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IOTUNN - Kinship (2024)

(9.147) Olaf (10/10) Death Metal


Label: Metal Blade
VÖ: 25.10.2024
Stil: Nordic Extreme Metal






Manchmal gibt es diese Alben, die einen von der ersten Minute an fesseln, als hätte die Band nicht nur Musik, sondern ein ganzes Universum erschaffen. Iotunns„Kinship“ ist genau so ein Werk – eine musikalische Reise durch die Welten von Härte, Melodie und Emotion, die keine Wünsche offen lässt. Seit ihrem Debütalbum bin ich ein begeisterter Fan, aber mit „Kinship“ haben die Dänen die Messlatte noch einmal deutlich höher gelegt.

Iotunn, gegründet 2015, haben sich mit ihrer einzigartigen Mischung aus Härte, Melodie und komplexen Kompositionen einen festen Platz in der Metal-Szene erarbeitet. Ihr Debütalbum Access All Worlds hat bereits gezeigt, dass hier eine Band am Werk ist, die weiß, wie man Emotionen in Musik verwandelt. Doch mit Kinship haben sie sich selbst übertroffen und das, obwohl ich bereits beim Vorgänger der Meinung war, dass ebenjener kaum zu toppen sein dürfte. Tja, so kann man sich irren.

Dieses Jahr hatte ich das große Glück, Iotunn auf der 70.000 Tons of Metal zu sehen – und was soll ich sagen? Live sind sie einfach der Wahnsinn. Auch auf hoher See schaffen sie es, ihre epische, komplexe Musik mit einer solchen Wucht und Präzision zu präsentieren, dass man aus dem Staunen kaum herauskommt. Kein Wunder also, dass ich mich riesig auf „Kinship“ gefreut habe, und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Der Opener „Kinship Elegiac zeigt sofort, wo die Reise hingeht. Knapp 14 Minuten voller Tempiwechsel, Riffgewitter, verträumter Passagen und komplexer Strukturen – andere Bands würden aus diesem Material ganze Alben machen, Iotunn packt es in einen einzigen Song. Und trotz der epischen Länge wird es nie langweilig. Die Band meistert die Balance zwischen Härte und Melodie meisterhaft, und Jon Aldara beweist einmal mehr, warum er einer der besten Sänger im nordischen Metal-Universum ist. Seine Stimme trägt die Songs, verleiht ihnen Tiefe und Emotion, die einen regelrecht mitreißen.

Dann folgt „Mistland“ – ein Stück, das sich fast schon wie ein Nebel über die Landschaft legt. Man kann quasi die karge, wilde Schönheit Dänemarks spüren, riechen und sehen, wenn man die Augen schließt. Auch wenn Drummer Björn Wind Andersen zwischendurch ordentlich aufs Gas tritt, bleibt die Stimmung stets melancholisch und voller Esprit. Die Gänsehaut will einfach nicht weichen, und das ist gut so.

Mit „Twilight“ setzt die Band nahtlos fort. Der Song kommt etwas flotter daher, verliert aber nichts von der emotionalen Wucht, die das gesamte Album durchzieht. Die melodischen Leads verschmelzen perfekt mit den harten Rhythmen, und man fühlt sich in einen Strudel aus Licht und Dunkelheit gezogen – ein absoluter Höhepunkt. Besonders berührend ist „I Feed the Night“. Dieser Song klingt sehr persönlich und bleibt größtenteils ruhig, durchsetzt nur von ein paar Midtempo Double-Bass-Passagen. Hier zeigt die Band, wie vielschichtig sie ist – nicht nur in der Härte, sondern auch in der Fähigkeit, intime Momente in epische Klanglandschaften zu verwandeln.

Mit „The Coming End“ erreichen wir dann wieder eine epische Ebene, die an die großen Meister des Viking- und Folk-Metals erinnert – Namen wie Bathory und Týr kommen einem unweigerlich in den Sinn. Doch trotz aller Einflüsse bleibt Iotunn unverwechselbar. Die Komposition ist komplex, die Emotionen tief, und die Atmosphäre dicht – ein weiteres Meisterwerk auf diesem ohnehin schon grandiosen Album. Dann folgt „Iridescent Way“, ein rein akustisches Stück, das mich persönlich besonders berührt hat. Nach drei Wochen in Schottland kann ich das Gefühl nur allzu gut nachvollziehen – dieses Zurückblicken auf die Heimat, das Hinterfragen des Lebens, der Flüsse, der Natur. Das Stück ist Gänsehaut pur, und wer sich nicht von der melancholischen Stimmung mitreißen lässt, hat kein Herz für Musik.

Earth to Sky“ ist die rasende Black-Metal-Nummer des Albums, die dennoch klar die Handschrift der Band trägt. Die Verknüpfung von extremen Metal-Elementen mit tiefgründigen Melodien erinnert an das mittlere Schaffenswerk von Emperor, doch Iotunn schaffen es, ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Der krönende Abschluss kommt mit „The Anguished Ethereal“. Ein knapp 12-minütiger Rausschmeißer, in dem die Band all die Emotionen, die sich über das Album angestaut haben, noch einmal rauslässt. Dieser Song ist ein emotionaler Höhepunkt, der alle Errungenschaften des Albums in sich vereint und die Hörer mit einem Gefühl tiefer Erfüllung zurücklässt.

Iotunn haben mit „Kinship“ ein Meisterwerk des nordischen Extreme Metals geschaffen. Die Mischung aus Härte, Melodie, und emotionaler Tiefe ist schlicht überwältigend. Sie schaffen es, auf ihrem zweiten Album bereits ein Level zu erreichen, das nur wenige Bands jemals erreichen – und übertreffen. Mit diesem Epos graben sie Borknagar und Konsorten locker das Wasser ab. Es wird schwer sein, Kinship jemals zu toppen, aber genau das macht Iotunn so spannend.


Bewertung: 10 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Kinship Elegiac
02. Mistland
03. Twilight
04. I feel the Night
05. The coming End
06. Iridescent Way
07. Earth to Sky
08. The anguished Ethereal




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