Von Null auf Machine Head
Ihr habt noch nie von Diablo Blvd gehört? Ich bis vor kurzer Zeit ehrlich gesagt auch nicht. Daher vertrat ich ebenso die hierzulande vorherrschende, jedoch irrige Meinung es würde sich bei dieser Truppe um unerfahrene Newcomer handeln.
Dem ist allerdings keineswegs so, denn die Jungs aus Antwerpen wissen mit schweißtreibenden Live-Shows schon seit gut zehn Jahren die Fans in der Heimat zu begeistern. Darüber hinaus hat der Fünfer aber auch schon einige Tonträger und obendrein diverse andere geschäftstechnische Erfahrungen im Business vorzuweisen. Alles, was man zur Geschichte dieser Truppe wissen muss und auch warum das Quintett aktuell auf „Wolke Sieben“ schwebt, hat uns Sänger Alex Agnew am Telefon wissen lassen:
Vielleicht lässt sich unsere aktuelle Situation tatsächlich auf das Vokabel „Glück“ reduzieren, ich weiß es echt nicht. Wir scheinen jedenfalls zum allerbesten Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen sein. Als uns Nuclear Blast diesen Sommer unter Vertrag genommen haben, wuchs in uns zwar von Beginn an die Hoffnung ab sofort eine größere Nummer werden zu können, dass wir aber just in dem Moment als Devil You Know ihre Tournee im Vorprogramm von Machine Head absagen haben müssen, als allererste auf dem „Plan“ unserer Plattenfirma standen, konnten wir natürlich nicht vorhersehen. Es sollte also jedem klar sein, dass alle in der Band hoch erfreut gewesen sind, als der Vertrag unterzeichnet war, denn bisher hat man außerhalb unserer Heimat leider nur wenig Notiz von uns genommen.
Zu Hause in Belgien seid ihr aber längst eine durchaus respektierte Band, ja man kann durchaus sagen, eine verhältnismäßig große Nummer.
Ja, das kann man wohl so stehen lassen. In Belgien läuft es nämlich schon seit unseren Anfängen unter dem Namen Diablo Blvd gut. Wir kamen mit unserem Sound, den ich schlicht als Mixtur aus Hard, Heavy und Classic Rock sowie Heavy Metal bezeichne, schon bei den ersten Gigs ganz gut an und das ist zum Glück auch so geblieben. Auch unsere bisherigen Alben “The Greater God“ und “Builders Of Empires“, vor allem aber das in diesem Frühling fertiggestellte dritte, “Follow The Deadlights“, kamen gut an und brachten uns sowohl in den Niederlanden wie bei hier uns Auftrittsmöglichkeiten bei den ganz großen Festivals ein, wie etwa beim „Graspop“. Weiter haben wir es bis dato allerdings nicht geschafft, weil wir beim Sony Music-Ableger in den Benelux-Staaten unter Vertrag waren und der Vertrieb daher regional doch ein wenig eingeschränkt war. Da Sony Belgien aber unter anderem auch Nuclear Blast im Vertrieb hat, kamen irgendwann einmal doch die richtigen Leute ins Gespräch und dieser Zeitpunkt ist definitiv jener, an dem unsere Glückssträhne ins Laufen kam!
Wie war es denn für Euch, durch diese „Connection“ quasi aus dem Stand mit Machine Head auf Tournee zu gehen?
Überwältigend! Sicher ist nämlich, dass man so eine Chance in seiner Karriere als Musiker nicht allzu erhält und von daher waren wir uns von Anfang an bewusst, dass wir unser Bestes geben müssen um von den Fans der Band akzeptiert zu werden und sie obendrein auch noch für uns gewinnen zu können. Die Gigs durch Deutschland, Österreich und die Schweiz sollten uns auf jeden Fall helfen den Namen Diablo Blvd einigermaßen bekannt zu machen, so dass dann im Jänner, wenn “Follow The Deadlights“ erstmals weltweit erscheint, die Verwunderung über den Bandnamen nicht mehr ganz so groß ist. Dazwischen haben wir obendrein auch noch die Chance für einige Dates gemeinsam mit Life Of Agony entsprechend nachzulegen und auch dabei werden uns selbstredend voll ins Zeug legen.
Glück allein dürfte aber dennoch nicht des Rätsels Lösung sein, weshalb gerade ihr diese Chance erhalten habt?
Nein. Denn bei allem „Glück“, das uns momentan hold ist, muss man doch auch anmerken, dass wir nun schon seit bald zehn Jahren gemeinsam aktiv sind und wir allesamt sogar schon davor unsere ersten Erfahrungen als Musiker sammeln haben können. Dass bis jetzt nur ganz wenige Fans weltweit mit unserer Musik vertraut sind, liegt eher an der Geographie.
Du meinst, es ist ein Nachteil für einen Band aus einem Land wie Belgien zu stammen?
An sich sollte es für Fans doch vollkommen egal sein, aus welcher Ecke dieser Welt eine Band stammt. Im Endeffekt ist doch nur die Musik von Relevanz. Doch vielleicht wird man als Musiker eines kleinen Staates wie Belgien eben nicht ganz so ernst genommen. Wir sind aber nicht die einzige belgische Formation die in der Heimat relativ groß ist, deren Alben international aber dennoch nur vage wahrgenommen werden. Würden beispielsweise Channel Zero aus den USA kommen, wären sie bestimmt ein ganz großer Name in der Szene!
Dieser Meinung schließe ich mich sofort an und auch auf Lebenszeit ein Dasein fernab jeglicher Bekanntheit fristende Edel-Metal-Perlen mit Namen wie Target, After All, Sanity’s Rage, Patriarch oder Sons Of Jonathas wären wohl wesentlich gängiger, würden sie anderer Herkunft sein. Doch was hilft es schon sich zu beklagen?
Als Ausrede soll das aber auch nicht verstanden werden. Im Gegenteil, wir bemühen uns sehr wohl auch international reüssieren zu können. Die ersten Presse-Reaktionen auf das Album lassen uns sogar noch weiter auf der Euphorie-Welle schweben, denn man hat uns prophezeit, auch vom Publikum großer Bands wie Godsmack oder Black Label Society mit offenen Armen in Empfang genommen zu werden. Das hoffen wir natürlich auch, und dass man uns darüber hinaus sogar schon attestiert hat, wir wären wohl der ideale Opener für Metallica, stimmt uns noch zuversichtlicher!