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TAG 2 – 03.08.2024

Happy Wife, happy Life

Nach einer Nacht voller dummer Mucke, keinem Schlaf und ohne den Schutz meiner Ohrstöpsel taumelte ich am Morgen über den heiligen Acker. Die Mission? Kaffee! Glücklicherweise fand ich in einem kleinen Stand eine rettende Tasse schwarzen Lebenssaft, der mich langsam wieder in die Spur brachte. Doch während ich den Kopf klarmachte, fragte ich mich erneut, warum zur Hölle alle auf Elsterglanz abfahren. Unlustiger Trash-Humor, der weder meine Frau noch mich zum Schmunzeln brachte. Trotzdem: Das Infield war randvoll, und die Fans haben gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Rotzschjora liebt Elsterglanz – ich werde es wohl nie verstehen.

Ich vergas zu erwähnen, dass wir vor Beginn der Live Mucke noch ein ausgiebiges Bad im See nahmen, den man durch einen schön hergerichteten Eingang problemlos erreichen und somit den Staub des Vortages abwaschen konnte. Die Sonne brannte und das kühle Nass, gepaart mit ein paar Hülsen ließ Festivalstimmung aufkommen. Da es aber am späteren Vormittag etwas zu voll wurde, zogen wir uns in das Camp zurück, nicht ohne vorher noch einmal den Kaffeestand zu besuchen, bei dem es pro Bestellung einen Jägermeister dazu gab, den wir natürlich dankend annahmen.

Nun auf der Bühne Tragedy aus Oregon, und was soll ich sagen? Hardcore Punk im Zelt als Opener ist einfach eine unschlagbare Idee. Die Band knallte los, als gäbe es kein Morgen, und das Publikum folgte ihrem Ruf mit einer Hingabe, die selbst alte Festivalhasen beeindruckte. Man spürte förmlich, wie sehr alle das Force... äh, ich meine natürlich Rewind, vermisst hatten. Während die anderen noch im Zelt feierten, zog es mich zu den Norwegern von Blood Command, die ihre ganz eigene Marke von Punkrock präsentierten. Eine Band, die nicht nur musikalisch, sondern auch körperlich alles gab – der sprichwörtliche „Tango“ auf der Bühne ließ keinen Fuß stillstehen. Ich kann einfach nicht widerstehen, wenn Punkrock so charmant und explosiv zugleich daherkommt.

Half Me standen für modernen Nu-Metalcore, der zwar handwerklich sauber war, aber irgendwie nicht meine Tasse Tee. Man muss eben auch akzeptieren, dass nicht jede Band alle begeistert – für die Fans war es allerdings ein solider Auftritt. Dafür war meine Vorfreude auf Slope war riesig. Die Duisburger hatten sich schon als Support von Body Count in mein Herz gespielt, und auch diesmal lieferten sie ab. Ihre Mischung aus Hardcore und Groove fesselte das Publikum, und auch ich fand mich mehrfach im Pit wieder. Eine Band, die immer wieder begeistert und einfach Spaß macht.

Dann hieß es dreimal Tanzschuhe schnüren und den Pit zum Kochen bringen: Ignite lieferten melodischen Hardcore der Extraklasse, während Pro-Pain die Bühne förmlich in Brand setzten. Die New Yorker wurden gnadenlos abgefeiert, und kein Fan blieb still stehen. Schließlich kamen noch Ektomorf – gewohnt brachial, aber ich muss zugeben, dass ich die Ungarn in letzter Zeit etwas zu oft gesehen habe. Trotzdem: Der Moshpit tobte, und die Band schlug mächtig ein. Im prall gefüllten Zelt ging es dann mit Rise of the Northstar weiter, die mit ihrem einzigartigen Stil – einer Mischung aus Hardcore, Manga-Ästhetik und Rap – alles und jeden in den Wahnsinn trieben. Es war ein absolutes Highlight, die Energie dieser Band live zu erleben, und das Publikum drehte komplett durch. Ganz klar: Diese Jungs müssen zurückkommen!

Fuchs von den Reitern brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: „Willkommen Zuhause, wir haben Dich vermisst.“ Ein Satz, der das gesamte Festivalgefühl perfekt zusammenfasste. Mit neuer Formation, aber gewohnt großer Spielfreude, lieferten die Reiter einen Gig, der von Anfang bis Ende mitriss. Hier stimmte einfach alles. Das Finale wurde dann von Hatebreed eingeläutet – und was für ein Finale das war! Mit einer brutalen Setlist und einem Publikum, das schier ausrastete, bewiesen sie, warum sie zu den absoluten Größen des Hardcore gehören. Alles brannte, niemand blieb verschont, und ich? Ich war glücklich und völlig erledigt. Ebenso meine Frau, die heute ihren „Testament-Moment“ hatte.

Nach diesem Energielevel hätte eigentlich Feierabend sein müssen, aber der Ruf der Knüppelnacht war zu verlockend. Solange mein geschundener Körper durchhielt, ließ ich mich in den brutalen Klängen treiben…und das war länger als ursprünglich geplant.

Rotting Christ eröffneten die legendäre Knüppelnacht mit einem Auftritt, der nichts weniger als grandios war. Die Griechen zeigten, dass 35 Jahre Bandgeschichte keine Schwäche, sondern pure Stärke bedeuten können. Dunkel, intensiv, majestätisch – und ganz ehrlich, alleine das Shirt vom Merch-Stand war den Besuch wert. Natürlich musste ich es mir kaufen, denn wer will nicht mit stilvollen antichristlichen Motiven auf der Brust durch den Alltag schreiten? Belphegor hätte ich gerne gesehen, aber Schlaf schien nach den ersten Bands dringend nötig. Na ja, das war der Plan. Bis ich auf dem Weg zum Zelt Diesen und Jenen traf – Gespräche, Gelächter, und plötzlich fand ich mich bei Disbelief wieder. Und die lieferten! Death Metal, der in die Magengrube trifft, mit einer zusätzlichen Prise Humor: Crematory-Frontmann Felix hatte hier anscheinend nur eine Aufgabe – Jack Daniels reichen. Großartig. Frontmann Jagger brüllte, die Riffs knallten, und ich war heilfroh, nicht ins Bett gegangen zu sein.

Massacre legten um 3:15 Uhr noch einen drauf. Kam Lee und seine neu zusammengestellte Band versprühten eine Energie, die das Publikum trotz der unchristlichen Uhrzeit in Bewegung hielt. Jeder Song war ein Brett, und Kam strahlte eine Präsenz aus, die mich neugierig auf das kommende Album macht. Danach war aber wirklich Schluss. Komatöser Schlaf war angesagt, diesmal klug vorbereitet mit Ohrstöpseln. Man lernt ja aus vergangenen Nächten voller Bässe und Gegröle – zumindest manchmal.



TAG 2 – 03.08.2024: Happy Wife, happy Life

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