
BOMBENSTIMMUNG BEI SCHEIßWETTER
DONNERSTAG FREITAG SAMSTAG
Beim Prasseln des Regens an den Zeltwänden war lange Zeit nicht wirklich an Schlaf zu denken, zumal gefühlt alles klamm war. Ein Gutes hatte das Ganze aber dennoch: Da die Sonne nicht gnadenlos vom Himmel knallte, verglühten wir zumindest nicht in unseren Nässeschutzbunkern. Obwohl sich bei späteren Gesprächen herausstellte, dass auch nicht jeder ohne Wasserschaden davonkam. Gegen acht Uhr hatte Petrus dann aber ein Einsehen und emsig huschte das Frenzy-Volk über den Campingplatz. Die Kaffee-Fraktion versammelte sich vor dem Frühstückszelt, während – laut Erzählungen – auch einige Verrückte noch mehr kühles Nass wollten und ins nahegelegene Freibad strebten. Unser Trupp nutzte die Zeit für kleinere Reparaturen und das Trocknen der Garnitur vom Vortag. Quasi auf den Punkt genau, als die Jacken, Hosen und weiteren Kleidungsstücke so trocken waren, dass man sie ohne Bedenken für die nächsten 36 bis 48 Stunden in der Tasche behalten konnte, gingen die Schleusen auch wieder auf und es goss weiter.
IN DEMONI
Erste Band an diesem Samstag war für uns die Magdeburger Todesblei-Walze IN DEMONI. Der Vierer sprang für die kurzfristig ausgefallenen Nailed To Obscurity ein, bekam trotz der widrigen Umstände beachtlich viel Zuspruch und versuchte die Meute, mit Blastbeats sowie Double-Bass-Attacken bei Laune zu halten, was streckenweise auch gelang. Lediglich der undifferenzierte Sound war den frickelig-aggressiven Songs nicht besonders zuträglich, denn auch Brutalität braucht ihre gut aufeinander abgestimmte Würze. Allerdings kam hier eine ähnliche Problematik wie bei ILLDISPOSED zum Tragen: Wenig Abwechslung trotz technischer Komplexität. Dem motivierten Mob vor der Bühne reichte die musikalische Untermalung trotzdem, um vor allem wie wild mit dem vom Veranstalter kurzfristig zum Trockenlegen ausgebreiteten Heu zu "spielen".
MACBETH
Danach folgte ein kleiner Geheimtipp, denn alle Welt empfahl uns die Urgesteine aus Erfurt und wir folgten dem Ruf. Es war schon etwas komisch Texte über Blut, Krieg und Gemetzel mal auf Deutsch zu hören, dabei dürfte es sich für jeden englischsprachigen Menschen genau so anhören, wenn er eben in englischer Sprache von Blut, Krieg und Gemetzel zu hören bekommt. Der Andrang im Infield bewies zudem, dass die Band den Ruf zurecht hat, denn es wurde ordentlich voll. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Burschen fühlten wir uns ein wenig an „Running Wild spielen Running Wild“ erinnert, aber die Herren hatten ordentlich Spaß in den Backen und genossen sichtlich den Auftritt als auch den Zuspruch trotz des dürftigen Wetters. Umso sympathischer, dass das alles ohne Allüren vorgetragen wurde und daher auch sehr authentisch wirkte. Die weniger positiven Beispiele dafür folgten später. Zum Abschluss spielten MACBETH dann noch ihren Hit "Stalingrad", den gefühlt jeder zweite Besucher mitsingen konnte und danach ging es für "Zeidler" und Co. wieder ins trockene Backstage-Zelt.
VADER
Wie oft wir das polnische Flaggschiff nun schon auf Festivals erlebt haben, ist beinahe unzählbar geworden. Dennoch offenbarte sich uns einer der besten Auftritte von Piotr und seinen Mitstreitern. Trotz des hohen Tempos wirkte alles unglaublich tight was das Quartett auf der Bühne abfeuerte und es machte unglaublich Laune, so viel Professionalität zuzuschauen. Durch den kleineren Rahmen und die Nähe zu den Künstlern an sich schien dort aber eine sehr sympathische Symbiose zwischen Publikum und Band zu entstehen, denn die Jungs auf der Bühne schienen mächtig Spaß zu haben. Auch, oder gerade deswegen, weil ein Wolkenbruch in der Mitte des Sets die Reihen vor der Bühne kaum ausdünnen konnte und die Zuschauer den Polen die Stange hielten. VADER zeigten sich zudem äußerst aktiv auf der Bühne. Da gab es schon weit statischere Gigs, hier aber wurde die volle Größe der Bühne gern ausgenutzt. Alles in allem war es ein sehr runder Auftritt den man so erstmal hinlegen muss.
FLESHGOD APOCALYPSE
Gesteigert wurde das noch von den italienischen Tech-Deathern von FLESHGOD APOCALYPSE. Theatralik war hier das Zauberwort. Die Bühnenshow erinnerte sehr an eine Oper, wofür man ebenfalls Sängerin Veronica Bordacchini mitgenommen hatte, die sowohl im Hintergrund performte, zum Ausklang auch als Solistin ihr Können zeigte. Entsprechend bombastisch war dann auch der gesamte Gig, der aber einen dicken Wermutstropfen beinhaltete. Pianist Francesco Ferrini flippte an seinem Tastengerät zwar ein ums andere Mal aus, nur zu hören war der Kollege so gut wie nie. Es gab vielleicht eine Passage in der ganzen Dreiviertelstunde, wo er mal seinen kurzen Moment haben durfte, ansonsten ging er leider komplett unter. Sehr schade, zumal ansonsten alles sehr gut aufeinander abgestimmt war – ob nun Kostüme, Bühnenbild, der Operngesang und das flink-brutale Todesbleigerüst. Nicht umsonst war der Zuschauerzuspruch bis dato der Größte an diesem Abend und zurück blieben nur zufriedene Gesichter.
GUTALAX
Wer Milking The Goatmachine witzig findet, wird sich bei GUTALAX (Zitat Thomas Doll:) den Arsch ablachen. Haben wir in jedem Fall gemacht und es zeigte mal wieder, dass, egal wie stumpf Metal und Core sein können, du nie zu betrunken bist, um es nicht irgendwie doch geil finden zu können. Letztlich halten die Tschechen der Metalgesellschaft auch nur den Spiegel vor, indem sie irgendwelche Geräusche ins Mikro rülpsen, gepaart mit den plumpsten Riffs, die man sich vorstellen kann. Darüber noch einen dicken Beat gelegt – ebenfalls simpel – und ab geht die Luzie. Da um 0 Uhr eh niemand mehr gerade stehen kann auf einem Festival, funktionierte die Nummer entsprechend gut und wir hatten mit allen eine fetzige Party im Pit, der um diese Uhrzeit und bei dem Promillegrad riesig erschien. Es war in jedem Fall die versprochene Comedyshow, in der jeder von jetzt auf gleich seine Textsicherheit zeigen konnte und wir eine Kostprobe davon bekamen, wie Metal im Star-Wars-Universum klingen könnte.
DONNERSTAG FREITAG SAMSTAG
Das Zephyr's Odem Team
Marc | Axel (+Fotos) | Siggi