Wacken Open Air 2015 – Rain or shine, aber dieses Mal so richtig!!!
Freitag 31.07.2015 – Zweiter Festivaltag und endlich mal Sonne!
Oh Wunder, was so ein paar Sonnenstrahlen alles bewegen können. Der Matsch wurde weniger, bzw. fester. Dies bedeutete jedoch nicht unbedingt weniger Trainingseinheiten für die Oberschenkel. Dass das Wacken Open Air riesig ist, zeigte mal wieder der Umstand, dass es unmöglich schien, sich mal mit zwei anderen Jungs aus meiner Heimatstadt zu treffen. Egal was wir auch versuchten an Absprachen oder Treffpunkten, es kam immer zu einem „zu früh“, oder „zu spät“, oder es kam einfach was dazwischen. Super schade! (MG)
Etwas Gutes hat der ganze Tourismus rund um das W.O.A ja auch, viele meiner Lieblingsbands kennt kaum jemand und so gibt es erheblich weniger Gedrängel als noch 2006 oder 2007 und das bei wachsender Zuschaueranzahl. Für mich einer der Gründe überhaupt noch mal in den Norden zu pilgern, waren die Brasilianer von Angra, die sich hierzulande sehr rar gemacht haben. 45 Minuten sind zwar nicht sehr viel, erst recht da die Tontechniker bei der Partystage etwas geschlampt haben, aber Kiko und seine Mannen machten routiniert das Beste draus, und nicht wenige wussten es ihnen zu danken. Mit „Newborn me“, „Spread your Fire“, „Angels Cry“ und „Nothing to Say“ gab es viele schnelle Nummern die in den ersten Reihen frenetisch mitgegrölt wurden. Der Bassverstärker schien ein paar Totalausfälle zu haben, die nicht sehr souverän geregelt wurde, und leider waren Angra nicht die einzigen die darunter zu leiden hatten. Alles in allem war der Gig für die lange Wartezeit von 13 Jahren zu kurz, aber dennoch trotz technischen Unzulänglichkeiten jede Minute wert.
Im Anschluss ging es mal kurz zur True Metal Stage, zu den finnischen Kriegern von Ensiferum reinschnuppern und schauen was die Herren noch so drauf haben. Ich gebe zu, sie etwas aus den Augen verloren zu haben, verstehe ihre Songauswahl aber nicht ganz. Ebenso wenig erschließt sich mir, warum die Schwertträger auf größeren Bühnen anscheinend immer schlechteren Sound haben als auf kleineren. Mit „Lai Lai Hei“ packen sie mich noch einmal, wie schon 2005, aber ansonsten hat sie der Vikinghype etwas abgenutzt, was die diversen Jünger natürlich ganz anders sehen. Dennoch hätten ein paar schnellere ältere Nummern dem Gig sicher nicht schlecht getan.
Falconer, wieder auf der Party Stage, haben das verstanden, aber gut sie feierten auch ihren Liveabschied vom Wacken und wollten sich natürlich nicht lumpen lassen noch mal so viele Hits wie möglich in ihre 60 Minuten zu packen. Mit Hits wie „A Quest for the Crown“, „Upon the Graves of Guilt“, „Royal Galley“ oder „Northwind“ im Gepäck kann natürlich auch wenig schiefgehen auch wenn der Bassverstärker immer noch nicht zu funktionieren schien, was auch Falconer ein größtenteils bassloses Konzert bescherte. Die Schweden ließen die Musik für sich sprechen ohne großes Stageacting und verabschiedeten sich mit „Mindtraveller“ und „The Clarion Call“ in den Liveruhestand unter tobendem Applaus. Schade, die Falkenherren hätte ich gerne öfters gesehen. (FG)
Mich zog es am heutigen Tage das erste Mal zu Kvelertak vor die Mainstage. Sicher war der Gig von Kvelertak auf der großen True Metal Stage erste Sahne, Hits wie „Bruane Brenn“ und „Mjod“ zünden immer. Der Vergleich zu einem schweißgebadeten Clubgig ist jedoch unerreicht, da knallt der Death´n´Roll der sechs Norweger noch heftiger. Trotzdem ist es immer wieder beeindruckend, wie viele tausende Wacken-Touristen schon zur frühen Zeit, von halb drei Uhr nachmittags, frei drehten und die Band abfeierten. Wem Turbonegro mittlerweile zu lasch und zu beliebig geworden sind, der MUSS sich Kvelertak mal live geben!
Danach ging ich noch ins Bullhead-Zelt zur Headbangers Stage, dort spielten schon Truckfighters. Die drei Jungs aus Örebro/Schweden hatten das Publikum schon in ihren Bann gezogen und rockten gut ab. Die Band wird ja gerne in die Stoner Ecke geschoben, dessen Genre ich normalerweise wenig abgewinnen kann, gilt dies aus meiner Sicht schon als großes Plus für den Sound der Truckfighters. Die zockten ihr dreiviertelstündiges Programm professionell runter und ließen auch bei mir die Muskeln zucken. Daumen nach oben! (MG)
Weniger rar machen sich die Finnen von Stratovarius, die in der Vergangenheit immer ein Garant für gute Laune waren und an dieser Tradition sollte sich auch dieses Mal nichts ändern. Zwar schafften es die Tontechniker weiterhin nicht das Bassproblem auf der Party Stage zur Zufriedenheit zu lösen, aber es wurde immerhin besser, etwas zumindest. Die Mannen um Kotipelto stiegen gleich mit „Black Diamond“ ein, und legten mit „Eagleheart“ und „Against the Wind“ ordentlich nach, was die Masse ihnen mit lautstarkem Gesang dankte. Ein Best of Set aus dem reichhaltigen Repertoire an Ohrwürmern, und auch der Neuling „Shine in the Dark“ reihte sich problemlos mit ein, so dass am Ende nur ein Wehmutstropfen blieb. Ist es wirklich schon so spät? Ja, nach einer Stunde war mit „Hunting high and low“ schon Schluss, ich hätte noch eine weitere vertragen können.
Stattdessen ging es zu den 80er Helden von Queensryche, die eine beeindruckende Fanschar vor der True Metal Stage aufweisen konnten und es den häufig älteren Semestern mit einem Set aus den ersten vier Alben auch gleich mal leicht machten. „Nightrider“ sorgte für einen Einstand nach Maß, mit „Breaking the Silence“ und „The Whisper“ zog man die auf die Seite, für die die „Queensryche“ Ep von1983 zu früh war. Über Todd la Torres Gesang braucht man eigentlich keine Worte mehr zu verlieren, er saß perfekt, und auch Sound und Performance stimmten. Auch ohne ein großer Queensryche Fan zu sein, muss man anerkennen, dass die Amis alles richtig machten. Das Set bestand zwar außer einem neuen Song, „Arrow of Time“ ausschließlich aus Material von 1983-1988 und außer mir schien die späteren Sachen auch niemand zu vermissen. (FG)
Mit Annihilator kam für mich ein weiteres Highlight des Tages auf der Party Stage. Gleich zum Start gab es die erste Single, zum neuen Album des gleichen Namens „Suicide society“. Definitiv kein schlechter Song, riss mich jedoch nicht gleich vom Hocker. Vielleicht auch wegen Dave Padden´s Abgang und der zunächst wieder ungewohnten Gesangsposition von Jeff Waters. Doch schon beim zweiten und bekannten Song „No way out“ waren diese Bedenken wie weggeblasen. Neben dem noch bekannten Drummer Mike Harshaw, konnte man den wieder zurück gekehrten Cam Dixon am Bass sehen und die zweite Gitarre übernahm ein gewisser Aaron Homma, ebenfalls Kanadier und noch ein unbeschriebenes Blatt bisher. Mit „Creepin´ again“ gab es noch einen weiteren Song vom neuen Album. Dieser klang schon mehr nach typischen Annihilator und überzeugte auch mich. Dazwischen und danach wurde eine weitere Stunde lang ein Best of Programm abgefeuert, das für mich keine Wünsche offen ließ. Selbst Drummer Legende Mike Mangini von Dream Theater, gab sich bei „Set the world on fire“ mal die Ehre mit Annihilator einen Song zu zocken. Geiler Gig und es ist einfach unglaublich, welche Signature-Riffs Gitarrengott Jeff Waters am Start hat, die erkennt man unter tausenden von Metalriffs sofort heraus! (MG)
Was Dream Theater dann auf der True Metal Stage abzogen war großes Kino, und hat mich einmal mehr beeindruckt. Ich war mir vorher nicht sicher, wie viele Wackengänger mit dem Fünfer etwas anfangen können, da die Musik für viele einfach zu komplex, zu verfrickelt ist und der Gesang die Lager ebenfalls spaltet. Stattdessen war es gerappelt voll, nicht so wie in früheren Tagen aber für alle Gigs, die ich mir dieses Jahr gegeben habe schon ziemlich voll und das um die Uhrzeit. Und dann war da noch der Sound, der für Dream Theater Verhältnisse zwar eher am unteren Rand anzusiedeln war, aber dennoch in einer ganz anderen Liga war als bei anderen Bands auf den Mainstages. Das Set begann mit „Afterlife“ vom Erstling und zog sich durch alle Alben durch, ohne irgendwann an Qualität einzubüßen. Der Klassiker „Metropolis“ begeisterte die Masse, „Panic Attack“ und „Constant Motion“ überzeugten die, die Band eher marginal wahrnahmen vom musikalischen Können. Mein Highlight war „Bridges in the Sky“, was supertight rüberkam und einfach mal wieder schön zu hören war. (FG)
Wieder vor der Headbangers Stage angekommen, sollten nun mein Festival Highlight schlechthin spielen. Ein Grund warum ich dieses Jahr unbedingt nach Wacken wollte, waren Armored Saint! Leider hatte ich es bisher nie geschafft, die Band mal Live zu sehen. Somit fand ich den Slot auf einer Zeltbühne zu spielen, auf dem W:O:A keinen ehrwürdigen Platz für diese begnadete Band. Dies auch, weil der Sound im Zelt nicht der beste war, jedoch sein müsste, für die filigrane Arbeit der New Yorker Jungs um John Bush und Joey Vera. Die kommenden 45 Minuten hatten es trotzdem in sich. „Win hands down“ und „An exercise in debauchery“ gab es vom neuen Album zu hören. „March of the saint”, „Raising fear”, „Left hook from right field”, „Reign of fire”, „Can u deliver” und mein alltime-fave der Band „Last train home” boten einen geilen, aber zu kurz geratenen, Querschnitt, durch das Schaffen der Band. Gänsehaut pur und hammergeil!
Mein heutiger Tagesabschluss bildeten die Bands Nuclear Assault und Ill Nino. Was könnte es schöneres geben als den Tag mit Nuclear Assault auf der W.E.T.-Stage ausklingen zu lassen? Letztmalig gesehen anno 1989, sah Danny Lilker immer noch aus wie früher, doch bei John Connelly flog mir doch glatt die Kinnlade runter. Kurze Haare – gut, kurze Hose, auch gut, aber Sandalen?! Er sah mit seiner braunen Weste, wie ein Wacken-Tourist aus dem Umland aus. Ok, heutzutage kein Thema mehr und eh sehr arrogant von mir, die Leute nach ihrem Aussehen zu beurteilen, also Schwann darüber. Die Setlist, über 45 Minuten, war sehr gelungen, u. a. mit „New song“, „Critical mass“, „Butt fuck“, „Sin“ und „Trail of tears“ zum Schluss. Der Sound war leider leicht matschig und wenig differenziert, was das Konzerterlebnis etwas trübte.
Gleich im Anschluss gab es auf der Nachbarbühne, der Headbangers Stage, noch Ill Nino zu bestaunen, mit ihrem New Metal meets Sepultura Groove-Thrash. Interessanterweise war hier der Sound wieder glasklar. Auch das Stageacting wirkte viel agiler und temporeicher als noch zuvor bei Nuclear Assault. Na ja, die Jungs werden auch gute 10 bis 20 Jahre jünger sein als die von Nuclear Assault. Songs wie „Te amo…I hate you“ oder „I am loco“ heizten nochmal ordentlich ein und animierten das Publikum regelrecht zum rumhüpfen. Mir gefielen Nuclear Assault zuvor jedoch um einiges besser, als der moderne Kram von Ill Nino. (MG)
Einer dieser Bands, die ich mag aber selten live gesehen hab, einfach weil sie nicht in der Umgebung spielen und sie mir nicht so viel Wert wären, dafür weit zu reisen sind Running Wild. Umso schöner die Herren nach 2003 mal wieder auf dem Wacken zu sehen. Als das Intro „Chamber of Lies“ aus dem Boxen kam, und mit „Under Jolly Roger“ begonnen wurde, ahnte ich allerdings noch nicht, dass man sich stilistisch größtenteils auf die 80er Alben eingeschworen hatte. Zwar waren mit „Jenning’s Revenge“ und dem Klassiker „Riding the Storm“ auch Songs am Start mit denen man wenig falsch machen kann, aber größtenteils gab es Live-Premieren von neuen oder alten Songs oder Songs wie „Genghis Khan“, „Raw Ride“ oder „Diamonds of the black Chest“. Dazu gesellte sich ein Sound, der die Melodien der Leadgitarre nur selten transparent zur Entfaltung kommen ließ. Schade, denn das Licht, die Pyroshow, quasi der komplette Rahmen um die Show war großartig, nur machte die Band nichts draus. Das obligatorische „Bad to the Bone“ und „Little Big Horn“ konnten dafür leider auch nicht mehr entschädigen. (FG)
Danach war für die Zephyrs Odem Vertreter vor Ort, Schicht im Schacht für diesen Tag – Gute Nacht!
Die Zephyr's Odem Crew
Marky [MB] | Florian [FG]