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FINSTERFORST – Zerfall (2019)

(5.671) Olaf (10/10) Black Forest Metal

Label: Napalm Records
VÖ: 02.08.2019
Stil: Black Forest Metal

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Na Herrschaftszeiten, das geht ja gut los. Zuerst fiel mir die superfette Produktion ins Ohr, die den Bathory angehauchten Beginn von „Wut“ großartig unterstreicht. Der nächste große Pluspunkt ist, dass man diesmal die Vocals und die tollen deutschen Texte von Olli klar, deutlich und akzentuiert verstehen kann, ohne auf die Phonetik achten zu müssen. Natürlich kommen hier auch erneut opulente Hörner und orchestraler Bombast zum Einsatz. Kurzum hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Hier länger der Song geht, desto mehr wird schon hier ganz klar deutlich, dass Finsterforst sich mit diesem Album mächtig weit aus dem Fenster lehnen. Selbstverständlich wird auch einmal mehr das Akkordeon bedient, was für Neueinsteiger natürlich ungewohnt ist, den Fans aber mittlerweile ein liebgewonnenes Accessoire ist. Es gibt alleine bei diesem Opener nur eine Zusammenfassung. Wer sich vorher mit Finsterforst noch nie beschäftigt hat, sollte diesen Song als Referenz zu Rate ziehen, um dann tief in diese musikalische Genialität einzutauchen. Fast 14 Minuten musikalische Kurzweil, mal getragen, mal rasend schnell die Synapsen in zwei Hälften spaltet.

Erneut ein magischer Beginn, der eine Quorthon zu aller Ehre gereicht hätte. Dazu gesellt sich eine Gesangsmelodie, die sich sofort im Kopf festsetzt und zum Mitsingen verleitet. Dennoch vergisst die Band nicht, die nötige Härte und Aggressivität in der Musik walten zu lassen, trotz des erneut massiven Einsatzes des Bläserensemble. Witzig finde ich den Umstand, dass es sich hier trotz achteinhalb Minuten Länge bei „Zerfall“ um den kürzesten Song des Albums handelt. Kinder, wollt ihr damit irgendwas kompensieren?

Auch bei „Fluch des Seins“ merkt man sofort, Abwechslung ist Trumpf. Der Beginn ist ziemlich rockig und wird erneut mit einem tollen Akkordeonspiel malerisch unterstützt. Wenn allerdings Olli „…sterben ist Leben…“ ins Mikro brüllt, geht die Luzi ab, und der Härtegrad nimmt gewaltig zu. Überhaupt sind Finsterforst auf diesem Album härter denn je und bedienen so sämtlich jede Spielart der schwarz angehauchten Musik. Es folgt ein ruhiger Mittelteil, bei dem man als Zuhörer ein wenig verschnaufen und mit geschlossenen Augen der wundervollen Lyrik der Schwarzwälder lauschen kann, die kurz darauf dann allerdings wieder an der Geschwindigkeit Daumenschraube drehen.

Mit „Weltenbrand“ bringen Finsterforst ihren eingängigsten Song aufs Tablet. Dennoch kann hier zu keiner Zeit von Langeweile gesprochen werden. Im Gegenteil, denn hier wird für die Verhältnisse der Band in kürzester Zeit von gerade mal neuneinhalb Minuten alles verarbeitet, was diese nur typischen Schwarzwald Sound ausmacht. Dazu stellte ich erneut fest, wie knüppelhart und Transparenz dieses Album aus dem Boxen ballert. Doch all dies was bisher geschah, war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was jetzt kommen sollte.

Leise atmosphärisch klingende Gitarren leiten nun den mit knapp 39 Minuten längsten Song in der Geschichte der Band ein, der mit einem höchst philosophischen Text einen postapokalyptischen Reigen startet, dem man nun nicht mehr entrinnen kann. Klar, man muss schon ein wenig Sitzfleisch aufbringen, um dieses Monstrum in einem Stück zu verdauen, doch es lohnt sich, da Finsterforst hier ungeniert ihrer scheinbar neu gewonnenen Liebe zum Post Black Metal frönen und diese wunderbar in ihre eigene Musik einarbeiten. Nach 16 Minuten begeisterte mich der mit akustischen Gitarren recht spirituell gehaltene Mittelteil, bei dem auch erneut dieser schamanenhafte Gesang den Hintergrund bemalt. Ein Hoch und Tief, Emotionen pur und eine kaum zu beschreibende Dichte durchziehen „Ecce homo“, welcher ein Manument von einem Song ist und das bereits vorher schon so hoch gepriesene Liedgut der Badenser auf ein neues Level stellt. Allein mit diesem Monster sind Finsterforst nunmehr in ihre eigene Liga eingezogen, haben den Thron bestiegen und werden von diesem so schnell nicht mehr vertrieben werden.

Nachdem es sich Equilibrium mit ihrem aktuellen Album sicherlich mit einigen alten Fans verscherzen wird, können Finsterforst diese Lücke problemlos schließen. Vielmehr werden hier nicht nur die Die Hard Fans erneut mit einem akustischen Meisterwerk beschallt, sondern es dürften sich auch eine ganze Menge mehr Leute neu mit dieser großartigen Band anfreunden. Neben ausschweifenden, opernhaften Kompositionen besticht dieses über alle Maßen fantastischer Album durch musikalische Brillanz und dürfte jeden Pagan, Viking, Black oder was weiß ich Metal Fan zu jeder einzelne Minute prächtig unterhalten. Und auch wenn man anfangs vielleicht aufgrund der exorbitanten Länge der Songs Angst haben könnte, merkt man diese nur bedingt. Wenn es jeder einzelne Song schafft, mich zu begeistern und Einzug in meine Playlist zu halten, ist die Höchstnote nur logische Konsequenz. Ein opulentes, magisches, schwarzes, sinistres und majestätisches Meisterwerk und die bisherige Quintessenz des Schaffens von Finsterforst. Vor dieser Leistung kann man nur den Hut ziehen und huldvoll auf die Knie fallen. Ein ganz klarer Anwärter für mein Album des Jahres 2019

Bewertung
: 10 von 10 Punkten


Tracklist:

01. Wut
02. Zerfall
03. Fluch des Seins
04. Weltenbrand
05. Ecce Homo
06. Fluch des Seins (Single Version)
07. Ecce Homo (Single Version)


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