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INCULTER – Morbid Origin (2023)
(8.670) Maik (8,8/10) Thrash Metal
Label: Edged Circle Productions
VÖ: 08.12.2023
Stil: Thrash Metal
Wie so viele andere Bands sind auch INCULTER bisher unter meinem Radar geflogen. Zufällig rutschten mir die Norweger mit ihrem dritten Longplayer bei YouTube auf den Riecher, und da diese Platte noch in unserer Restekiste für unausgelastete Redakteure vor sich hinschlummerte, habe ich mir das Teil gleich mal unter die zerfressenen Nägel gerissen.
Denn die Mucke, die die Norweger zocken, geht so richtig fein in ganz alte Schulsysteme des Thrash zurück, und zwar in die Klasse, die schon langsam ab und an in Richtung Todesbleiabitur linst. Und nach einem Intro ballern uns die Kumpels aus Norge eine schöne Walze vor den Bug und machen mit „Death Reigns“ klar, wo der Lachs seine Rundstykker kauft. Erinnert etwas an alten deutschen Thrash der Marke DEATHROW, wobei dieser Eindruck besonders durch den kehlig bellenden Gesang zum Tragen kommt.
Ganz so schnell wie beim Opener geht es nicht immer zu. Eigentlich sogar recht selten. Denn INCULTER wissen auch in langsameren Gefilden zu gefallen, scheuen sich auch nicht, Melodien einzusetzen und brillieren oftmals mit geilen Riffs, die sich aus dem Sound herauskämpfen.
Bei „Age Of Reprisal“ kommen sogar hymnisch- epische Klänge zum Tragen, was dem eher schleppenden Song ordentlich Theatralik verpasst, ohne jedoch in Schwulst zu geraten. Auch sonst wissen INCULTER, interessante Songs zu kreieren, die trotz ihrer teilweisen ausufernden Längen – der Titelsong kommt mit opulenten achteinhalb Minuten einher – keine Langeweile aufkommen lassen.
Teilweise stampfen sie fast doomlastig einher, dann semmeln sie im Affenzahn durch die Gegend, und dann werden sie richtiggehend technisch, aber alles im Rahmen alter Traditionen. Ich finde es geil, wenn dann wieder so ein Riff aus den Boxen rödelt, welches man sicher schon drölf mal gehört hat, aber eben gerade deshalb so geil die Entenpelle aktiviert.
Und wenn frühe KREATOR auf SEPULTURA zu „Schizo…“- Zeiten treffen, POSSESSED auf MEGADETH und TESTAMENT auf früheste METALLICA, bleibt keines Thrashers Höschen trocken. Und eben immer wieder dieser Wechsel zwischen beinhartem Thrashgewitter und ausufernden Melodiebögen macht das Album so interessant. Hier gibt es nicht wie bei anderen Thrashflegeln permanent highspeed auf die Mütze, hier wird fein mit Atmosphäre in allen Bereichen des Thrash gewildert und gezaubert.
Diese Dramatik findet im Titeltrack ihre maximale Entfaltung, denn hier geht es anfangs thrashig zu, KREATOR meets SEPULTURA (beide natürlich in alt) eben. Im letzten Viertel wandelt sich der Sound in eine packende Gitarrenmelodie, für das Meister Hetfield und sein Larsmuckel heutzutage ihre Großmütter verkaufen würden. Grammy statt Grandma! Ganz cool, daß diese Melodie am Ende von der Akustikgitarre aufgenommen wird und dergestalt im Lagerfeuermodus ausklingt. Klasse. Gänsehaut pur.
Ihr seht, das Album hat einige Hurraatome in meiner ollen Omme aktiviert, und wer auf die obig genannten Bands abfährt und abfeiert, sollte sich schleunigst diese Scheibchen in die heimische Sammlung hieven. „Morbid Origins“ ist die perfekte Mischung, um mit der harten Thrashaxt besinnlich auf die lamettabehängte Krüppelfichte einzuhacken.
Anspieltipp: „Death Reigns“ und „Morbid Origins“