Label: Trollmusic
VÖ: 25.08.2017
Stil: Black Metal
Meditatives Sinnentgleiten für Hartgesottene
Das Schwedenduo Fornhem bestehend aus Vartrudner (Vox, Drums) und Solbane (Saiten- & Streichinstrumente) zeigt sich auf seinem Debutalbum „Ett Fjärran Kal“l in jeder Hinsicht traditionsbewusst. Sowohl musikalisch als auch inhaltlich widmet man sich dem Thema Heimatverbundenheit. So geht der Name Fornhem (= altes Zuhause) auf eine Art Freilichtmuseum in Östergötland zurück, welches sich um den Erhalt und das Erleben schwedischer Geschichte bemüht. Des weiteren stehen die Themen Poesie und Mythologie sowie Naturverbundenheit im Vordergrund, und genau das hört man auch.
Mit sanften Meeresrauschen laden Fornhem einen ein, auf die Reise in die 90er des skandinavischen Black Metals. Ein hymnisches Gitarrenriff welches sich durch den Song zieht wie der Schwanz der Midgardschlange eröffnet "Ett fjärran kall." Getragen vom schleppenden Midtempo Drumming, untermalt vom berstig kehligen Gesang Vartrudner grollt sich der Opener in meine Synapsen. Alles knistert und knarzt ein wenig, was dem Gesamteindruck aber kein Abbruch tut, im Gegenteil, mich persönlich spricht dieser archaische Sound an, denn er passt.
Der zweite Song erinnert sehr an alte Enslaved Tage, allem voran Gesang und Rhythmik. Jetzt wird losgepeitscht und die wilde Raserei beginnt. Wie auch beim ersten Song, ändern sich Dynamik und Struktur recht spät und entfalten erst in den letzten Atemzügen ihr volles Potenzial. Einziger Kritikpunkt an der Scheibe.
Mit "Urdjupets svärta" zieht Fornhem einen jetzt endgültig in seinen Bann! Nach einem maritimen Songintro voll Wellengang und mittelalterlicher Zupfinstrumente, knallt einem plötzlich die geballte Wucht der Rhythmusinstrumente mit Kraft eines Donnerschlags frontal ins Fressbrett. Als würde Tyr einem sein Methorn stumpf in die linke Herzkammer jagen, und das letzte was man kostet bevor man abdankt, ist der süße Geschmack des Honigweins, der einem auf die Lippen spritzt! Eine Gänsehaut jagt die nächste. So muss nordischer Black Metal klingen. Hymnisch, karg, rau und treibend. Alles erinnert mich an eine neblige Schifffahrt durch eiskalte Fjordlandschaften. Die choralen Gesänge klingen wie der Stoß ins Nebelhorn. Und nie wird es kitschig, seicht oder verliert an Härte. Man bekommt einfach nicht genug von diesem schneidenden Gitarren und dem hypnotischen Schlagzeugsound.
Im letzten Song des knapp 47 minütigen 4-Track Debüts, hört man schon in den ersten 30 Sekunden die Liebe des Duos zu Burzum. Eine Band die Dunkelheit und Licht in sich vereint wie kaum eine andere in dem Genre. Viel Tremolo Picking und Meditationsrhyhthmik, das Schwarzkarma kann in diesem Song nochmal richtig aufgeladen werden. Ein regelrecht epischer Song beschließt das Ende dieser wirklich ungeschliffen-nordischen Eleganz. Fornhem schaffen es mit ihrem rau-romantischen Minimalsound diese Ära des Ursprünglichen ins Hier und Jetzt zu transportieren. Man schweift ab in eigene Jugendtage, als der Black Metal noch Seele hatte, Gefühl und rohe Anmut, und spürt tatsächlich eine Art Zufriedenheit, das nochmal erleben zu dürfen. Tack så mycket, Fornhem. Von mir fast volle Punktzahl. Anspiltipp: "Urdjupets svärta".
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Ett Fjärran Kall
02. Kosmik Dvala
03. Urdjupets Svärta
04. Fornhem