TAG 1 TAG 2
Frisch, munter und erneut mit einem sensationellen Frühstückbuffet bedacht zuckelten wir pünktlich gen Mühlteich, um uns Tag 2 des Moshers angedeien zu lassen und heute standen einige ganz fette Leckerbissen auf der Speisekarte, doch dazu später mehr.
Auf jeden Fall sollte es ein langer Tag mit einigen wetterbedingten Unwegsamkeiten und insgesamt 12 Bands werden, der dennoch der ersten Runde am Vortag in Nichts nachstehen sollte. Im Gegenteil, denn trotz einiger Bedenken bei 2 der auftretenden Combos, die sich nach wenigen Takten in komplettes Wohlgefallen auflösten, gab es erneut mächtig auf die Mütze...was zugleich die erste Gruppierung des Tages vollends in die Tat umsetzte, denn Carnage brachten den Todesstahl aus Zwickau nach Hauptmannsgrün, den die Leute auch gut abfeierten. Ok, durch einige Gerstenkaltschalen vom Vortag waren noch nicht allzu viele Metaller vor der Bühne, was die Namensvettern der Kultband aus Schweden nicht davon abhielt, mächtig die Keule zu schwingen und sich somit in meinem Hirn festzusetzen. Soundtechnisch war ebenfalls erneut alles im Lot und somit war das Quartett aus der Autobauerstadt ein famoser Opener in den zweiten Tag. Bemerkenswert war auf jeden Fall das Shirt von Basser Merlo, über welches sich Multitalent Exx Tom ziemlich freuen dürfte...
"Swedish Death Metal Hardcore Kisses Industrial" sollte nun folgen...äääh...bitte was? Abgekürzt mit Swedemeharkind könnten Drillstar Autopsy damit tatsächlich ein neues Subgenre erschaffen, denn das hier Dragebotene hat durchaus Potential, in naher Zukunft für mehr als nur kleine Aufmerksamkeit zu sorgen. Die Jungs tobten über die Bühne, nutzten jeden Millimeter der Bretter und wussten bei mir mehr als nur zu gefallen. Hier trafen sich aggressive Riffs, treibendes Drumming und mit Sascha Schettler ein Frontmann, der größtenteils wie ein angeschossenes Rhinozeros herumtobte. Die Mischung hatte es jedenfalls in sich und die nun etwas mehr vor der Bühne Vertretenen bedachten die Eislebener mit mehr als dem für eine zweite band üblichen Höflichkeitsapplaus. Daumen hoch!
Whiskygeschwängerter Death Metal aus dem Emsland...rüschtüsch: Islay standen nun auf dem Programm, die sich durch Performances auf dem Stromgitarrenfest und dem Berliner Cassiopeia bei mir fest im Gedächtnis verankert hatten und bei denen sich Frontmann Chicken fit wie ein Turnschuh präsentierte. Schade, dass sich nicht allzu viele Musikbegeisterte diesen mehr als energetischen Gig zu Gemüte führten und dadurch definitiv was verpassten. Da war Schmackes hinter und die Band agierte wie aus einem Guss. Das nährt die Hoffnung auf ein bärenstarkes neues Album, welches unter dem Titel "The angels' share" am 27.08.2015 veröffentlicht werden wird und von dem es mit "Havok and decay" einen ersten Vorgeschmack gab. Starker Auftritt!
Das aus Ludwigshafen seit jeher guter Todesstahl in die Bundesrepublik transportiert wird, weiß man nicht nur seit den seligen Tombthroat oder Spheron. My darkest hate machen da keine Ausnahme und brieten ein rifflastiges Spiegelei der stählernden Emotionen, beackerten jeden Meter Bühnenfläche und hinterließen einen saustarken Eindruck. Kein Wunder, steckt dahinter ja auch die treibende Kraft eines Jörg M.Knittel, der sich in Metal-Deutschland schon mit diversen Bands einen Namen gemacht hat. Doch herausheben muss man die Performance von Fronter Claudio Enzler, der keifte, bellte und nur am rumrasen war und die Show auf ein mehr als herausragendes Level hob. Das war echt großes Hallenhalma und definitiv eine der größten Überraschungen des Wochenendes.
Nun zeigte sich, warum die Wahl eines Festival-Zeltes von Vorteil sein kann, denn als die Siegener Thrash Legende Accuser die Bretter enterte, zeigte sich Petrus von seiner bekackten Seite und pisste sich mal so richtig aus. Für die Leute draußen Mist, für die Band ein Regen...äääh...Segen, denn schwupps war es vor der Bühne gerammelt voll, was a) die Jungs vollkommen verdient hatten und b) viele (unfreiwillige) Besucher zu der Erkenntnis brachte, hier etwas Großartiges zu sehen. Von so viel Zuspruch angestachelt ballerte Frank Thoms mit seinen Mannen ein wahres Hitfeuerwerk in die Masse, bei dem natürlich Songs wie "Who dominates who" meine größte Zustimmung erhaschte. Unterstützt von einem fantastischen Sound (ich kann es nicht oft genug betonen) thrashten sich Accuser durch ihre nunmehr 29 Jahre andauernde Discographie und hinterließen offene Münder, was vor allem auch an einer großartigen Darbietung des bereits 48 Jahre alten Bandchefs lag, der (wie ich) sein jugendliches Aussehen scheinbar seiner Leidenschaft fürs Mountainbiken verdankt, was wir danach ausführlich debattierten. So dermaßen begeistert boten wir den Jungs nach dem Gig an, deren Merch zu verkaufen, was sie vorher eigentlich gar nicht vor hatten und sich dann doch über eine prall gefüllte Portokasse freuten, für die hauptsächlich mein Sohn Sören verantwortlich war, der beinahe sogar einer XXL-Besucherin ein M Shirt angedreht hat. Accuser? Spiel, Satz und Sieg....und eine ausverkaufte "Dependent domination" CD...
Mit mittlerweile 5 großartigen Alben im Gepäck waren die (Kunst) Blut überzogenen Schweden von Ereb Altor nun an die Reihe und ich freute mich bereits im Vorfeld tierisch darauf, die Jungs aus Gefle endlich mal wieder live zu sehen...und wurde nicht enttäuscht! Bis auf das draußen tobende Unwetter, welches den Boden vor der Bühne in eine fette Schlammwüste verwandelte, gab es nichts zu bemängeln und es macht einfach unbändigen Spaß, den Jungs bei ihrer Heldenverehrung für Bathory zuzusehen und zu lauschen. Basser Mikael tat sich beim posen besonders hervor, was die Jungs aufgrund ihres musikalischen Potentials so in der Art eigentlich gar nicht nötig haben und sogar im Monokini eine vortreffliche Figur machen würden. Sahen die Leute vor der Bühne ähnlich, die Ereb Altor frenetisch abfeierten. Top!
Mit ihrem bärenstarken neuen Album "Intermination" im Gepäck gab es nun Geballer vom allerfeinsten: Dew-Scented bliesen zur Attacke, starten standesgemäß mit "Arise from decay" und sorgten mit diesem gewaltigen Abriss dafür, dass sich die angesammelten Wassermassen vor Schreck von selber zurückzogen. Leif war voll (bei der Sache) und brüllte sich die Halsschlagader dick. Musikalisch das Megabrett, welches von den Mengen im Zelt dankend angenommen wurde, schredderte sich der Thrash Express durch eine großartige Setlist und hinterließ (sofern es die Feuchte zuließ) verbrannte Erde. Wie klasse dieser Auftritt war zeigte sich später am Merchstand, an dem die Jungs reichlich Obertrikotagen, CDs und Vinyl zu Hammerpreisen vertickten...wo hingegen unser Merchstand (also der von Accuser) im Vergleich wie Kik zu Peek & Cloppenburg anmutete. Mit der Band kann man im Billing absolut nichts falsch machen.
Nicht nur ich war mehr als gespannt auf Atrocity, die ich mit ihrer Gothic / Wave Phase komplett aus den Augen (und Ohren) verloren hatte, doch Mattengott Alex Krull und seine Kapelle wussten exakt, wie man die Massen verzücken kann, was nicht nur den...äääh...sehr ansehnlich tanzenden Damen auf der Bühne geschuldet war. Es gab reichlich Hits aus der Frühphase der Jungs und somit wurden alle Geschmäcker vortrefflich bedient. Ein starker Auftritt, der Atrocity wieder zurück in mein musikalisches Gedächtnis hievte.
Die durchgeknallten Finnen aus Oulu sind definitiv nicht Jedermanns Geschmack und zuweilen für die eine oder andere Kontroverse gut, doch an diesem Tag gaben sich Slutti und Co. ziemlich konservativ...bis auf den später stattfindenen Totalabsturz Backstage. Wer hier Schöngeistiges erwartete dachte wahrscheinlich auch im Vorfeld, die Dixies wären mit Samt und Seide ausgelegt. Impaled Nazarene ist pure Raserei, Dreck, Schweiß und Geballer...und da lag der Hase im Pfeffer, denn im Gegensatz zu früheren Gigs der Finnen, denen ich beiwohnen durfte, wollte heute der Funken bei mir überhaupt nicht überspringen. Scheinbar war ich aber der Einzige, denn die Meute ging tierisch steil und feierte die Jungs gnadenlos ab. Dennoch für mich persönlich eine Enttäuschung, denn da hatte ich einfach weitaus mehr erwartet.
Wo Aborted draufsteht, ist auch Aborted drin und die Belgier ließen sich nicht lumpen, hackten alles kurz und klein und untermauerten ihren Status, eine der extremsten Bands in diesem Sonnensystem zu sein. Frontmann Sven ging komplett steil und zeigte eine Performance, die man nicht hätte besser machen können. Hit um Hit jagte durch die Anlage und zuweilen musste man sich schon Sorgen machen, dass das Zelt über den Köpfen des ausufernden Volkes zusammenbrechen könnte. Doch die Konstruktion hielt stand und bescherte somit Aborted einen fantastischen Auftritt, der in die Analen des CMOA eingehen dürfte.
Das man in Annapolis nicht nur gute U-Boote baut, weiß die Metaller Welt nun auch schon seit guten 24 Jahren und somit war es nicht verwunderlich, dass beim Auftritt von Dying Fetus das Zelt brechend voll war und die Leute nun komplett durchdrehten. Kein Wunder, ist das Trio live einfach eine unfassbare Macht und man kann den Verantwortlichen nur dazu gratulieren, John, Sean und Trey nach Hauptmannsgrün gelotst zu haben, wobei Letztgenannter sein Schlagzeug auf so unnachahmliche Weise verkloppte, dass man durchaus berechtigte Angst haben musste, der Bühnenboden würde durchbrechen. Meine Fresse, was ist das aber auch für eine hammergeile Band...und da stand ich mit meiner nicht alleine da. Das war ein absolutes Highlight!!! Negativ war allerdings, dass die Amis konträr zu den anderen Bands ihre Shirts für 20 Öcken an den Mann/Frau zu bringen versuchten, was aber gründlich schief ging...
Wie man es anders machen kann bewies dann die als letzte aufspielenden God Dethroned, die ein extra für das CMOA designtes Shirt für einen schlanken Zehner zum Verkauf darboten, welches auch reißenden Absatz fand. Diesmal ohne ihren etatmäßigen Soundmann Jörg Uken bewaffnet spielten Henri und seine Mannen einen fast gleichen Set wie beim Rock Hard und dennoch war es zu keinem Zeitpunkt langweilig. Im Gegenteil, denn im Gegensatz zu vielen anderen Todesblei Combos dieser Größenordnung kommen die Holländer auf der Bühne einfach sympathisch und authentisch rüber und wissen genau, wie man die Leute zu begeistern weiß. Ein mehr als würdiger Abschluss dieses erneut famosen Festival Wochenendes...
Somit ging also die aktuelle Ausgabe des Chronical Moshers Open Air zu Ende mit dem erneuten Fazit einem Ereignis beigewohnt zu haben, wo echte Fans am Werke sind die exakt wissen, was man als Metaller geboten bekommen möchte. Sei es beim Essen, trinken, campen...ach...eigentlich bei allem und der Dank von Thor, Sascha und mir geht erneut an Alle, die diese 2 Tage erneut zu einem grandiosen Fest gemacht haben. Thor hat jedenfalls schon für nächstes Jahr wieder Zimmer im Rittergut bestellt....See ya Moshers!!!