansagen schon langsam „überholungsbedürftig“ ist, schließlich nimmt man dem Kerl seine Attitüde auch bei einer Reduktion des „F-Wortes“ um gefühlte 90 % immer noch ab. Dass er sich sogar die Aufforderungen zum Mithüpfen im Verlauf des Sets sparen hätte können, ist jedoch nicht wirklich abzusehen und kommt zumindest für mich mehr als nur überraschend. Doch die anwesenden Zuseher erweisen sich nicht nur als geübte Banger, sie erweisen sich auch als „Gummibälle“ der Sonderklasse und kommen der Aufforderung bis zum Ende hin immer wieder nach. Die intensivsten Reaktionen erhalten die Burschen auf das vom aktuellen Dreher “Retribution“ stammende “Numb And Sick“, sowie die von Slayer inspirierte (und von den Amis ebenso intonierte) Verbal Abuse-Nummer “I Hate You“, auch wenn Zoltan und seinen Kollegen das genaue Gegenteil entgegengebracht wird. Kurzum: Experiment geglückt!

Zur Mittagszeit erhält das Auditorium dann die Möglichkeit die zuvor malträtierten Gebeine wieder zur Ruhe kommen zu lassen und sich in erlesenem Melodic Metal zu suhlen. Rob Rock und seine Mannen, allen voran der permanent grinsende NARNIA-Klampfer C.J. Grimmark, kredenzen ein diesbezüglich sehr gediegenes Programm, das auf der einen Seite offenbar selbst Petrus frohgemut stimmt und für - wenn auch nur dezente - Auflockerung sorgt, noch viel mehr aber bis in den hintersten Teil des Geländes goutiert wird. Kein Wunder, Elaborate wie “Slayer Of Souls“ wissen mit einprägsamen Refrains sofort zu zünden und lassen sich selbst bei vorheriger Unkenntnis schon sehr bald mitsingen. Die spielfreudige schwedisch/amerikanische Liaison weiß das selbstredend zu schätzen und gibt permanent Vollgas, wobei sich Rob mehrfach auch als Animateur der Extraklasse erweist. Mit dem an den Schluss gestellten “The Sun Will Rise Again“ hat man zudem eine der Hymnen des diesjährigen Festivals schlechthin im Talon, auch wenn der alte Knacker ober uns in just diesem Moment leider nicht wirklich zugehört haben dürfte….

Das Echo auf die Verpflichtung von Stryper hat schon im Vorfeld klar gemacht, dass man diesem Auftritt besonders entgegenfiebert. Nicht zuletzt deshalb, weil man die Amis in Europa bis dato nur ganz selten zu sehen bekommen hat. Zwar vernimmt man durchaus auch Skepsis, doch diese ist völlig unbegründet, zumal man den Herrschaften von Beginn an anmerkt, dass sie ihre Sache sehr ernst nehmen und sich voll ins Zeug legen. Da die gelb-schwarz gestreiften Outfits ebenso der Vergangenheit angehören (einzig die Instrumente sind nach wie vor in den „Vereinsfarben“ gehalten) wie das Verteilen von Bibeln ins Publikum (geworfen wird zwar immer noch, Michael Sweet belässt aber dabei die Fans mit zig Plektren zu beglücken) , haben sich STRYPER in gewisser Weise ohnehin selbst auf die Musik an sich reduziert und an dieser gibt es auch nichts zu meckern. Der Vortrag besteht aus klassischem STRYPER-Material, wobei erwartungsgemäß die seinerzeitigen Hits “Calling On You“ und “Soldiers Under Command“ auch anno 2014 für Euphorie sorgen. Das Quartett hat sichtlich Spaß an der Arbeit, erweist sich als ordentlich rockende Hardrock-Band und hinterlässt mit dem Schlussakkord “To Hell With The Devil“ ein mehr als nur zufriedenes Auditorium.

Man könnte fast schon von Frevel sprechen, dass mit Obituary ausgerechnet die einzige Death Metal-Band am heutigen Festival-Tag als nächstes an der Reihe ist. Doch diese Herrschaften aus Florida haben sich noch um ein Image geschert, weshalb der Fünfer einmal mehr nicht lange fackelt und einzig das macht, wofür er bekannt ist und so bekommt Balingen Todesmörtel der ganz alten Schule im typischen Obituary-Groove geboten. Der Auftritt wirkt in jeder Weise wie aus einem (leider sprichwörtlichen…) Guss und besteht zum Großteil aus uralten Tracks, ehe uns die Band mit “Slowly We Rot“ ein bebendes Ende bereitet. Nicht wirklich angesprochen davon scheint man sich jedoch „ober uns“ zu fühlen, setzt doch immer wieder mehr oder weniger heftiger Schauer ein. Der Band jedoch scheint der Regen in etwa so nahe zu treten wie die Ohren der Zuseher, lassen es die Burschen doch bis zum Ende hin gnadenlos brutal grooven und L.A.U.T. dröhnen. Uuuaaarrgghhh!

Während Freunde gemäßigter Klänge dem Geschehen auf den Brettern zuvor noch bevorzugt aus der Distanz folgten, sind es nun speziell jene, die nun die „Flucht nach vorne“ antreten und dadurch schon beim Intro von Unisonic ziemliches Gedränge im Bereich vor und hinter dem Wellenbrecher herrscht. Dass sich dabei pure Schaulust mit hoher Erwartungshaltung mischt, ist nachvollziehbar, auch weil die für ihr Debüt weltweit hochgeschätzte Band immer noch als Rarität auf hiesigen Bühnen gilt. Hinsichtlich der Setlist kann man den Herrschaften auch keinen Vorwurf machen, schließlich kredenzen Michael Kiske, Kai Hansen, Dennis Ward, Kosta Zafiriou und Mandy Meyer neben einigen Songs ihres Debüts (u.a. “Unisonic“, “Starrider“ und “My Sanctuary“) mit “For The Kingdom“ auch einen Ausblick auf das am 1.August erscheinende zweite Album. Dem nicht genug, lässt man Balingen auch an der gemeinsamen Helloween-Vergangenheit von Kiske und Hansen teilhaben und zaubert mit “March Of Time“ und Rausschmeißer “I Want Out“ zwei Nummern aus dem Hut, mit denen nicht unbedingt zu rechnen ist. Dass man damit in der Heimat abgefeiert wird, ist logisch und auf Grund der einwandfreien musikalischen Darbietung auch berechtigt. Zum absoluten Ober-Hammer wird der Auftritt aber leider dennoch nicht, lassen Unisonic für mein Dafürhalten doch den „Entertainment-Faktor“ schmerzlich vermissen. Vor allem Michael Kiske wirkt den Großteil der Spielzeit eher so, als ob er einen Job zu erledigen hätte und dabei auch konzentriert bei der Sache wäre, ein motivierter, kommunikationsfreudiger Frontmann mit Spaß an der Sache kommt aber deutlich anders rüber. Da hilft es auch nicht viel, dass seine Mitstreiter – allen voran ein permanent in Bewegung befindlicher Kai Hansen - wissen wie man rockt. Schade um die Chance, da wäre noch viel mehr möglich gewesen!

Mit Anthrax steht danach jene Band auf den Brettern, die von nicht gerade wenigen Zusehern als „heimlicher“ Headliner angesehen wird. Wenig verwunderlich also, dass Balingen die Herrschaften überaus euphorisch in Empfang nimmt, als sie mit “Among The Living“ ins Geschehen einsteigt. Angeführt von einem überaus agilen und bewegungsfreudigen Joey Belladonna liefert die Truppe ein ausgewogenes „Best Of“-Programm, das neben “Caught In A Mosh“ und“Indians“ auch die längst zum Inventar zählenden Cover-Versionen “Got The Time“ und “Antisocial“ enthält. An Spielfreude wie auch an Kommunikationsbereitschaft mangelt es den Herren nicht, allerdings dröhnt der Sound zu Beginn des Sets dermaßen laut und übertrieben bass-lastig aus den Boxen, dass einige Fans die Flucht nach hinten antreten um die Show auch akustisch „genießen“ zu können. Ähnlich wie bei Iced Earth im vorigen Jahr hinterlassen Anthrax dadurch geteilte Meinungen, wobei diese in jedoch nicht ganz so krass ausfallen und man Anthrax als „unhörbar“ bezeichnet. Zusätzliche Sympathiepunkte können die Herren zwar auch noch einfahren, als sie „In The End“ an Ronnie James Dio und Dimebag Darrell widmen und dabei riesige Banner mit Fotos der beiden verblichenen Ikonen auf der Bühne platzieren, der von vielen erwartete Total-Abräumer-Set wird der Auftritt der NY-Legende aber leider dennoch nicht, zumal auch Joey gegen Ende hin nicht mehr ganz die Agilität des Beginns auf die Bretter bringt und er zudem leider einfach nicht mit dem Charisma und der Ausstrahlung eines John Bush gesegnet ist.

Bevor die Schweden Europe ihren Co-Headliner-Set beginnen, geht es selbstredend in die Halle, schließlich haben Atlantean Kodex die Ehre den Startschuss am „Nebenschauplatz“ am Samstag zu geben. Etwas enttäuscht kommt für mich persönlich zwar, dass sich nicht mehr Zuseher in den Metall-Komplex begeben um den Bayern zuzusehen, doch die paar Hundertschaften, die sich vor der Bühne versammeln, huldigen dem Quintett dafür umso mehr. Nachvollziehbar, schließlich erweist sich der Fünfer in Sachen Setlist als gewieft und eröffnet den Reigen mit “Enthroned In Clouds And Fire“ vom im letzten Jahr veröffentlichten Ober-Hammer-Album “The White Goddess“ und besagte Bathory-Huldigung ist nicht nur einer der eingängigsten Tracks des erwähnten Scheibchens, auch an Intensität ist diese Nummer kaum zu übertreffen. Der Fünfer wirkt zudem höchst motiviert und agiert mit einer Hingabe, die ihresgleichen sucht. Während Bassist Florian Kreuzer den gesamten Set im Hintergrund bleibt und den Eindruck erweckt als ob er sich gemeinsam mit Drummer Mario Weiss auf einem Trip befinden würde, um die exzellente Rhythmus-Basis für all die epischen Wundertüten zu kreieren, hat man bei den Gitarristen Manuel Trummer und Michael Koch von Anfang den Eindruck sie würden förmlich mit ihren Instrumenten fusionieren. Kurzum, Atlantean Kodex leben ihre Musik zu jeder Sekunde und genau das ist auch vor der Bühne zu spüren! Selbstredend lässt auch Sänger Markus Becker (der mir im Verlauf des Wochenendes mehrfach irgendwo im Auditorium auffällt und seine Jeans-Jacke mit Manilla Road-Rückenaufnäher auch auf der Bühne trägt – noch Fragen?) keinen Zweifel daran aufkommen, dass er in seiner Funktion voll und ganz aufgeht, auch weil er kein Hehl daraus macht, wie nahe ihm die Fangesänge, die zum Teil weit über die Refrains hinausgehen, gehen. Aber nicht nur du hast Gänsehaut Markus, auch wir und zwar eine zentimeterdicke!

Durch die geschmackvolle, wenn auch eher unspektakuläre Licht-Show (zugegeben, mein Atlantean Kodex-Debüt bei ihrem ersten Wien-Gig im April war diesbezüglich leider alles andere als optimal und ist von daher kaum als Vergleich brauchbar…) gedeihen die vom bereits erwähnten 2013er Monumental-Epos stammenden Perlen “Sol Invictus“ und “Heresiarch“, wie auch “Pilgrim“ und “A Prophet In The Forest“ vom Debüt-Album “The Golden Bough“ sogar noch ein wenig intensiver als auf Konserve. Sensationell! Bleibt als Fazit nur die Band selbst zu zitieren, die mit ihrem (als Finale gemeinsam mit den Fans zelebrierten) Signature-Song den Nagel auf den Kopf trifft, in dem sie folgende Zeilen zum Besten gibt:

Heed to the - Atlantean Kodex
Kneel before - Atlantean Kodex
Bow your head - Atlantean Kodex

Danke, und bis zum nächsten Mal!

Zwar versäume ich dadurch den Großteil des Auftritts von Europe, die knappe halbe Stunde der ich noch beiwohne, lässt aber erkennen, dass die Herren rund um Joey Tempest zuvor beste Arbeit verrichtet haben. Und nicht nur meine Familie ist bei unserem „Wiedersehen“ in bester Stimmung, die Songs der Schweden reißen das gesamte Freigelände mit. Interessant ist für mich zudem, dass sich scheinbar erst kurz vor dem Ende des Festivals auch wirklich alle Besucher am Gelände tummeln – Leute, wo seid ihr gewesen? Oder liegt es tatsächlich an Europe? Wenn ja, Respekt! Aber egal, der Fünfer hat heute die absolut richtige Mixtur am Start und kredenzt jede Menge 80er-Klassiker (u.a. “Rock The Night“ inklusive einem kurzen “Rock You Like A Hurricane“-Zitat und Mitsingteil) wie auch neuere Tracks (vor allem “Last Look At Eden“ kurz vor dem Ende erweist sich als echte Festival-Hymne!) am Start und gibt bis zum Ende hin Vollgas. Wer diese Band immer noch auf diesen einen Welt-Hit reduziert, tut den Herrschaften zwar verdammt unrecht, weglassen werden EuropeThe Final Countdown“ aber dennoch niemals, weshalb zum Abschluss der Asphalt des Messegeländes wahrlich ins Beben gerät. Schade, dass danach schon wieder Schluss ist und noch viel mehr, dass nicht bereits zu dieser „Untermalung“ das obligatorische Feuerwerk in den Nachthimmel starten darf.

Dieses Highlight bleibt einmal mehr Twisted Sister vorbehalten, die sich erneut als wahrhaftig würdiger Headliner erweisen. Im Gegensatz zum Vortag, an dem es doch einige kritischen Stimmen zu ARP vernehmen sind, ist sich das Auditorium heute absolut einig und lässt sich zum Finale einmal mehr von Dee Snider und seiner Mannschaft eine amtliche Portion Rock’n’Roll kredenzen. Diese wird ab dem Startschuss “Stay Hungry“ entsprechend goutiert, weshalb die Party auf dem Festival-Gelände trotz nicht unbedingt idealer Wetterbedingungen ihren Höhepunkt findet. Optimal für die vielen Gäste, die sich tanzender- und bangenderweise von sämtlichem Matsch befreien, den sie im Verlauf der letzten Tage auf dem „Metal-Camp“ aufnehmen mussten, schade jedoch für Delain, die nur knapp vor dem Show-Beginn der „Schwestern“ in der Halle loslegen.

Die NiederländerInnen sind tatsächlich nicht zu beneiden, denn viel länger als zwei Tracks verbleiben nur ganz wenige eingeschworene Zuseher. Zur Entschuldigung für die Band sei jedoch hinzugefügt, dass es nicht wirklich an der Performance liegt, auch wenn der mehr als dezent poppige Anstrich einiger ihrer Kompositionen ein harsches Kontrastprogramm zu zahlreichen anderen Formationen die in den letzten Stunden in Balingen aufgegeigt haben, darstellt und immer wieder die Grenze zum Kitsch mehr als nur deutlich überschreitet. Doch Twisted Sister als „Parallelveranstaltung“ sind einfach zu übermächtig, wie man auch festhalten muss, dass ihnen darüber hinaus auch noch einige Landsleute „abhanden“ kommen um ihre „Elftal“ beim „kleinen“ Finale der Fußball-WM anzusehen. Die wenigen getreuen und eingeschworenen Fans werden dafür umso mehr von der Band verwöhnt und wissen sich auch artig und lautstark zu bedanken. Das tut auch die „Meute“ im Freigelände um unter anderem gemeinsam mit Dee Snider Geständnisse wie “I Believe In Rock’n‘Roll“ oder “I Wanna Rock“ abzulegen. Alles bestens zum Abschluss also – zumindest für den Großteil der Besucher, die sich wahlweise zum nun doch noch den Himmel erleuchtenden Feuerwerk in Scharen zufrieden vom Asphalt machen, oder sich den Gnadenstoß in Form von feinen Power Metal-Epen in der Halle verabreichen lassen.

Zwar muss auch meine Wenigkeit leider w.o. geben und die Herren rund um Kenny Powell und ihren neuen, alten Frontmann Kevin Goocher „alleine“ lassen, die US Metal-Legende scheint jedoch alles richtig gemacht zu haben und auch den Veranstalter überzeugt zu haben, schließlich hat Horst Franz Omen ebenso wie Hirax vom diesjährigen Line-Up vom Fleck weg auch für die im Jahr 2015 anstehende drei(!)-tägige Jubiläums-Show gebucht. Dabei ist in der Tat mit einem echten Spektakel zu rechen, hat man sich doch für das Motto “Best Of The Best“ entschieden und bis dato neben den beiden erwähnten Formationen bereits W.A.S.P., Primordial, Morgana Lefay, Pretty Maids, Y & T, Tygers Of Pan Tang und Exciter verpflichtet.

Wer sonst noch mit dabei sein wird in Balingen wird in Bälde bekannt gegeben, wir als Familie werden definitiv wieder am Start sein, denn auch bei der diesjährigen Ausgabe wurde uns bewiesen, warum man das “Bang Your Head!!!“ als das familienfreundlichste aller Festivals bezeichnet.

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