Dieses Review habe ich immer ein klein wenig vor mir hergeschoben, denn trotz sämtlicher Lobhudeleien für die französischen Prog Deather konnte ich bislang nicht allzu viel mit Gojira und vor allem deren intellektuellen Anspruch anfangen. Daher ist das Frühwerk des Vierers um die Duplantier Brüder ein klein wenig schneller an mir vorbeigezogen als so manch andere Band und deren Scheiben. Dennoch muss ich natürlich meiner journalistischen Pflicht nachkommen (was ich ja auch in der Regel gerne mache) und mich mit „L’enfant sauvage“ näher auseinandersetzen. Dabei wurde ich allerdings dann doch etwas überrascht…
…und zwar nicht nur von der Tatsache, dass die Korrekte Übersetzung „Das wilde Kind“ und nicht „Elefanten Soße“ heißt und vor allem, dass die Mucke unserer westlichen Nachbarn durchaus ihre Reize hat. Klar eignen sich die 11 Songs keineswegs zum kollektiven abschädeln und doch ertappte ich mich mehrmals beim rigiden Kopfschütteln. Klar braucht man eine Weile, bis sich die Welt auf dem insgesamt fünften Longplayer komplett entfaltet, dennoch hat man bereits beim erstmaligen Durchhören das Gefühl, das selbst wenn die Jungs etwas progressiv werden, niemals die klare Linie vernachlässigt wird und somit Songs wie das völlig geile „Explosia“ oder das etwas doomig angehauchte „The fall“ ziemlich eingängig sind. Gleiches gilt für meinen Lieblingssong und gleichzeitigen Titeltrack, der einen klasse Rhythmus hat und durch eine formidable Leistung des Drummers Mario Duplantier besticht. Allerdings türmten sich dennoch bei mir zwei Fragen auf. Zum Einen: Was sollen diese doofen Blastbeat Parts auf „Planned obsolescence“, die den Song völlig kaputt machen und absolut nicht in das Gesamtbild passen? Und zum Anderen: Was soll der vertonte Blödsinn namens „The wild healer“? War das nen Scherz? Ich weiß es nicht und da Gojira leider ihre Performance auf dem diesjährigen WFF abgesagt hatten, konnte ich auch nicht danach fragen. Daher zieht dieses Teil doch ein wenig runter.
Dennoch ist „L’enfant sauvage“ ein ziemlich kurzweiliges Album geworden welches mich direkt dazu veranlasste, mir den Backkatalog von Gojira nochmals genauer anzuhören, wobei ich tatsächlich auf einige richtig gute Perlen stieß. Doch das, liebe Kinder, ist eine ganz andere Geschichte. Gutes, wenn auch nicht so überragendes Album, wie von Vielen beschrieben.
Bewertung: ausgewogene 8,1 von 10 Punkte
Tracklist:
01. Explosia
02. L’enfant sauvage
03. The axe
04. Liquid fire
05. The wild healer
06. Planned obsolescence
07. Mouth of Kala
08. The gift of guilt
09. Pain is a master
10. Born in winter
11. The fall