Wacken Open Air 2015 – Rain or shine, aber dieses Mal so richtig!!!
Samstag 01.08.2015 – Dritter und letzter Festivaltag, es reichte auch!
Wie geil, ausschlafen, aufstehen, ohne den Pavillon wieder aufbauen zu müssen und Frühstück aus den Vollen bei Sonne. So kann der letzte Tag beginnen. (MG)
Samstagmittag wollte ich dann mal schauen, was die Herren Powerwolf so zu bieten haben, von denen ich schon so einiges gehört hatte, hauptsächlich wie peinlich sie doch seien. Aber man soll ja bekanntlich allem eine Chance geben, also auf zur True Metal Stage und selber beurteilen. Die Herren aus dem Saarland versammelten schon eine größere gutgelaunte Menge und das um 13:00 Uhr, die sie auch gut bei Stimmung hielten. Die Musik ist schon nicht schlecht, nette Riffs, geile Hooklines, von Double Bass bis Midtempo alles am Start und durch den ständigen Einsatz von Orgel ist auch durchaus ein eigener Stil zu erkennen. Das ist aber nur die eine Hälfte der Wahrheit, die andere ist die Show. Geschminkt wie Black Metaler, und einer entsprechenden Bühne wirkt vor allem das Einbinden des Publikums, liebevoll auch Gemeinde genannt, auf Dauer einfach etwas affig, genauso wie Titel oder generell Lyrics, die man natürlich nicht ernst nehmen kann. Da sie sich aber einfach stark aufdrängen, ist es echt schwierig darüber hinwegzusehen und schmälert das Liveerlebnis etwas in Richtung der vorgeworfenen Peinlichkeit.
Im grellen Sonnenlicht präsentierten dann die Finnen von Amorphis Geschichten aus ihrer Heimat. Wir bereits im vorherigen Winter gab es für die Old School Fans den Klassiker „Tales from the thousand Lakes“ in voller Länge. Dieser Fakt war mir jedoch unbekannt, und kam mir nicht ganz entgegen, da mir die letzten Alben deutlich besser gefielen, aber sei‘s drum. Tomi Joutsen ist ein Klasse Frontmann und die ganz alten Songs mal zu erleben hat auch was. Ob „Into Hiding“, „Black Winter Day“ oder „Magic and Mayhem“, Amorphis konnten auch schon damals was und die Stimmung war gut. Obendrauf gab es dann noch „Against Widows“ und „My Kantele“, so dass man thematisch beim Trip weit in der Vergangenheit bleib und vor allem den Old School Fans ein breites Grinsen auf’s Gesicht zauberte. (FG)
Trotz hartnäckiger Anvisierung schaffte ich es nicht auf Skindred. Regelrecht unumgänglich war jedoch Mr. (ich erzähl dir mal was vom Pferd) Jones, alias Danko Jones auf der True Metal Stage. Ganze 75 Minuten durfte der Verbalakrobat sein Best of Programm zelebrieren. Ich kann ja durchaus verstehen, dass Vielen die langen Ansagen und Geschichten, die Danko zum Besten gibt, auf den Sack gehen. Für mich gehören diese definitiv zu einer Danko Jones Show dazu. Vor allem die Gedenken an die verstorbenen Musikern wie Ronnie James Dio, Jeff Hannemann oder die Ramones, stellen mir jedes Mal die, nicht vorhandenen, Nackenhaare hoch. Da Danko Jones mittlerweile aus den Vollen schöpfen können, gab es viele Hits und doch mussten wieder einige dem Rotstrich zum Opfer fallen. Cool waren aber „Code of the road“, “Forget my name”, oder „Gonna be a fight tonight“, vom aktuellen Album.
Was wären so große Festivals nur ohne so willkommene Stilwechsel wie Biohazard auf der Party Stage. Die vier Hardcore Recken aus Brooklyn heizten der Meute gleich ein mit „Wrong side of the track“, „Shades of grey“ und „Urban discepline“. Wer hüpfen konnte, hüpfte, der Rest bewegte sich so, in wie weit es der mittlerweile halbfeste Matsch zuließ. Das Pornokönig Evan Seinfeld nicht mehr dabei ist, tat der Show keinen Abbruch. Bobby und Billy zogen ihre gewohnt wilde Show ab und auch „Neuzugang“ Scott Roberts machte eine solide Figur am Bass und Gesang. Als sie dann noch „We´re only gonna die“ von Bad Religion zockten, war auch ich am jucken und mitgrölen. Gute Show! (MG)
Nach dem das letzte Grillfleisch aufgebraucht war, ging es dann zu Sabaton auf der Black Stage, die ein absolut identisches Programm spielten, wie auf ihrer Tour Anfang des Jahres. Wer es also ausführlich will, der stöbere an dieser Stelle mal nach. Die Kurzfassung sieht vollgendermaßen aus: Panzer auf der Bühne, Dresscode in Camouflage Klamotten, gutes Set aus alles Phasen der Band, viele einstudierte Gags zur Auflockerung der Veranstaltung und das alles unterbrochen von einer tobenden „Noch ein Bier“ gröhlenden Masse, die der Band aus der Hand frisst. Headliner auf dem Wacken vor einer tobenden Meute, das hätte ich 2005 noch nicht für möglich gehalten, und die Schweden selbst wohl auch nicht. Sie werden den Erwartungen aber absolut gerecht und auch die für mich schon ausgelutschten Witze ziehen immer noch und wirken nicht unsympathisch. Alles richtig gemacht also. (FG)
Da ich keinen Bock auf das militärische Gehabe von Sabaton hatte, begab ich mich zum drastischen Stilbruch und das obligatorische Wackenparty Touristen-Happening – Mambo Kurt. Für mich gehört der Orgel-Chef alljährlich zum W:O:A dazu, wenngleich auch nur einmal und dies am heutigen Samstagabend, auf der Beergarden Stage. Mambo Kurt ist sicherlich der Inbegriff des schlechten Geschmacks aus Metaler Sicht! Ich fand es demgegenüber schon immer lustig, wenn er Metal Songs verorgelte, oder Pop-Schlager auf Nintendo Gameboy versyntentisierte. Beim heutigen Auftritt hatte ich jedoch das erste Mal das Gefühl, das Mambo Kurt die Ideen ausgehen, oder sich der Spaß so langsam auch zur breiten Langeweile entwickelt. Alle Jokes waren bekannt und keine neuen Songs… Ne, ne lieber Mambo, wechsle mal den Anzug und lass dir bitte was Neues einfallen!
Nicht weit von der Beergarden Stage war es zum Wackinger Arial, auf dessen Wackinger Stage nun das schottisch-österreichische Duddelsack Kollektiv Celtica aufspielen sollte. Ein weiteres Kontrastprogramm zum Metal. Dieses Mal mit zwei Dudelsäcken, einer Geigerin, Percussion, Bass und Gitarre, aber ohne Gesang, sondern rein Instrumental. Ich kann definitiv viel mit irischer oder schottischer Kultur anfangen und das nicht nur des Whiskys wegen. Celtica verzückten das Publikum mit feschem Folk-Punk, der gut in die müden Beine ging. Mit der Zeit wurden die vielen Coverversionen und Traditionals jedoch ein wenig eintönig.
Das letzte Konzert das ich auf dem diesjährigen Wacken sehen sollte, war das von Judas Priest auf der True Metal Stage. Aufgrund meines früheren Abgangs will ich das Review doch lieber dem Florian überlassen, der darüber hinaus noch länger auf Achse war. (MG)
Mit Judas Priest gibt’s dann zum Abschluss noch eine Institution in Sachen Metal, und nach dem enttäuschenden Gig auf dem Graspop 2008 bin ich froh mir die Briten noch mal live gegeben zu haben. „Metal Gods“ wird lauthals intoniert, „Devil’s Child“ zündet auch nach über 20 Jahren noch, und „Jawbreaker“ mal wieder live zu sehen war auch geil. Dazu gab es natürlich auch Arbeit am Fließband, da die Crowdsurfer alle paar Sekunden über einen hinweg zogen, aber das war ja schon seit jeher so. „Beyond the Realms of Death“ setzte den gewollten Kontrast, und Rob Halford zeigte gerade hier, dass er wirklich Tage hat, an denen er noch ganz gut bei Stimme ist. Auch Richie Faulkner machte seine Sache souverän und strahlte viel neue Energie aus, die der Band im Allgemeinen gut tat. Und so kam es das nach „Electric Eye“ und „Painkiller“ meine anfängliche Skepsis verflogen war und ich die Pioniere in guter Erinnerung behalten kann.
Zum Abschluss des Festivals wollte ich dann den britischen Landsleuten von Cradle of Filth auf der Black Stage noch eine Chance geben, einer Band die keinen einzigen Song hat, der mich vollständig überzeugen kann, jedoch fast immer ziemlich coole Passagen irgendwo in der Mitte hat. Und etwas Black Metal Show zum Ausklang hat ja auch was. Der Gig war dann so wie erwartet, viel Show und eine düstere Atmosphäre was gerade um die Uhrzeit ziemlich gut wirkte, auch der Sound war für Black Metal Verhältnisse transparent. Dani Filth war bei guter Stimme, man verstand zwar kein Wort aber der nötige Druck war dahinter. Die Menschenmasse dünnte sich jedoch erheblich auch, und auch live packten mich die Songs leider nicht. „Her Ghost in the Fog“ war noch der beste Song, obwohl das Set an sich schon mit Hits gespickt war.
Auf dem Rückweg gab es noch das Ende von Santiano, wo vor der Party Stage gute Stimmung war und die Masse echt gut mitging. Eigentlich ein Armutszeugnis für ein Metalfestival, dass bei dieser Mainstreamscheiße mehr Leute mitgehen als bei vielen Metalacts aber das spiegelt das Flair von Wacken um 2015 ganz gut wieder. (FG)
Fazit Marky:
Das Matschchaos und das erste Mal auf dem normalen Campingplatz hat mir fast die Laune verdorben auf dem diesjährigen W:O:A. Wäre da nicht das weiterhin absolut internationale Publikum, die liebenswürdigen Dorfbewohner und natürlich wieder ein paar geile Liveauftritte mit den speziellen Wacken-Flair gewesen, müsste ich mich doch mal fragen, warum ich mir das alles antue?! Am Ende war alles wieder cool und Trotz das es wieder nicht AC/DC, oder Metallica sein werden, die im nächsten Jahr auf dem W:O:A spielen, werde ich wieder hinfahren. Denn auf welchem Festival dieser Größenordnung, bekommen Bands wie Savatage, King Diamond oder Tryptikon einen Headliner Status?! Das ist für mich auch Metal! Dazu und auch zum Thema Wacken Touris, lest doch bitte mal meinen Kommentar zur Mainstream Diskussion im Metal, hier auf unserer Seite: (hier)! Schade war, dass ich Waltari nicht mehr ankucken konnte, wegen der superspäten Spielzeit.
Fazit Florian:
Nachdem ich 2008 das letzte Mal auf dem Wacken war, war es schon interessant zu sehen wie sich das Festival entwickelt hat. Viele organisatorische Dinge sind deutlich verbessert worden, wobei man mit der Wettersituation dieses Jahr deutlich überfordert war. Anstatt den Schlamm abzupumpen hätte man vielleicht besser versuchen sollen wie früher Stroh zu verteilen, denn so war der Festivalspaß schon allein dadurch getrübt, das man eigentlich nirgendwo gut stehen konnte. Des Weiteren muss man einfach klar festhalten, dass Wacken kein Metalfestival mehr ist. Wacken ist vergleichbar mit Rock am Ring, die Zuschauer bestehen mindestens zur Hälfte aus Touristen die einfach nur saufen wollen und mit der Musik gar nichts am Hut haben, dementsprechend auf dem Campingplatz sitzen und den Rest mit Helene Fischer und Ballermannhits beschallen, und der Teil der sich Metaler nennt, kennt in der Regel auch nur seine 10 bis 20 Bands oder ein Genre und hört Metallica, Deep Purple oder Steel Panther. So habe ich erfahren das Dream Theater eine Castingband ist, Santiano Metal machen, und The Boss Hoss nach Wacken gehören. Einen Vorteil hat das ganze jedoch, und das ist der Platz vor der Bühne, der plötzlich bei jeder Band wieder vorhanden ist, die nicht auch im Radio laufen könnte. Der wichtigste Teil des Festivals, das Line Up und die Konzerte waren gewohnt gut und bleiben ein Grund warum Wacken attraktiver ist, als so manches andere Open Air. Allerdings wäre es hier gut mal wieder etwas zu reduzieren, da zu viele Bands gleichzeitig spielen und auch die Wege durch die Masse weiter werden.
Die Zephyr's Odem Crew
Marky [MB] | Florian [FG]