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ERHOLSAME UND KREATIVE WOCHEN



Spiekeroog. 18,25 km² klein, keine Autos und die kürzeste Verbindung zum Land beträgt 5,7 Kilometer. Nicht unbedingt als Heavy Metal Hotspot bekannt gibt es dort dennoch einen Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die harten Klänge aus dem Nordseeheilbad hinaus in die Welt zu tragen: Markus Bünnemeyer. Euch kommt der Name bekannt vor? Klar, denn Bünne war einige Zeit sogar als Redakteur von uns tätig und tatkräftig, entschloss sich aber dann, mit Thrashhammer und vor allem Temple of dread seiner musikalischen Leidenschaft zu frönen und versorgt seitdem die Hörerschaft mit exquisitem Edelstahl.

In einem Abstand von gerade einmal 11 Monaten hat er zusammen mit seinen Bandkollegen Jörg Uken, den man ebenfalls als großartigen Produzenten kennt, und Slaughterday Gitarristen Jens Finger zwei großartige Alben veröffentlicht, wobei die zweite Scheibe "World sacrifice" noch in den Startlöchern steht und am 24.07.2020 via Testimony Records das Licht der Welt erblicken wird. Macht Euch auf etwas gefasst, denn traditioneller Todesblei aus Germanien kann enfach nicht besser klingen. Vor einer abendlichen Skatrunde schaffte ich es noch, mit Bünne ein paar Worte zu wechseln, ehe es um Ramsch, Mittelhand oder Grand ging.

Bünne, Dir müsste es doch momentan mehr als gut gehen, oder? Auf der Insel Spiekeroog bist Du in Corona Zeiten weit weg von einem möglichen Ansteckungsherd und hattest scheinbar dadurch auch genügend Zeit, um Temple of Dread weiter voran zu treiben.

Ich habe hier wirklich gerade ein paar überaus erholsame und kreative Wochen hinter mir! Wir standen auf unserer kleinen Insel ja quasi unter Quarantäne, da keine Urlauber anreisen durften und das Interesse von uns Insulanern, unseren sicheren „Port“ zu verlassen, war auch sehr gering. So langsam kehrt hier aber auch wieder etwas „Normalität“ ein. Die Aufnahmen zu „World Sacrifice“ hatten wir allerdings bereits vor dem Shutdown im Kasten, so dass Jörg in der Pause dann in aller Ruhe am Mix arbeiten konnte. Ich hatte so natürlich auch eine ganze Menge Zeit, das ganze „Drumherum“ zügig abzuarbeiten. Außerdem habe ich schon drei Songs fürs übernächste Album fertig… (lacht)

Vor knapp drei Jahren hast Du unter dem Namen Thrashhammer eine großartige Scheibe namens "At dusk thy awake" veröffentlicht und damit Deinen Faible für klassischen Bay Area Thrash ausgelebt.

Ich war dann allerdings doch etwas überrascht, als dann plötzlich mit Temple of Dread lupenreiner Todesblei auf der Speisekarte stand. Wie kam dieser „Sinneswandel“ zustande?


Thrashhammer gibt es nach wie vor, allerdings legen wir erstmal eine längere Pause ein. Mein Faible für Thrash wird niemals erlöschen und ich habe diesbezüglich noch regelmäßig coole Ideen für neue Riffs. Irgendwann werde ich hieraus ganz sicher neue Songs stricken.

Temple of Dread entstanden eigentlich aus einer Bier-Laune heraus: Ein alter Freund bot mir an, Texte für mich zu schreiben. Da dieser ein großer Death Metal Fan ist war mir von Anfang an klar, wohin die Reise gehen würde. Ich hab` dann mal gleich angefangen, die Saiten ein paar Halbtöne tiefer zu stimmen (lacht).

Das Dich mit Jörg eine lange Freundschaft verbindet weiß ich, seit wir uns damals im Juni 2016 beim Coast Rock Open Air kennengelernt haben. Wie hast Du aber Jens dazu gebracht, seine Saiteninstrumente beiseite zu legen und lediglich die Stimmbänder schwingen zu lassen?

Jörg und ich hatten die Songs für das erste Album komplett im Kasten und wollten uns damit auf die Suche nach einem passenden Sänger machen. Während einer Slaughterday-Probe schnappte sich Jens plötzlich das Mikro, schrammelte ein bekanntes Riff und intonierte sogleich „Living Monstrosity“ von Death! Ich war total perplex und geflasht. Am nächsten Morgen habe ich ihn gleich angerufen und ihm den Posten angeboten. Er dachte zunächst, ich wolle ihn verarschen, aber nach der ersten Probe war klar, dass Temple of Dread einen Sänger gefunden hatten. Ich bin immer noch begeistert, wie schnell er sich in diese neue Rolle eingefunden hat und wie massiv er bereits innerhalb des ersten Jahres seinen Stimmumfang und seine Technik verbessern konnte.

Wie hast Du es mit Deinen Mitstreitern geschafft, nach lediglich 11 Monaten mit „World sacrifice“ ein neues Album zu veröffentlichen? Oder stimmt meine Theorie, dass bei der Session zum Vorgänger "Blood craving mantras" viel Material übriggeblieben ist, was den „neuen“ Song fast gleichen Namens erklären würde?

Auf „World Sacrifice“ befindet sich tatsächlich nur neues Material, mit Ausnahme des Textes zu „Blood Craving Mantra“. Dieser sollte ursprünglich über das Intro des ersten Albums gesungen werden, allerdings passte das nicht so wirklich. So blieb das Intro ein Intro.

Ich habe berufsbedingt in den Wintermonaten relativ viel Zeit und habe mir zudem ein kleines Homestudio eingerichtet. Ich habe von November bis Februar intensiv an neuen Stücken gebastelt und diese dann zusammen mit Jens und Jörg ausgearbeitet. Ein Song („Symbiotic Delusion“) stammt zudem komplett aus der Feder von Jörg. Und dann gibt`s ja auch noch eine Coverversion von Morgoth


Wie kam es denn überhaupt zu „Sold baptism“?

Morgoth ist seit meiner Jugend eine meiner Lieblingsbands und vielleicht die beste deutsche Death Metal Band überhaupt. "Cursed" zählt zu den besten Alben der Ära und des Genres und ist ein Meilenstein im Old School Death Metal Kosmos. Für mich persönlich war "Sold Baptist" schon immer das Album-Highlight und es war mir eine Herzensangelegenheit, diesem Song entsprechend Tribut zu zollen. Jens`Stimme passt zudem wie Arsch auf Eimer!

Ich habe auf dem neuen Album eine Menge Riffs entdeckt, die durchaus auch von einer lupenreinen Thrash Band hätte stammen können. Ist das der für Dich vollzogene Spagat zwischen Deinen beiden Lieblings Musik Stilen?

Da ich für beide Stile eine große Leidenschaft hege, ist eine Verschmelzung natürlich nicht auszuschließen und punktuell sogar gewollt. Für mich persönlich haben sowohl Thrash Metal als auch Old School Death Metal ihren Ursprung im Punk. Ich finde, diese Stilrichtungen müssen schnell auf den Punkt kommen und dürfen nicht zu kompliziert sein. Bei vielen der modernen Thrash-Acts nervt es mich, dass pro Song 30 Riffs aufgefahren werden und dass selbst ich als Fan nach etlichen Durchläufen noch nicht sagen kann, welches Riff zu welchem Song gehört. Das war bei Sodom und Kreator in den Achtzigern definitiv anders.

Es ist doch auch sicherlich ein enormer Vorteil, wenn man mit Jörg Uken nicht nur einen versierten Schlagwerker an der Hand hat, sondern einen ebensolch bewanderten Produzenten mit einem renommierten Studio sein Eigen nennen darf, oder?

Ich kann mich unglaublich glücklich schätzen, Jörg dabei zu haben. Sein musikalischer Sachverstand ist enorm und sein Einfluss auf die Songs ist das Salz in der Suppe. Jörg beurteilt die Songs nicht nur aus Sicht eines Bandmitgliedes, sondern sieht die Songs „globaler“: Er analysiert bestimmte Aspekte als Produzent, streicht unnötige Passagen in den Songs oder ergänzt diese durch grandiose neue Ideen. Er weiß zudem, was auch beim Hörer gut ankommt und legt natürlich unglaublich viel Wert auf einen organischen, transparenten und natürlichen Sound. Zudem berät er mich stets zielsicher bei Artwork-oder Layoutfragen. Jörg hat immer das gesamte Endprodukt vor Augen und ohne ihn würde Temple ganz sicher nicht derart positive Resonanzen hervorrufen.

Du bist bei Temple of Dread zuständig für die Gitarren und den Bass, was den Verdacht nahelegt, dass es sich mehr um ein reines Studioprojekt als um eine Band handelt, die man auch mal live begutachten kann, was ich sehr schade finden würde.

Band vs. Studioprojekt, ich weiß es auch nicht so recht: Grundsätzlich erfüllen wir durchaus alle Kriterien, die auf eine Band hindeuten. Drei Freunde machen zusammen Musik, nehmen diese gemeinsam auf und veröffentlichen Platten. Alle haben gleiches Mitspracherecht. Aus unterschiedlichen Gründen – natürlich insbesondere Zeit/Termingründen – bekommen wir es aber voraussichtlich in absehbarer Zeit nicht hin, Live-Gigs zu spielen. Wir müssten dann ja auch noch einen zweiten Gitarristen und einen Bassisten finden und einarbeiten. Alles ganz schön stressig. Sollten allerdings gute Angebote von Konzert- oder Festivalveranstaltern kommen, werden wir die Option sicherlich konkreter prüfen.

Mit Jörg und Jens bist Du ja auch bei Slaughterday aktiv. Bietet es sich da nicht an, mit Bernd Reiners auch noch den vierten Mann ins Boot zu holen? Und gehe ich richtig in der Annahme, dass SD Priorität genießen?

Wir haben bei Slaughterday ja auch noch den zweiten Gitarristen Tobi. Stimmt – wenn wir den auch noch mit dazu holen, hätten wir das Live-Lineup zusammen! (lacht). Spaß beiseite: Tatsächlich hat Slaughterday Priorität und das ist auch gut so. Das ist eine unglaublich geile Combo und die Gigs machen tierisch Laune. Ich möchte auch nicht, dass es da womöglich zu viel terminliche Überschneidungen oder gar eine Art „Gig-Konkurrenz“ zwischen den beiden Bands gibt. Auch die Proben müssen immer gut koordiniert werden. Mir gefällt die aktuelle Situation sehr gut.

Du bist ja ein großer Fan von Henri Sattler, der nicht nur als Chef von God Dethroned großes Ansehen in der Szene genießt, sondern ebenso unter dem Banner Serpent King Guitars großartige Klampfen baut. Ich weiß, dass Du eine besitzt. Oder sind da schon ein paar dazugekommen? Was fasziniert Dich an diesen Gitarren?

Henri und ich sind seit einigen Jahren gut befreundet. Er hat mir nicht nur meine SKG Pulsar Gitarre, sondern mittlerweile auch zwei Bässe (Jura und Omega) gebaut. Ich finde es cool, ein absolutes Unikat zu spielen. Diese Instrumente wurden nur für mich und exakt nach meinen Vorstellungen gefertigt – in hoher Qualität und das zu einem absolut fairen Preis. Darüber hinaus sind insbesondere die Bässe für mich unglaublich leicht spielbar. Henri verwendet extrem schlanke Hälse und es fühlt sich fast an, als würde ich Gitarre statt Bass spielen.

Aufgrund der sehr kurzen Veröffentlichungsspanne habe ich mich in einem Review festgelegt und prognostiziert, dass das dritte Album im Juni 2021 veröffentlicht werden wird. Inwieweit liege ich damit richtig?

Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber das könnte durchaus passieren! Allerdings habe ich die Sorge, dass uns aufgrund des Corona-Shutdowns im nächsten Jahr eine historische „Veröffentlichungs-Flut“ bevorsteht. Unglaublich viele Musiker mussten zu Hause ausharren und dabei sind sicherlich ein paar coole Meisterwerke entstanden.

Wie geht es nun weiter? Seit dem letzten Slaughterday Album sind 4 Jahre vergangen, Temple of Dread hat hingegen 2 veröffentlicht. Wird SD nachlegen? Werden Temple of Dread endlich mal live spielen? Oder gründet Bünne jetzt noch eine Hillbilly-Bluegrass-Band? Zuzutrauen wäre es Dir durchaus…Also…was wird in naher Zukunft so gehen?

Also: Ich weiß nicht genau, was ich schon verraten darf, aber Slaughterday werden ihre Fans ganz sicher bald mit neuem Material beglücken - vermutlich sogar noch vor dem dritten Temple Album! (lacht) Ob Temple in absehbarer Zeit live spielen werden – ich weiß es nicht. Wir halten es da ein wenig wie Darkthrone – aber die Wahrscheinlichkeit uns jemals live zu erleben ist leider deutlich höher als bei den Herren Fenriz und Nocturno Culto. (lacht). Eine Hillbilly-Bluegrass-Band? Ich denke mal drüber nach…



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