Label: Massacre Records
VÖ: 23.08.2019
Stil: Power Metal
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Wie man ein Album nach dem Salatbar-Prinzip schreibt, lernen wir heute anhand des Neulings der Jungs von IVORY TOWER. Zunächst wählt man einen maximal aussagekräftigen Titel, der gleichzeitig die Meinung der beteiligten Musiker über ihr neues Werk mit der Unmissverständlichkeit eines Wandtattoos transportiert. In diesem Fall also: Stronger. Statement: abgeliefert. Als Grundlage kommt natürlich nur melodisch gespielter, mit Stakkatorhythmen aufgehärteter Metal in Frage – der Eisbergsalat des Metals. Damit das Ding aber auch wirklich als „Stronger“ wahrgenommen wird, dürfen ein, zwei Kellen Groove natürlich nicht fehlen - sonst würden bei dem, doch oftmals höher gehenden Gesang, am Ende die Cojones nicht als solche erkannt werden. Bestes Beispiel hierfür ist das unmissverständlich betitelte „Strong“, bei dem man sich fast in NDH-Sphären bewegt. Übrigens nicht der einzige Song, auf den das zutrifft. Und wo Stakkatogrooves zu finden sind, ist der beliebte Synthesizer natürlich nicht weit. Doch mit ihm verhält es sich, wie mit einem Caesar-Salad-Dressing: Die Anchovies sollten weder das einzig Herauszuschmeckende sein, noch so spärlich verarbeitet werden, dass sie kaum warnehmbar sind. Leider setzen IVORY TOWER hier oftmals auf ein Ende des Spektrums. Die Synthies werden am besten abgerundet mit einer guten Portion Patros äh Pathos. Hier ist das über die Maßen epische „The wolves you've let in“ zu nennen. Die Weichkäsestimmung setzt sich auch noch im nächsten und letzten Stück „One Day“ fort. Hier finden sich auch meine ganz persönlichen poetischen Highlights: „Your institution gives me confusion“ sowie „Where disaffection grows a chapter must be closed“. Natürlich kommt kein Salat ohne Dressing aus, bzw. kein Album ohne Produktion und da hat man sich wohl für eine Mischung aus Schleifpapier und Luftpumpe entschieden – Alles, was mal eckig gewesen sein könnte, wurde schön glatt geschliffen und vor allem Schlagzeug und Gitarren hat man noch gut aufgepustet.
Böse Zungen könnten mir nun unterstellen, ich würde das Genre nicht verstehen oder diese Art Musik schlicht nicht mögen. Dazu sage ich: Vielleicht. Aber wenn ich schon ein Album höre, bei dem kein einziger Song die fünf Minuten Marke unterschreitet und das insgesamt stolze 76 Minuten aufs Band bringt, dann darf es schon abwechslungsreich zur Sache gehen. IVORY TOWER haben es hörbar versucht aber überzeugen nicht. Eben wie eine Salatbar.
Bewertung: 4,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. The Offer
02. Loser
03. End Transmission
04. Money
05. In Me
06. Slave
07. Strong
08. Flight of the dragon
09. Life will fade
10. Passing
11. The wolves you've let in
12. One Day