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IRON MAIDEN - Senjutsu (2021)

(7.299) Olaf (7,5/10) Heavy Metal


Label: Parlaphone
VÖ: 03.09.2021
Stil: Heavy Metal

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Wie soll man an ein Review einer Band herangehen, die mich und auch viele andere Generationen an Metal Fans geprägt, beeinflusst und auf diversen Wegen begleitet hat? Schwierig, denn ein falsches Wort kann bei Vielen als Gotteslästerung empfunden werden. Doch keine Bange Leute, ich bin selbst totaler Maiden Maniac, obwohl ich mit den letzten drei Veröffentlichungen so ziemlich gar nichts anfangen konnte und schon nicht mehr daran glaubte, irgendwann mal wieder was gescheit Neues von Iron Maiden zu Gehör zu bekommen. Doch…ich wurde überrascht, denn „Senjutsu“ bietet tatsächlich ein paar verdammt heiße Eisen, hat aber auch dicke Schatten, die ich hier mal eingehender beleuchten will.

Nach dem titelgebenden Opener bekam ich es, trotz der beiden hervorragenden Appetithäppchen im Vorfeld, ein wenig mit der Angst zu tun, da es sich bei „Senjutsu“ mehr oder minder um ein über acht Minuten langes Intro handelt, welches man gerne irgendwo anders hätte hin packen oder vielleicht sogar entsorgen können, da es sich um keine wirkliche kompositorische Glanzleistung der eisernen Jungfrauen handelt. Aber gut, es gibt ja noch genügend anderes Material, welches diesen Fauxpas ausbügeln kann.

Mit dem bereits bekannten „Stratego“ bewegt man sich meines Empfinden nach auf „7th son“ Pfaden welches (auch wenn ich jetzt von einigen gesteinigt werde - JEHOVA!!!) nie zu meinen Maiden Favoriten gehörte und von daher ebenfalls in die Kategorie gehobenes Mittelmaß einzuordnen ist. Das kann man von „The writing on the wall“ nicht behaupten, da ich die erste Singleauskopplung des Albums mit zum Besten zähle, was der Fünfer in den letzten 20 Jahren veröffentlicht hat. Der Refrain geht sofort ins Ohr, bleibt haften und zwingt einen instinktiv dazu, mitzusingen. Großartige Nummer, immer noch!

Mein erstes großes Highlight folgt mit „Lost in a lost world“, einem neuneinhalbminütigen Mammutwerk ganz in der Tradition der metallischen Helden, die hier all ihre Finessen ausspielen, mal langsam, mal etwas proggiger zu Werke gehen und gerade Dickinson zeigt hier eine extrem starke Leistung. Ein Song, der in seiner Komplexität gut und gerne auch auf „Piece of mind“ oder „Somewhere in time“ hätte Platz gefunden. Dem steht mein zweites Highlight namens „Days of future past“ in absolut nichts nach, denn dieser Song könnte, solange Maiden noch auf Tour gehen, zu festen Bestandteil der Setlist werden. Groovend, treibend, eine der schnellen Maiden-Nummern und verdammt einprägsam. Großartig!

Ebenfalls stark ist „The time machine“, wobei das Ding fatal an „The rime of an ancient mariner“ erinnert, doch wer sollte den Jungs böse sein, wenn sie sich selber ein wenig kopieren? Eben! Also aufgedreht und abgezappelt, denn dafür eignet sich das Teil prächtig. Damit schließt sich das erste Kapitel des neuen Albums und ich muss schon sagen, dass mir das alles ausgesprochen gut gefällt und für viel Kurzweil sorgt, auch wenn man der Opener gerne hätte weglassen können, aber das ist mein persönliches Urteil. Schauen wir mal, was CD 2 zu bieten hat.

Beginnt auf jeden Fall mit „Darkest hour“ verdammt stark, denn obwohl Maiden hier einmal mehr ein wenig langsamer aus den Boxen kriechen, macht der Opener der zweiten Scheibe ebenfalls mächtig Lunte, wobei hier die Gitarrenarbeit von den drei hauptberuflich angestellten Saitenhexern mal lobend erwähnt werden muss. Hier herrschen die typischen zwei (oder drei-) stimmigen Leads vor und man kommt unweigerlich ins Schwärmen und kann, wenn man die Augen schließt, herrlich entspannen. Obwohl…ist Heavy Metal nicht eigentlich genau für das Gegenteil bekannt und berüchtigt?

Ab „Death of the celts“ wird es allerdings etwas anstrengend, denn es folgen drei Songs mit einer Gesamtlänge von über 34 Minuten und normalerweise schalte ich nach 8 Minuten meist in den Stromsparmodus. Aber hier muss man natürlich hellwach sein, obwohl gerade der genannte Song an manchen Stellen tatsächlich Überlänge hat und durchaus kürzer hätte geraten können. Gerade das Zusammenspiel von Steve Harris mit seinen Gitarristen im Mittelteil wird viele Kinnladen nach unten klappen lassen, denn hier zeigt sich die jahrzehntelange Klasse und Eingespieltheit der Briten und auch wenn man hier locker 4 Minuten hätte abziehen können, ist „Death of the celts“ ein echtes Schmankerl geworden.

Leider kann man dies von dem mit 12:39 Minuten längsten Song „The parchment“ nicht behaupten, der unglaublich langatmig daherkommt und nie einen richtigen Drive bekommt. Das klingt mehr nach „Ach, ich habe einfach keinen Bock gehabt, mit dem Solo aufzuhören“, als nach einem strukturierten Songwriting. So nach dem Motto des Priesters, der gerne kürzere Predigten schreiben würde, doch wenn er anfängt, kann er mit dem Schreiben nicht aufhören. Leider ein Kandidat für die Tonne, auch weil Dickinson hier wirklich nur langweiliges Lala von sich gibt.

Etwas durchdachter ist da schon der Rausschmeißer „Hell on earth“, der aber leider auch viel zu lang geraten ist und keinerlei wirklichen Überraschungen bietet, außer dass man hier erneut einfach viel zu lange auf ein derselben Note herumgeritten ist, ohne wirklich einen Akzent zu finden oder zum Schluss zu kommen. Schade, denn gute Ansätze hatte das Ding allemal.

Klar klingt Bruce mal etwas gepresster als früher, klar ist Nicko etwas ruhiger geworden und und und…LEUTE!!! Hier musizieren insgesamt 389 Lebensjahre zusammen, die immer noch wissen, wo Bartel den Most herholt und es schaffen, an vielen Stellen dem Nachwuchs einen mächtigen Arschtritt zu verpassen. Ich finde es etwas schade, dass man erneut mit Kevin Shirley aufgenommen hat, statt vielleicht mal einen anderen Weg einzuschlagen, denn den Sound finde ich komplett zu lasch, da hätte ein wenig mehr Druck wirklich gutgetan. Dennoch ist das Jammern auf hohem Niveau, denn Maiden müssen Niemand mehr irgendetwas beweisen und hauen trotzdem ein paar bärenstarke Nummern raus, die ich so niemals erwartet hätte.

Fakt ist aber dennoch: Bei den noch im September kommenden Granaten haben selbst Iron Maiden mit „Senjutsu“, trotz der vielen positiven Ansätze, voraussichtlich keine Chance auf den Einzug in den monthly Warfare der besten 15 Scheiben. Aber der erneute Schritt hin zu guter, hörbarer Maiden Mucke ist endlich wieder geglückt, Goatseidank!


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Senjutsu
02. Stratego
03. The writing on the wall
04. Lost in a lost world
05. Days of future past
06. The time machine
07. Darkest hour
08. Death of the celts
09. The parchment
10. Hell on earth





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