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HELMS DEEP – Treacherous Ways (2023)
(8.574) Maik (8,8/10) US Power Metal
Label: Nameless Grave Records
VÖ: 05.09.2023
Stil: US Power Metal
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US Power Metal im Stile alter Bands wie X-CALIBER oder ATTACKER scheint sich wieder größerer Beliebtheit zu erfreuen. Zumindest kleinere Labels beliefern diesen Markt derzeit recht stürmisch. Und ich stolpere bei meinen YouTube- Ausflügen auch immer über solche Bands. Auf diese Weise ist mir, wenngleich auch mit einem Monat Verspätung, die Band HELMS DEEP unter die Nase gerutscht.
HELMS DEEP, klar, ‚Herr Der Ringe‘. Es gibt bzw. gab zwar schon ein paar Bands, die sich so genannt haben, aber auf derartige Mucke passt so ein Name natürlich viel besser. Das Album nennt sich „Treacherous Ways“ und stellt das erste musikalische Lebenszeichen der Combo dar. Das Wort Newcomer ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, stehen hier doch Namen wie John Gallagher (nicht der von DYING FETUS, sondern der von RAVEN) und Mike Heller, ebenfalls RAVEN, zu Buche. Sänger und Axtmann Alex Sciortino hat sich mit den beiden Rabenmännern zum Trio verstärkt, und widmet sich nun einer Spielart des Metal, welche nun völlig anders als RAVEN klingt.
Ja, wie ich schon schrieb, US- Power Metal, wie er in den frühen bis mittleren Achtzigern gespielt wurde. Schön heavy, aber auch melodiös, mit einer gewissen epischen Düsternis. Also genau das richtige für den Frühherbst. Natürlich ist in diesem Subgenre auch schon fast jede Melodie gespielt, fast jedes Riff schon mal geschrappelt und auch fast jede Textzeile schon mal verbraten worden. Doch das ist in diesem Falle völlig Wurscht, denn es kommt immer darauf an, wie so was gemacht wird, und da kann ich nur sagen, Chapeau, meine Herren.
Schon der Opener „Fire Rain“ ist ein kleines Meisterstück, welches selbst die faulste Couchpotato vom Sofa zerrt. Ich kann das beurteilen, ich bin eine selbige solche. Aber auch die anderen Songs wissen zu begeistern. „Fight Or Flight“ hat, besonders am Anfang eine ziemliche IRON MAIDEN- Schlagseite. Aber eine der früheren Sorte, die die Mannen aus Engelland heute gar nicht mehr hinkriegen, und dabei sind das doppelt so viele Leute wie HELMS DEEP.
Nicht nur songwriterisch, sondern auch vom Sound her könnte „Treacherous Ways“ auch Baujahr 1983 auf der Hülle stehen haben. Vierzig Jahre haben derartiger Musik immer noch nicht das Wasser abgegraben, was ich persönlich sehr schätze. Dabei finde ich nicht nur die Gitarrenarbeit von Sciortino bemerkenswert, auch gesanglich zieht er ordentliche Furchen, einige seiner Screams könnten durchaus mit Jon Oliva konkurrieren.
Die Songs sind abwechslungsreich gestaltet und lassen auch hier keine Langeweile aufkommen. Ins Balladengebüsch lassen sich HELMS DEEP nicht ziehen, dafür brillieren sie teilweise mit speedlastigen Riffs, wie im Song „Mountains Of The Scorpion“ in welchem aggressive Parts mit melodischen Komponenten wetteifern. „Headless Horseman“ hat sogar etwas von MERCYFUL FATE.
HELMS DEEP beschreiten also auf „Treacherous Ways“ keineswegs verräterische Wege, sondern frönen den Frühzeiten des US Metals, und dies nicht einfach als bloße Kopisten. Nein, eher schafft es die Band, den alten Spirit mit neuem Leben zu erfüllen. Die Songs sind richtig cool, verbinden perfekt Härte mit Melodie und machen einfach Spaß ohne Ende. Gekrönt wird die Scheibe durch ein geiles Artwork, welches durchaus im Stile eines Boris Vallejo daherkommt und schon optisch die musikalische Ausrichtung.
Anspieltipp: „Fire Rain“ und „Fight Or Flight“