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INFERNAL EXECRATOR – Diabolatry (2023)
(8.671) Maik (8,6/10) Black Metal
Label: Pulverised Records
VÖ: 15.12.2023
Stil: Black Metal
Kürzlich hatte ich es noch mit unserem Patrick um das Thema, dass dem heutigen Black Metal irgendwie der Spirit fehlt, den die Ikonen in den Frühneunzigern innehatten. Und irgendwie ist der Gedanke in meinem Kopf hin und her gerollt, was denn wohl diesen Spirit beinhaltet. Denn damit ist definitiv nicht gemeint, Kirchen abzufackeln, sich gegenseitig abzustechen oder rechts einzuparken. Black Metal war damals mit dem Satan verbunden, und der weist, wie man weiß, den Pfad zur Linken. Nicht ganz ernst gemeint, hähä.
Und irgendwie kam mir der Gedanke, dass vielen Schwarzmetallarbeitern heutzutage das Böse in der Musik abhandengekommen ist. Sie haben zwar alle Stilelemente und können auch ziemliche Hassbrocken zelebrieren, aber die abgrundtiefe musikalische Verderbnis geht ihnen oft ab.
Nun haben sich kurz vor dem Wiegenfeste unseres Heilands, Ian Frazer „Lemmy“ Kilmister, vier Schergen aufgemacht, um uns zu zeigen, wo der Gehörnte seinen Feueranzünder kauft. Und die kommen nicht aus Skandinavien, auch nicht aus den finsteren Katakomben Südamerikas und auch nicht aus diversen schwarzmalerischen Grüften Osteuropas, sondern aus Singapur.
Die Rede ist von INFERNAL EXECRATOR, und deren neuen Langeisen „Diabolatry“. Es beginnt zunächst getragen und der Rezensent verschob seine Hackfresse mit dem Gedanken ‚schon wieder so ein Intro‘. Doch weit gefehlt, denn nach einigen Takten geht die Post so richtig ab. Rasend schnelles Schwarzmetallgebrate, welches mich zunächst an War Black Metal gemahnte, angesichts der virtuosen Gitarrenläufe ist auch dieser Gedankengang in den Feuern der Hölle verbrannt.
Natürlich geben die Kollegen Gas, aber eben auf eher virtuose Art. „Panzerdivision Marduk“ kommt mir dabei in den Sinn, aber irgendwie hat die Mucke auch was von DESTRÖYER 666 auf Speed. Denn Geschwindigkeit können sie. Allerdings werden die rasenden Riffgewitter immer wieder durch Breaks und kurze Tempiwechsel aufgelockert. Die auf passend klischeehafte Namen wie Kommando Antichristo (b), Christslaughter (dr.), Halphas D. Nihilist (g.) und Lord Ashir (g./voc) hörenden Kameraden hämmern derartig brutal auf die Glocke, daß sogar der Leibhaftige einen Herzkasper erleidet, und froh ist, diverse Ärzte aus den Reihen der Organmafia unter seinen Klienten zu wissen.
INFERNAL EXECRATOR machen also keine Gefangenen, und vor allem haben sie dieses gewisse Maß an Bosheit im Rucksack, paaren ihre Hochgeschwindigkeitsattacken sogar mit Melodien und zeigen eine gewaltige Virtuosität, sowohl im Songwriting als auch in der Ausführung auf.
Bei derartigen Hoheliedern, die der Rezensent singt, muss selbiger allerdings auch den einen oder anderen Kritikpunkt anmerken. Obwohl ich das im Akkord ausgewalzte Schwarzmetall durchaus goutiere, zeigen INFERNAL EXECRATOR ihre Fähigkeit, auch im Midtempo ordentlich Engelsflügel zu rupfen, etwas zu selten, wie in „Infernal Storm Of Oblivion“, welches wie eine Mischung aus BATHORY und DESTRÖYER 666 klingt.
Aber zumeist schmettern uns die Singapuristen Hochgeschwindigkeitsgranaten wie „Marauders Prayers Of Profanation“ um die Ohren, dass der Stuck wie Schnee von der Decke rieselt. Wenn besagte Marodeure schon in dieser Form beten, will ich nicht wissen, wie sie nachher marodieren.
Was wirklich cool ist, dass die vier Schergen den Kram nicht nur rasend schnell und präzise zusammenkloppen, sondern dass das Ganze auch noch in einer wirklich guten Produktion herumkommt, die den schwarzmetallischen Flair nicht aus den Augen lässt, dennoch aber mit ordentlich Druck aus den Boxen rödelt. Dass die Gesangslinien teilweise recht gleichförmig klingen, kann man angesichts der Gitarrenarbeit verschmerzen, wirft aber dennoch einen kleinen Kritikpunkt auf.
Mir gefällt diese Metzelplatte ganz gut, und wer schon immer mal wissen wollte, wie es geklungen hätte, wären DESTRÖYER 666 auf die Idee gekommen, MARDUKs „Panzerdivision…“ zu toppen, der sollte sich schleunigst „Diabolatry“ auf die Lauschlappen tackern. Und gaaaanz laut aufdrehen und zuschauen, wie die gesamte Weihnachtsbeleuchtung der Nachbarschaft in einer Supernova verglüht!
Anspieltipp: „Terrorized Consecration“ und „Infernal Storm Of Oblivion“