Label: Metalville Records
VÖ: 26.07.2019
Stil: Folk Metal
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Die Ostwestfalen HARPYIE firmieren unter der Genrebezeichnung „Folk Metal“. Doch diese Bezeichnung trifft es nicht unbedingt voll ins Schwarze. Was die Band hier auf „Aurora“ zelebriert, hat zwar schon etwas von Mittelalter-Rock, allerdings zeigt sich der Einsatz traditioneller Instrumente, und ich möchte hier die Geigenarbeit besonders hervorheben, eher im Bombast-Rock. Es sind zwar etliche folkmäßige Parts enthalten, aber es geht doch recht oft ziemlich sinfonisch zu.
Der Opener „Morgenstern“ kommt schon mal mit orchestraler Breite und ziemlichem Drive daher, dass mir erst mal die Ohren wackelten. Danach wird es etwas ruhiger, langsamer, aber nicht weniger gehaltvoll. Erst mit „Seemann Ahoi“ wird wieder etwas Gas gegeben. Überhaupt bewegen sich die HARPYIEn eher im gemächlichen Gleit- als im rasenden Angriffsflug. Ab und an laufen sie etwas Gefahr, nahe am Schlagerfach vorbeizuschrammen. Das wird dann gegen Ende doch relativ gut abgefedert, denn mit „Vendetta“ und vor allem mit dem Hammersong „Blut Und Spiele“ werden dem Hörer doch zwei recht fette Kracher auf die welken Lauschbretter genagelt. Natürlich ist hier auch nicht alles Gold, was glänzt, denn „Inferno“ finde ich persönlich etwas schnulzig geraten. Zu Erwähnung bringen möchte ich allerdings auch noch, dass ich die- deutschsprachigen – Texte recht gelungen finde. Das will erstens bei mir was heißen, und zweitens habe ich da dieses Jahr schon recht üble Erfahrungen sammeln dürfen. Texte mit Tiefgang, die auch fern von dumpfer Brachiallyrik sind, findet man nicht so oft. Fernab von bei Mittelalterrockern beliebten Themen wie Weib, Wein und Gesang oder dem neuerdings so angesagten Piratengedöns widmen sich die Federviecher psychologischen, zwischenmenschlichen und metaphysischen Themen. Natürlich ist das nautische Thema nicht ganz vom Tisch, wie in „Seemann Ahoi“. Aber das ist nur das Trägermotiv für tiefergreifende Thematik. Natürlich werden die HARPYIEn sicher stark polarisieren. In anderen Reviews habe ich schon alles gelesen, von „Totalausfall“ bis „Next Big Thing“, was wieder zeigt, dass man Leuten, die Reviews schreiben, einfach nicht trauen kann…oh….Mist…. Aber egal, insgesamt ist mir die Geschichte etwas zu ruhig geraten, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Für mich könnte es ruhig etwas mehr in Richtung „Morgenstern“, „Vendetta“ und „Blut Und Spiele“ gehen.
Aber zusammengefasst haben wir hier ein Album, welches einen weiten Bogen von Mittelaltermucke, über Bombast Metal, bis hin zum Gothic zieht, mit viel Melodie und recht guten Texten. Etwas zu ruhig für Pappnasen wie mich, aber dennoch nicht schlecht.
Anspieltipp: „In The Shadows“ und „Nevera“
Bewertung: 8,7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Morgenstern
02. Sternenfeuer
03. Nichts Mehr
04. Kompassrosen Welken Nicht
05. Seeman Ahoi
06. Kaleidoskop
07. Ikarus
08. Atlantis
09. Inferno
10. Vendetta
11. Blut Und Spiele
12. Winternachtstraum
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