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GOAT THE HEAD – Et Lokalsamfunn I sorg (2023)
(8.318) Timo (8,0/10) Doom Metal/Crossover
Label: Crispin Glover Records
VÖ: 24.03.2023
Stil: Doom Metal/Crossover
Hinter dem Titel dieses neusten Goat The Head Outputs „Et Lokalsamfunn I Sorg“ verbirgt sich ein ausgeklügeltes Konzeptalbum. Angetrieben von der Idee dieses zu bewerkstelligen, wollten Goat The Head auch die ursprüngliche Natur der Band wieder ins Spiel bringen. Angestellt haben die Norweger es in dem jeder für sich seine Ideen festhielt, um sie dann gemeinsam kollektiv zu einem Ganzen verschmelzen zu lassen.
Bereits seit 20 Jahren auf Achse, hat der Vierer schon eine ganze Palette schräger Alben und Konzerte durchlebt. Auf dem aktuellen Langspieler hat man sich demnach auf ein eher wesentliches Unterfangen geeinigt. Textlich leben die Skandinavier sich auf norwegisch aus, konkret formuliert auf Trøndersk, was schon eine handfeste Besonderheit des neuen Werks ist. Dabei handelt es sich um einen Dialekt, der die heimatbezogene Art verdeutlicht, die im zentralen Teil Norwegens gesprochen wird. Auf dem 44 minütigen Album der Trondheimer geht es vor allen Dingen doomig zu Werke. Auf typisch skandinavisch, melodischer Art. Herausstechend ist dabei der röhrende Gesang von Per Spjøtvold, der sich zusätzlich noch den Background mittels Mundharmonika, Hammond Orgel und diversen Synthbombast verantwortlich zeigt.
Dabei versprühen Goat The Head eine doch auch vielseitige Ausrichtung, geben sich dabei black und heavy rockig, Erinnerungen an Klänge wie von Khold oder Sentenced zu „Amok“ Zeiten sind nicht fern. Das Album lebt von einem dunklen Antlitz. Ein Song wie „Kustus“ überzeugt dann auch recht schnell mit einem mitnehmenden Chorus. Zeigt sich dabei regelrecht bissig und ambivalent. Aufleben tut der Langspieler dann auch mit einem Song wie „Tornado Og Oljesol“, der neben Black Metal, 70s Rock mit einem ballernden Drumpart vereint. Verrückt. „Innrokt Akle“ ist da nicht weniger spannend, setzt auf Synth und einen orchestralen Touch. Das bezeichne ich gern als gelungen. Das komplett bluesige „Aksept“ ist zusätzlich wunderbar beschwingt.
Der ungewöhnliche Gesang, der eine Spur heiser ist, setzt einen schönen Kontrast. Nochmals nachlegen können sie mit „Varre Vanle“ der nochmal fett abliefert. Zwischen wilder Verzweiflung, gesanglicher Giftigkeit, auch thrashige/punkige Saitenhiebe verteilt, wow. Gegen Ende dann noch melodischen Black Metal mit Orgelsound und einem progressiven Finale alle Barrieren bricht. Damit aber nicht genug, dass von einer gewisser schauderhaften Atmosphäre einsetzende „Faansmakt“ lebt von einem schönen doomrockigen Horror-Charme, der einer Band wie Acid Witch nicht unähnlich ist. Liegt natürlich auch an einem gewissen 70s Rock/Doom Drive. Zum Ende begeistert mich dann auch noch „Kjiving (Ta Karro)“, das mit seinem schon komplexen, melodisch treibenden Progressive Heavy Rock Anteil, auch an Deep Purple recht nah ist. Wäre eigentlich der passende Schlusspunkt gewesen, dabei wirkt der letzte Song „Aupnar“ eher wie ein Bonustrack, der den guten Eindruck des Albums nicht zu höheren Weihen vorantreibt.
So steht am Ende einer eher komplexes, enorm vielschichtiges, extravagantes Doom Metal Album. Das viel Licht von enorm vielen Stilprägungen in sich aufsaugt. Speziell ist in jedem Fall der exzentrische Gesang, die unglaublich vielschichtigen Arrangements, der eigentlich fast nichts im Stromgitarrenuniversum verankerten Sounds auslässt. Diese Facetten kommen auch innerhalb der Songs immer wieder zum Vorschein. Die Band macht dabei keineswegs den Fehler dies schablonenartig anzuwenden, und hält den Überraschungsmoment komplett offen. Kaum zu fassen, dass der Frontmann Per Spjøtvold für die 500er Erstauflage dieser Platte extra 500 Bilder gezeichnet hat, die dem Cover beigelegt worden. Crazy Heads. Eine spannende Scheibe ist „Et Lokalsamfunn I Sorg“ in jedem Fall, die trotz ihrer komplexen Art, sehr viel Hörfreude kanalisiert.