Da lud die Hauptstadt noch kurz vor Jahresende zur schwarzen Sause höherer Güteklasse und wir – wie von einem Fluch heimgesucht – verpassten den Beginn beziehungsweise sogar den kompletten zweiten Tag. Während ich am Freitag auf dem Weg von Schwerin nach Berlin so manchem LKW-Fahrer fürs „Elefantenrennen“ gern mit einem gezielten Tritt gen Gesäß gedankt hätte, ward Marlen von der Hexe geschossen, sodass sie leider kurzfristig für den Samstag ganz ausfiel. Doch zum Glück konnte ich mir für die zwei verpassten Bands an Tag 1 noch Infos von meinem Freund Max (meinen Dank an dieser Stelle) einholen, sodass ihr zumindest vom Freitag ein komplettes Bild bekommt.
Am 16. und 17. Dezember 2017 öffnete das De Mortem Et Diabolum Festival also zum zweiten mal die Tore zur Hölle und erneut drangen eine Vielzahl düsterer Gestalten hindurch.
Unter den ersten von ihnen waren WITCH RITUAL. Die Band stach nicht nur optisch heraus sondern auch stilistisch. Mit ihrem an Black Sabbath erinnernden Sound gehörten sie heute zu den Exoten des Abends - allerdings zu einem, der vom Publikum durchaus wohlwollend aufgenommen wurde. Nach ihrem ca. 30 minütigem Set wurden sie mit entsprechendem Applaus verabschiedet. Ein netter Auftakt für das sonst eher extreme Festival.
Und dass die Besucher für eben jene harte Gangart gekommen sind, zeigte sich anschließend vor der Bühne. Denn vor gut gefülltem Haus waren die Polen OUTRE nun am Drücker. Mit ihrem Set werden sie bei manchem Gast als eine der aggressivsten Bands des Wochenendes in Erinnerung bleiben. Bedrückend doomig, aber auch druckvoll und temporeich hämmerten sie ohne großes Trara durch ihren pechschwarzen Auftritt. Auch hier spiegelte sich Gegenliebe des Publikums wieder.
Die erste Band, die ich dann also selbst live erleben durfte, waren ONE TAIL, ONE HEAD. Der Sound der Norweger ging gut rein und bot die schöne alte Schule. Teils gut rumpelnd, teils verspielt wurde hier fleißig dem Gehörnten gefrönt. Der Mann am Mikro wollte sich da nicht lumpen lassen und agierte mit mächtig viel Show. Dabei schien er mit seinem Mikrophonständer arge Probleme zu haben, weshalb das gute Stück ausgetauscht, umher geschleudert und letztlich auf den Boden geschmissen wurde. Die einen fanden dieses Getue etwas übertrieben, die anderen regte es zum Schmunzeln an. Sei es drum, der Auftritt des Quartetts war jedenfalls durchaus solide.
Wie es aussieht, wenn Show und Musikalität auf Augenhöhe agieren, zeigten die Schweden VALKYRJA. Mit voller Kraft und dem Brecher „The Cremating Fire“ starteten sie in ein starkes Set. Wie gewohnt vermischten sich Brachialgewalt, Raserei und epische Gitarren. Während manche sie noch immer – unfairer Weise – als kleinen Bruder von Watain abtun, wissen Kenner der Band durchaus die vielen Unterschiede zu schätzen. Denn gerade der höhere Druck nach vorn, der bei VALKYRJA allgegenwärtig ist, macht ihre Gigs so energetisch. Bretter wie „Madness Redeemer“ und „Oceans To Dust“ knallten wieder wunderbar, „Eulogy (Poisoned, Ill And Wounded)“ mit seinen großen Gitarrenmelodien brachte den würdigen Abschluss.
Nach diesem filigranen Ausklang wurde es dann laut, richtig laut. Was der druckvollen Musik von OBSCURE SPHINX noch zu gute kam, sprengte bei Einsatz des Gesangs den Anwesenden fast das Gehör. Warum drehen heutzutage noch immer manche Mischer die Regler auf Anschlag, nur weil sie eine Frau am Mikro sehen? Das machte den Auftritt der Polen für einige Gäste doch etwas schwer erträglich – das und der spezielle Sound der Band. Schlecht war die musikalische Arbeit der Instrumentalfraktion sicher nicht, doch der doomige Sludge Metal und der Ausdruckstanz der Frontfrau stießen nicht nur auf Gegenliebe. So leerte sich der Saal ein wenig.
Anders sah es dann bei BÖLZER aus. Offensichtlich wurde das schweizer Duo bereits heiß erwartet. Dass das seine Gründe haben wird, bewiesen die Herren umgehend. Es war wirklich schier unglaublich, welch eine Urgewalt hier mit eben nur zwei Instrumenten aufgefahren wurde. Und bei aller Brachialität gelang es BÖLZER dennoch auch Varianz und mächtig dichte Atmosphäre aufzubauen. Die Menge dankte es zu recht lautstark. Nicht nur wegen der Outputs ihrer aktuellen Scheibe „Hero“ galten sie heute wohl als Helden des Abends.
Nach dieser fulminanten Darbietung durfte man sich nun fragen, ob der Headliner BATUSHKA da noch einen draufsetzen könnte. Doch diese kurzen Bedenken wurden schleunigst in den Boden gestampfft. Die orthodoxen Schwarzmaler lieferten von Beginn an eine perfekt durchorganisierte Black Metal Zeremonie ab. Wenn man sieht, wie unglaublich tight und professionell hier zu Werke gegangen wird, ahnt man schnell, dass bei dieser erst letztes Jahr gegründeten Band keine Anfänger zugange sind. Das Debüt „Litourgiya“ wurde in der Szene zu recht stark gefeiert und wurde heute in ganzer Länge präsentiert. Da kann man nur hoffen, dass dieser Zauber nicht verfliegt und es bald Nachschub für künftig längere Auftritte geben wird.
Und apropos Nachschub: Nach dem erfolgreichen zweiten De Mortem Et Diabolum in 2016 wurde von Seiten der Veranstalter bereits für das kommende Jahr eine Fortsetzung angekündigt, voraussichtlich am 15. und 16. Dezember 2017. Also schon mal schön im neuen Kalender markieren. Dieses Festival lohnt sich.