FREUNDE, DICKE SCHÄDEL UND ÜBERRASCHUNGEN - SO WAR DAS CHRONICAL MOSHER OPEN AIR 2016
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TAG 1 TAG 2
Wenn die letzten Getränke immer bunter werden kann man sich einer Tatsache sicher sein: Morgens um 8 brennt die Birne, der Nachdurst ist groß wie der Körperumfang von Tine Wittler und selbst der Gedanke an feste Nahrung verursacht eine generöse Übelkeit, die nur mit dem Öffnen einer Dose Surströmming und der prompt darauf folgenden Entleerung des Mageninhaltes vergleichbar ist. Fazit: Alles richtiggemacht! Das Konterbier ging dann nach einer Weile auch wieder vernünftig rein und somit war die Grundlage für Tag 2 geschaffen, der allerdings erst beweisen musste, ob er dem fantastischen Vortag die Stirn bieten konnte...
Den recht undankbaren Job, den Leuten nach einer durchzechten Nacht den Rost aus den kaputten Gliedern zu klopfen, kam heute Hellfire zu, deren Sänger als einer der letzten in der vergangenen Nacht vom Platz wankte und einen hier nicht benannten Musiker zu dem Zitat "Da haben die schon die Möglichkeit hier zu spielen und dann haut der sich so zu..." hinreißen ließ. Dennoch hinterließ die Truppe mit ihrem ruppigen Death/Thrash einen recht ordentlichen Eindruck, wobei gerade besagter Frontmann mit seinen leicht punkig angehauchten Vocals die ganze Suppe ordentlich würzte. Im Gegensatz zum Vortag waren nicht ganz so viele vor der Bühne anwesend, was allerdings unsere Jezebel mit einer permanenten Haar Rotation direkt vor dem Fotograben mehr als wettmachte. Alles in allem ein solider Start in den zweiten Tag.
Nun standen Ichorid auf dem Plan...Ichower? Nie gehört von dem Fünfer und das ist eine Todsünde sondergleichen, denn was die Sinsheimer hier zelebrierte, war von einem anderen Stern und nicht eine Handbreit schlechter als die scheinbar musikalischen Vorbilder Suffocation, Cattle Decapitation oder Dying Fetus. Der Drummer war in den Highspeed Passagen einem George Kollias ebenbürtig, bei den beiden Gitarren, die zuweilen mit zweistimmigen Leads komplett begeisterten, hatte die siebte Saite wirklich mal einen Sinn, der Basser spielte sich die Pfoten wund und der irrwitzig grunzende, keifende und ständig unter Strom stehende Frontmann komplettierten eine Band, die mich vollständig mitriss und begeisterte. Das Zelt ging steil und feierte Ichorid nach allen Regeln der Kunst ab, was schlussendlich sogar eine lautstark geforderte Zugabe nach sich zog. Das Stageacting war professionell, die Haare flogen, der glasklare Sound kam dem technisch überragenden Todesblei mehr als zugute und festigte meine Meinung, gerade eben die bis zu diesem Zeitpunkt beste Band des Festivals gesehen zu haben. Was für ein Abriss!!! Da verzeiht man doch gerne die geographische Nähe zur TSG Hoffenheim.
Nein, bei dem süddeutschen Death Metal Kommando kann man einfach nichts falsch machen und mit einem drückenden, brutalen und megafetten Sunlight Sound ausgestattet bohrten Revel in flesh ein richtig dickes Brett und sorgten erneut für wogenden Nackenmuskeln. Die Band selbst war tight bis zum abwinken und wenn man mit "In the name of the flesh" einen solch granatenstarken Überhit im Programm hat, der gleich als zweites über den Mühlteich fegte, kann man eh überhaupt nichts falsch machen. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass aus dem dünnen Frotmann Ralf solche Töne rauskommen, mit denen er die Massen im Zelt aufs angenehmste akustisch penetrierte. Ebenfalls ein megastarker Auftritt, der zwar auch für Begeisterung sorgte, den Stimmungspegel von Ichorid allerdings nicht toppen konnte. Doch wie sagt meine Kumpeline Isi immer: Is doch Wüstchen. Meine Fresse, was für ein Tag bislang!
Für jede Band ist es nach solch einem fulminanten Doppelpack natürlich schwer, das Stimmungslevel hochzuhalten und von daher fiel Hackneyed die etwas undankbare Aufgabe zu, die nach harten Klängen lechzende Meute musikalisch weiter zu beglücken. Doch im Hinblick auf die Tatsache, dass sich die ehemaligen Jungspunde nach 10 Jahren ihrer Existenz ins Privatleben zurückziehen werden, kam diesem Auftritt doch eine gewisse Bedeutung bei. Doch von Wehmut war bei dem ganz in grau gekleideten Fünfer nichts zu erkennen. Im Gegenteil, denn im Vergleich zu der von mir zuletzt etwas verrissenen Scheibe, bewiesen die Jungs aus Süddeutschland ihre ganze Klasse und konnten trotz ihrer etwas Core-lastigen Attitüde meine ganze Aufmerksamkeit gewinnen. Somit bleibt festzuhalten, dass es doch gewissermaßen Schade ist, Hackneyed zukünftig nicht mehr live erleben zu können. Somit bleibt mir nur den Jungs alles Gute für ihre Zukunft zu wünschen und attestiere ihnen hiermit einen sehr starken Auftritt. So long!
Die erste Thrash Band des Tages und dazu noch meine Lieblings-Gummibälle und der beste belgische Export seit Pommes Frites. Wer Evil Invaders schon einmal live gesehen hat (was an der Menge der Gigs und Support Tourneen in der jüngeren Vergangenheit wohl vorgekommen sein muss...) weiß exakt, was nun kommen würde: Riffs, Riffs und nochmals Riffs und eine Band, die über den Status eines vielbeachteten Neulings längst weit hinaus ist. Ich gebe allerdings zu, im Vorfeld nicht ganz so euphorisch gewesen zu sein, habe ich den Vierer in den letzten 2 Jahren doch gefühlte 326 mal gesehen. Doch dieser Pessimismus war vollkommen unangebracht, konnten die Belgier doch gleich vom ersten Ton an überzeugen und obwohl gleich beim Opener zweimal die Klampfe ihren Dienst versagte, ließen sich die Jungs nicht einen Hauch beeindrucken und moshten sich souverän durch ihren Set. Da merkt man schon die durch die vielen Shows erspielte Souveränität, die Evil Invaders verdammt gut zu Gesicht steht. Es war auf jeden Fall ein mächtig steiler Gig, doch ich habe sie schon ein wenig geiler gesehen. Sah das Publikum scheinbar ähnlich, die nicht ganz so mitgingen wie bei den Bands zuvor.
Anhand der vorherrschenden Shirtdichte der Festivalbesucher war klar abzulesen, dass sich ein Großteil der Leute tierisch auf Desaster zu freuen schienen, die dann auch nicht lange mit sich verhandeln ließen und den Leuten eine fette Oldschool Show lieferten. Die Jungs sind einfach Megakult, nutzen die vorhandene Auslauffläche und prügelten dem Mob die Flöhe aus den kreisenden Matten. Husky legte an seinen Kesseln das Tempo fest und hatte mit seinen Kollegen die Szenerie von Anfang bis Ende komplett unter Kontrolle. Darauf mussten natürlich nach dem Gig erstmal ein paar Bierchen verhaftet werden. Auf ein nächstes beim Headache Inside.
Dass es die CMOA Macher tatsächlich geschafft hatten, Aeturnus aus ihrer Höhle in Bergen zu locken, bedarf der tiefen Dankbarkeit, denn die Norweger sind nicht nur auf Platte, sondern gerade live eine absolute Macht, welche sie hier eindrucksvoll demonstrierten. Da saß jeder Handgriff und unser Thor hatte Erpelpelle, die man auch auf 150 Meter Entfernung noch erkennen konnte. Die Publikumsresktionen waren zwar anfangs etwas verhalten, wurden aber mit zunehmender Dauer des wirklich hervorragenden Gigs immer enthusiastischer, wovon sich die Jungs anstacheln und ein mächtiges Boot zu Wasser ließen. Wird endlich mal wieder Zeit für ein neues Album die Herren! BTW...nach dem Gig bewiesen die Jungs ihre Nehmerqualitäten und genossen die eine oder andere Pilsette.
"Monical Chroshers...are you ready?" Irgendwie klar, dass solch eine Ansage von Gerre kommen musste und somit war eindeutig klar, was nun die nächste Stunde auf das partywütige Volk herniederprasseln würde...die geballte Ladung Spaß und Thrash, die es so in dieser Konstellation nur von Tankard geben kann. Mit "Zombie attack" gab es den passenden Einstieg und das proppevolle Zelt ging komplett steil, was sich auch nicht mehr ändern sollte. "Rapid fire", "The morning after", "Chemical invasion" und natürlich das aus allen biergeschwängerten Kehlen mitgegröhlte "(Empty) Tankard" sind nur eine kleine Auswahl der Megahits der "...einzig seriösen Band des Festivals...", die von Anfang bis Ende das Publikum komplett unter Kontrolle hatten. Gerre tobte über die Bühne, machte Faxen, ging auf jeden noch zu doofen Zuruf ein und begeisterte komplett. Schlussendlich ein absolutes Megahighlight, welches ich mir exakt so vorgestellt hatte...und ich wurde nicht enttäuscht! Tankard fuckin' rules! Rest in Beer! P.S. Da verzeiht man es den Jungs auch, dass der Set ein klein wenig kürzer war, als ursprünglich geplant, was Gerre gegenüber seines langjährigen Managers mit einem „Da haben WIR doch keine Schuld dran“ missmutig äußerte. Buffo entgegnete daraufhin nur „Doch, hattet Ihr“. Nuff said…
Es gibt Bands, auf die ich mich immer wieder freue und die ich einfach viel zu selten sehe. In diese Kategorie reihen sich die Österreicher nahtlos ein, da sei ihnen die Tatsache auch verziehen, dass sie vor dem Beginn ihrer Show extrem aggro drauf waren und den gesamten Backstage Bereich mit Weihrauch voll stänkerten. Als dann aber die Show begann, gab es volle Breitseite! Helmut war extremst gut drauf und riss seine Kumpanen zu Höchstleistungen hin. Klar ist bei Belphegor nichts dem Zufall überlassen und auch wenn das Stageacting dadurch zuweilen ein klein wenig zu einstudiert und hölzern rüberkommt, so wissen die Belzebuben durchaus, wie sie ihr Publikum begeistern. Und das waren sie, denn hier wurde das Wort "abfeiern" fast neu definiert. Grandiose Action und ein Vorgeschmack darauf, was die Jungs beim diesjährigen protzen Open Air noch zu leisten imstande sein werden. Germaaaania war äußerst angetan!
Es gab im Vorfeld einige Stimmen, die nicht so recht etwas mit den Italienern anzufangen wussten und sich nicht darüber im klaren waren, was sie nun erwarten würde. Ich war in der glücklichen Situation, die Mannen vom Stiefel schon mehrfach live erlebt zu haben und bemerkte schon während dieses exklusiven Festival Gigs, dass Fleshgod Apocalypse extremst gut drauf, unfassbar präzise und einfach nur bärenstark waren. Unterstützt von einer voluminösen Sängerin (ich meine nicht nur deren Stimme) und dem obligatorischen Klavier bewaffnet schredderten sich die Jungs durch ihren Set und ließen mit diesem großartigen Gig einige Unterkiefer nach unten klappen. der grandiose Sound untermauerte diesen famosen Auftritt auch noch zutiefst und somit stand nach einem für mich viiiiel zu kurzem Auftritt fest: FA waren eine DER Gewinner dieses Wochenendes und ich freue mich darauf, die Band bald wieder live erleben zu dürfen.
Dem Umstand der Müdigkeit geschuldet war unser Thor bereits auf dem Weg in Morpheus Arme und verpasste somit mit Ravenpath noch einen bärenstarken Rausschmeißer, der hauptsächlich dafür sorgte, das die CMOA Crew eine riesige Party feierte und den Zwickauern kaum Zeit zum luftholen ließ. Ich muss allerdings wahrheitsgemäß gestehen, dass ich mich nun auch langsam auf den Weg zu meinem Schlafgemach machte und nicht den Gig in gänze erleben konnte, doch die Augen und Ohrenzeugen berichteten mir ausnahmslos Gutes.
Ein Fazit beim CMOA zu ziehen fällt einfach, denn jedes Jahr freut man sich aufs Neue auf die Tage am Mühlteich und das damit verbundene Treffen mit vielen Freunden, die man ein Jahr lang nicht gesehen hat. Hier stimmt einfach Alles und daran scheint sich auch nie etwas zu ändern. Wir danken Euch für die tolle Zeit und das rundum-sorglos Paket, welches wir genießen durften und sagen bereits jetzt: 2017, wir sitzen schon auf gepackten Koffern!
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OLAF
Pics by Thor