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GREENLEAF – The Head & The Habit (2024)
(8.962) Jörn (10/10) Stoner Rock
Label: Magnetic Eye Records
VÖ: 21.06.2024
Stil: Stoner Rock
Da ist es dann wohl. Mein persönliches Album des Jahres. Darauf lege ich mich einfach jetzt schon einmal fest. Waren es im letzten Jahr GREEN LUNG mit ihrem magischen „This Heathen Land“, die mich auf eine bis heute nicht enden wollende Reise geschickt haben, sind es diesmal GREENLEAF mit „The Head & The Habit“, die mich vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen haben und mich seit Wochen dort nicht mehr herauslassen wollen.
Die Urväter des Stoner-Rocks KYUSS habe ich altersbedingt leider knapp verpasst, trotzdem haben sie meinen Musikgeschmack in meinen Teenagerjahren sehr geprägt. Seither habe ich habe mir ein besonderes Herz für diese dreckige urwüchsige Art der Rockmusik bewahrt. GREENLEAF schlagen genau in diese Kerbe, würzen ihren Sound allerdings mit so wohlschmeckenden Zutaten wie Rotzrock und einer staubigem Bluesnote an.
Nun liegt das neue Werk der einst als Nebenprojekt von Mitgliedern aus Dope-Rock erfahrenen Kombos wie DOZER oder DEMON CLEANER gegründeten Band vor. Ihre vorherigen Platten haben mir zwar gefallen, aber so richtig angebissen hatte ich bislang nicht. Beim nun erschienenen neunten Album ist das anders. Dabei habe ich mit Pot, Grass, oder wie auch immer das Zeug gerade so genannt wird, eigentlich so gar nichts am Hut. Aber diese Grünblätter sind einfach zu verführerisch, als dass ich mich ihnen entziehen könnte.
Dass die drei ersten Songs von „The Head & The Habit“ als vorab veröffentlichte Singles ausgewählt wurden, macht absolut Sinn. Denn gerade am Anfang der Platte geht es relativ unverkrampft und eingängig zu und verschafft einen leichten Zugang zum Album. „Breathe, Breathe Out“ bringt einen gleich direkt auf Betriebstemperatur und groovt wie Hölle. „Avalanche“ wirft im Anschluss noch ein paar Kohlen mehr in den Ofen, bevor einem dann mit „Different Horses“ ein so dermaßen heißer Kracher um die Ohren gefeuert wird, dass ihm der Titel Wüstenrock-Ohrwurm des Jahres sicher sein dürfte. Besser kann man ein Album einfach nicht beginnen. Punkt.
Das etwas kantigere „A Wolf In My Mind” zeigt dann, dass GREENLEAF noch viel mehr im Gepäck haben und setzt ein erstes emotionaleres Ausrufezeichen.
Nach diesem furiosen Quartett ist eine kleine Verschnaufpause bitter nötig. Wie gut, dass bei „That Obsidian Grin“ der Fuß erst einmal komplett vom Gaspedal genommen wird. Trotzdem wird es hier nicht weniger intensiv. Im Gegenteil. Das kürzeste Stück der Platte wird komplett von Sänger Arvid Jonsson getragen, der hier mit seiner rau bluesigen Stimme in weniger als zwei Minuten eine dermaßen emotionale Performance abliefert, als hinge sein Leben davon ab. Was hat der Kerl für eine großartige Stimme. Die hierbei aufkommende meterdicke Gänsehaut hallt dann in das die zweite Albumhälfte eröffnende „The Sirens Sound“ nach, das genau wie das anschließende „Oh Dandelion“ wieder mehr nach vorne geht.
Den letzten großen Höhepunkt liefert dann „The Tricking Tree“, bei dem noch einmal auf der kompletten Gefühlsklaviatur gespielt wird. Nach der wilderen ersten Hälfte wechselt der Song in bluesige Gefilde und jammt sich gespickt mit tollen Soli ruhig zu Ende.
Dass das Album dann mit „An Alabastrine Smile“ relativ entspannt und klein ausklingt, ist genau die richtige Entscheidung. Denn bis hierhin haben die Schweden so viele große Riffs und sofort im Hirn klebenbleibenden Melodien aufgetischt, dass man fürs Erste mehr als genug zu verarbeiten hat. Und trotzdem verspüre ich jedes Mal wieder den Impuls, direkt noch einmal alles von vorne zu hören. Denn mit jedem Durchlauf offenbaren sich mir weitere Facetten, die dazu führen, dass ich das Album noch weiter ins Herz schließe.
„The Head & The Habit“ ist oft pulsierende Energie und dann plötzlich pure Emotion. Es kratzt und beißt, nimmt dich aber auch in den Arm, wenn du es brauchst. Es ist nie zu verkopft, aber auch nie zu einfach oder oberflächlich. Es raucht, qualmt, staubt, berührt und vereinnahmt. Es ist berauschend und beseelend zugleich. Oder anders gesagt: Einfach extrem geil!
Anspieltipps: „Breathe, Breathe Out“ und „Different Horses“
Bewertung: 10 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Breathe, Breathe Out
02. Avalanche
03. Different Horses
04. A Wolf In My Mind
05. That Obsidian Grin
06. The Sirens Sound
07. Oh Dandelion
08. The Tricking Tree
09. An Alabastrine Smile