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Biosauna pur: Das Protzen 2015 - Tag 1

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Das Protzen Open Air liegt irgendwo bei Neuruppin im schönen Brandenburg. So viel war mir von den letzten Jahren noch in Erinnerung. Also schnurstracks ohne Vorbereitung losgefahren und prompt verfahren. Da traf es sich gut, dass ich in einer abseits gelegenen Dorfschaft einen verdächtigen Herren mit einem phänotypisch- aber markant metalaffinen- Äusseren nach dem Weg fragen konnte. Nach einigen Brocken Dialekt-Englisch stellte sich heraus, dass der gute Mann aus Dublin stammt und obendrein Mitglied der Band Syphor ist, die dort am Samstag ihre Aufwartung machen. Er wisse den Weg irgendwie aber es sei nicht soo weit um die Ecke...er sei nur13 km gelaufen auf der Suche nach einem Geldautomaten und sei nun verzweifelt auf der Suche nach einem „cab“ . Der Mann wurde sofort eingeladen und zusammen meisterte die deutsch-irische-Fraktion den restlichen Weg nach Protzen. Das nenne ich „spirit“...13 km zu Fuss in der Hoffnung auf dröge„Zivilisation“.

Denn das „Protzen“ ist eine unzivilisierte Parallelwelt der allerbesten Sorte, eine Mekka für Metalfans und die, die es werden wollen. Mir fällt kaum (ein entlegenerer) Ort ein, an dem so viele Altgediente, Maniacs, Die-hard-fans und Spinner (im positivsten Sinne) zusammenkommen, um der härtesten Spielart des Metal zu frönen. Nicht umsonst war auch dieses Jahr das knapp gehaltene Ticketkontigent schnell aufgebraucht. Denn Death Metal ist einmal im Jahr nur heimisch beim Protzen.

Der Freitag startet dann für alle Metalbeamten auch überschaubar früh um 14 Uhr. Deswegen war die Metalwiese auch schon gut gefüllt und das Publikum mit der Zeit auch. Denn das Schöne am Protzen ist, dass mit der Hauptbühne im Hangar selbst an den Bierständen ein guter Sound vernehmbar ist und man auch vor dem Hangar (18) verweilen kann und soweit alles Wichtige mitbekommt, während man stets in der Nähe des preisgünstigen Bieres steht. Zudem braucht man nicht von Bühne zu Bühne eilen oder x-km hinlegen, um alles Wichtige zu erledigen, was halt bei so einem Open-Air...naja... erledigt werden muss. Schöne kurze Wege, Bombensound und zumindest am Freitag ein angenehmes Wetter. [nw]

Den Openerslot bei einem Festival zu bekleiden ist beileibe kein Zuckerschlecken, doch in Protzen ticken die Uhren eben anders, denn das Volk war hungrig nach Todesblei und da kamen Decapitated christ aus Barcelona vollkommen richtig, denn der räudige Todesblei war exakt das richtige „Hallo-wach“ Erlebnis, welches die zum Teil noch zombieartig über das Gelände Huschenden dringend benötigten, um die zu Hamsterarschlöchern mutierten Gucklöcher mehr als einen Spalt breit zu öffnen. Mit Songs aus dem letztjährigen Brutalo Scheibchen "Arcane impurity ceremonies" konnte der Fünfer dann auch mächtig punkten und die Temperaturen stiegen erstmals bedrohlich an. Das Stageacting war dufte, Bewegung war drin und auch technisch wussten die Katalanen zu begeistern. Definitiv ein großartiger Start in das Wochenende.

Meine Livepremiere von Betalmandstand nun auf dem Programm, was natürlich merkwürdig ist, da ich die Jungs nun schon seit gut 2 Jahren sehr gut kenne, deren Demos oft genug rauf und runter gehört habe, doch on Stage bislang immer versäumte. Von daher freute ich mich wie Bolle zu erleben, dass die Potsdamer / Berliner Formation live ein noch fetteres Kassler brieten, als auf ihren ohnehin schon saustarken Demos. Das lag zum einen an den überaus ansprechenden Fertigkeiten der Jungs und zum anderen an dem wohlfeilen Sound, den Soundmagier Jackie den Jungs angedeihen ließ. Ich war jedenfalls begeistert und prognostiziere den bärtigen Kerlen eine große Zukunft, wenn sich mal ein Plattenlabel derer annehmen würde. Verdient hätten sie es allemal!

Richtig schön schmutzig und deathig…so kamen nun Weylandaus McPomm angerollt und wussten ebenso, wie man das Protzener Volk auf seine Seite zieht. Nicht ganz so stark wie die beiden Vorgängerbands konnten die Küstenjungs dennoch eine ganze Menge Sympathie einfahren und mehr als eine Handvoll Leute vor der Bühne versammeln. Ich hörte jedenfalls nach dem Auftritt aus vielen bierbefeuchteten Kehlen, wie geil doch der Auftritt war. Stimme zu… [od]

Dehuman reign aus Berlin plätteten im späteren Nachmittag die Scheitel all derer, die noch über solche verfügten. Guter Mischung aus Blast Parts und roher Keule. Kam trotz aller Härte sehr differenziert rüber und konnte insbesondere bei den Breaks punkten. Wie gesagt, gefiel mir der Sound um ein Vielfaches besser als bei den größeren Festivals oder in teilweise affenteuren Clubs.

First Aidmit der Berliner „Institution“ und Dauer-DJ Keksgrinder am Gesang boten dann eine willkommene Abwechslung zum Verschnaufen. Eher rifforientierter Heavy Metal der klassischen Sorte mit Schlagseite Richtung amerikanischer Power Metal der ´80er. [nw]

ääääh...sorry lieber Nick, aber da muss ich mal intervenieren, denn First Aid sind lupenreiner THRASH Metal, der anno 1991 auch locker von der Ostküste der Staaten hätte stammen können. Was für mich immer wieder bemerkenswert ist ist die Tatsache, dass unser allseits beliebter (und beleibter) Keks neben seinen Röchelballaden bei Harmony Dies auch die hohe Scream Kunst eben bei der ersten Hilfe beherrscht. Im Übrigen fand ich den Auftritt mehr als ansprechend und Max am Schlagzeug überragend. Ich kenne kaum einen Drummer, der so erbarmungslos sein Kit verprügelt, wie der Angler aus der Hauptstadt [od]

Auf die nächste Band Revel in fleshwarteten einige sehr gespannt (so auch mein Fahrgast aus Dublin). Die Band aus Baden-Württemberg hat mit ihrer schwedisch-angehauchten Death Metal Kante mittlerweile einige Follower gewinnen können. Hier gabs neben dem zu ertwartenden Geknüppel also auch endlich mal die typischen schwedischen Gitarrenharmonien abzufeiern, die man mittlerweile nicht mehr allzu häufig vernimmt. Trotz allem ein Brett..falls jemand Opeth erwartet hat....

Graveyardaus Spanien (nicht verwechseln mit den Stoner-Rockern Graveyard aus Schweden) waren im Folgenden vielleicht die abgefuckteste (aber oder auch deswegen beste) Band des Tages. Sehr erdiger, schmutziger Sound...Uffta-Uffta-Riffs en masse und eine pechschwarze Atmosphäre.  So muss Detah Metal klingen und der Abend beginnen.

Zwischendurch kann man auch mal gemütlich auf dem Protzen Gelände umherschlendern und einige nette Gespräche halten, während sich die meisten Bands gerne unter das Publikum mischen. Nicht nur die Legende Martin Van Drunen und seine Bandkollegen wurden immer wieder dabei gesichtet, von „fanboys/girls“ etwas umringt zu sein...

Zurück zu den drei restlichen Bands des Abends. Während ich den Auftritt der schwedischen Jungs von Centinexzugegebenermaßen etwas verschlafen habe...war ich dann zu den beiden Headlinern wieder hellwach. [nw]

…und da hast Du richtig was verpasst, denn die Schweden waren einfach nur bärenstark und bestätigten live, was sich auf dem letzten Album "Redeeming filth" bereits angedeutet hat: Sie sind zurück…und das mächtiger denn je. Eine grandiose Setlist und der neue absolute Überhit „Moist purple skin“ als Rausschmeißer. Scheiß die Wand an… [od]

So sehr ich van Drunen schätze und ihn wirklich für einen der besten, legendärsten Death Metal-Shouter halte...Grand Supreme Blood Court halte ich für das schwächste all seiner Projekte/Bands. Auf Platte relativ unscheinbar war ich aber mehr als positiv überrascht vom Live-Auftritt dieser Band beim Protzen. 2014 in der Knüppelnacht rauschten „GSBC“ mehr schlecht als recht an mir vorbei. Nicht so heute. Klar...sehr viel anders als Asphyx oder Hail of Bullets klingt die Band nicht. Dennoch..sie überzeugten; insbesondere bei den groovigen, stampfenden Mittelparts. Van Drunen´s Stimmbänder dürften ja eh nur noch am seidenen Faden hängen..deshalb klingt es halt auch so geil.

Morgoth machten dann ihrer Headliner-Position alle Ehre und lieferten wie zuletzt schon im SO36 und im Cassiopeia/Berlin einen rundum routinierten und gelungenen Gig ab. Mir gefällt ja auch die neue Platte ziemlich gut (diese Meinung wird ja nicht von allen geteilt) und finde das Engagement von Jagger sehr passend zum Sound der Band. Ich meine...diese Stimme ist einfach der Wahnsinn und hat auch Disbelief zu einer besonderen Band gemacht. Irgendwie am Ende wie ein hysterisch gewordener John Tardy mit dicken Eiern.

Damit schloss sich auch der Death-Metal Reigen für den Freitag, während die alkoholisierte Menge früh ins Bett gemusst hätte (was sie natürlich nicht tat), da es am nächsten Tag noch früher und fetter losgehen sollte.[nw]

P.S.
Da leider der Zugang zum Fotograben durch den Hangar erfolgen muss und die Hütte bei beiden Bands zum Bersten gefüllt war (und dadurch eine Thermik wie im Amazonas Regenwald herrschte), konnte sich Thor, trotz seiner ansehnlichen Statur, nicht durch die Massen nach vorne kämpfen, so dass Fotos beider Bands leider ausblieben. Wir bitten diesen Fauxpas zu entschuldigen…und wenn nicht, dann nicht… [od]

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